Sensationelle Entdeckung auf einem Stoppelfeld im südlichen Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Am 14. Juli 20023 fand ein Landwirt dort einen erschöpften Basstölpel von der Nordseeküste.
Er wurde sofort in die Vogel- und Umweltstation Regenstauf des „Landesbundes für Vogelschutz in Bayern“ (LBV) gebracht. In Deutschland brüten die beeindruckenden Küsten- und Hochseevögel mit einer Spannweite von bis zu 1,80 Meter nur auf Helgoland. Für Bayern ist es erst der vierte bekannte Nachweis eines Basstölpels überhaupt. „Wir haben nicht schlecht gestaunt, als es sich bei unserem neuen Pflegling tatsächlich um einen erwachsenen Basstölpel handelte“, sagt Ferdinand Baer, Leiter der Vogelstation. „Diese Vögel können auf der Suche nach Fisch täglich mehrere hundert Kilometer zurücklegen, aber eben immer nur über dem Meer oder entlang von Küsten. So einen Vogel in Bayern zu finden, ist schon eine echte Sensation.“ Der Vogel hatte keine Verletzungen, war aber deutlich geschwächt und wird nun gepflegt. Wenn er sich vollständig erholt, soll er im August wieder an der Nordsee ausgewildert werden.
Tölpel sind leicht zu fangen
Wie genau der Hochseevogel nach Bayern kam, ist Spekulation. Eine mögliche Theorie ist, dass er durch die Gewitter in den letzten Wochen ins Inland bis nach Bayern geweht worden ist. „Wir können mittlerweile ausschließen, dass der Vogel aus einer Gefangenschaft geflüchtet ist, denn er trägt weder Ring noch ist er gechipt. Eine Abfrage in den europaweit fünf Zoos, die Basstölpel halten, ergab: es fehlt auch kein Individuum. Außerdem lässt sich aus seinem Verhalten schließen, dass er den Kontakt zu Menschen nicht zu kennen scheint“, so Ferdinand Baer. Dennoch zeigt der wilde Basstölpel kein besonders scheues Verhalten, was allerdings typisch für diese Art ist. Seefahrer bezeichneten diese Vogelart früher als „Tölpel“, weil sie sehr zutraulich ist, sich leicht fangen ließ und so zu einer einfachen, kulinarischen Beute für sie wurde.
Da das Team der LBV-Vogelstation nicht auf die Pflege von Meeresvögeln spezialisiert ist, hat es sich mit norddeutschen Fachleuten ausgetauscht, um den geschwächten Hochseevogel bestens versorgen zu können. „Von den hilfsbereiten Vogelexperten des Zoos Bremerhaven erhielten wir erste Tipps zum Futter. Die angebotene Makrele – sogar zum Sonderpreis vom Fischhändler – nimmt er zwar noch nicht selbstständig, aber er schluckt sie bereitwillig, wenn ich ihm das Futter in den Schnabel gebe“, erzählt Ferdinand Baer. Nun soll der Basstölpel noch knapp ein Kilo zunehmen, bis er wieder sein Normalgewicht von drei Kilogramm erreicht hat. „Auf den großen und kräftigen Schnabel des Vogels müssen wir beim Festhalten besonders Acht geben. Außerdem lagern wir den Vogel weich, um Verletzungen der Füße und der empfindlichen Schwimmhäute zu vermeiden“, so Baer weiter.
Stark von der Vogelgrippe betroffen
Sobald der Basstölpel wieder fit genug ist, soll er zurück an die Nordseeküste gebracht und dort ausgewildert werden. Das Waloseum, eine Auffangstation im Nationalpark Wattenmeer an den Ostfriesischen Inseln, wird den Vogel übernehmen, sobald er für den langen Transport an die niedersächsische Küste stabil genug ist und einen negativen Vogelgrippetest vorweist. Im vergangenen Jahr waren die Basstölpel stark von der Vogelgrippe betroffen. Etwa die Hälfte der deutschen Population in Helgoland ist daran gestorben. „Aktuell ist unser Basstölpel noch nicht ganz über den Berg. Wenn er sich gut erholt, werden wir ihn Anfang August an die über 800 Kilometer entfernte Nordsee bringen und zurück in die Freiheit in seinem gewohnten Lebensraum am Meer entlassen“, so der LBV-Vogelexperte.
-Pressemitteilung LBV-