Er ist schwarz, glitschig und schwer zu fassen, scheint aber für Hecht und Zander einen besonderen Leckerbissen abzugeben. Entsprechende Gummi-Imitate sind Pflicht in jeder Kunstköder-Kiste, meint Birger Domeyer.
Als Jugendlicher sprach ich einmal mit einem Fischer, der regelmäßig recht lange Aalschnüre in einem kleinen See in Nordfriesland auslegte. Bis zu 100 Haken befanden sich an so einer Schnur, jeder mit einem Tauwurm bestückt. Der Fischer prahlte natürlich besonders gern mit armdicken Aalen, die er erbeutete. Mich interessierten jedoch schon damals eher die Beifänge. Recht grummelig, fast schon verärgert, erwähnte er große Hechte, die ebenfalls regelmäßig an den Haken hingen: „Zwei bis drei Hechte sind jede Nacht dabei. Die haben es auf die Aale abgesehen, die an der Schnur zappeln. Blöde Hechte, machen nur alles kaputt.“
Auch als Schleppköder effektiv: Dieser 90er Hecht attackierte einen am Sideplaner angebotenen, 30-Zentimeter Real Eel spät abends.
Aus Sicht des Fischers ist der Ärger über die Hechte verständlich. Als Spinnfischer schossen mir natürlich gleich einige Fragen durch den Kopf: Wie sieht ein gutes Aal-Imitat aus? Muss man das nachts fischen, wenn die Aale auch aktiv sind? Und wie reagieren die Zander darauf?
Einfacher als gedacht
Dieses Schlüsselerlebnis mit dem Fischer ist nun gut 15 Jahre her. Seitdem habe ich viel ausprobiert, angefangen mit plumpen XXL-Twistern aus der Meeresangelei, die mehr wie zappelnde Mettwürste aussahen, bis hin zu echt guten Aal-Imitaten, die optisch schon extrem nahe an das Original heranreichen. Ganz ehrlich: Hechte nehmen das mit der Detailtreue zum Glück in den meisten Fällen nicht so genau. Ich habe sowohl auf die zappelnde Wurst in Chartreuse gut gefangen, als auch auf den hübsch modellierten Real Eel von Savage-Gear. In der Regel reicht also als brauchbares Aal-Imitat ein einfacher, großer Twister völlig aus.
Ganz anders stellt sich die Situation jedoch in klaren oder auch stark von Anglern frequentierten Gewässern dar. Hechte können dann recht argwöhnisch werden und unterscheiden schon sehr genau zwischen einem guten und einem schlechten Aal-Imitat. Besonders deutlich zeigte sich das mit dem Aufkommen des Real-Eels von Savage-Gear. Echter geht es kaum noch. An schwierigen Gewässern mit sehr großen Sichttiefen, wie etwa dem Laacher See oder dem holländischen Volkerak, stiegen mit diesem Köder die Attacken merkbar an, während der Standard-Gummifisch verschmäht wurde.
Auch wenn Aale tagsüber nicht an der Oberfläche umherschwimmen: Hechte beißen trotzdem darauf.
Farbspiele
Auch die Farbauswahl sollte mit Bedacht getätigt werden. Zwar macht es im ersten Moment wenig Sinn, eine möglichst naturgetreue Kopie eines Aals in der Farbe Firetiger in einen klaren See zu werfen. Hechte sehen das aber aus irgendeinem Grund anders. Gerade große Freiwasser-Hechte beißen hin und wieder sehr gut auf die kreischbunten Gummis, trotz Sonnenwetter und klarem Wasser. Auch eine lilafarbene Variante kann ich nur jedem ambitionierten Hechtangler ans Herz legen. Dieser eigenartige Farbton hat schon viele Tage gerettet. Mein Standard-Aal, mit dem ich das Angeln beginne, ist jedoch ganz klar die naturnahe Variante in Schwarz-Perlmutt.
So sieht ein fängiger Hechtköder nach wenigen Einsätzen aus. Tiefe Bissspuren zieren den Gummikörper.
Aal fängt überall
Mit einiger Neugier versuchte ich die großen Gummi-Aale natürlich auch im Freiwasser auf die typischen Maränen-Hechte. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob sich Aale oberflächennah über 60 Meter Wassertiefe aufhalten, zumal am Tage. Aber Hechte nehmen auch das nicht so genau. Sie kennen den Aal als Beute noch aus Zeiten, an denen sie am Ufer auf Beutezug gingen und attackieren einen Aal ohne Skrupel mitten auf dem See. Diese Erkenntnis nützt nicht nur Schleppanglern, denn wer gerne das Wurfangeln im Freiwasser praktiziert, kennt die Schmerzen im Handgelenk nach zwölf Stunden Power-Kurbeln eines unheimlich voluminösen Maränen-Gummis. So ein schlanker Riesen-twister lässt sich da schon deutlich ermüdungsfreier fischen, ohne an Attraktivität durch eine zu kleine Silhouette zu verlieren.