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Hecht-Hotspots am Kanal

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Hotspots am Kanal

von Matze Koch

A. Brücke – Einlauf – Verbreiterung

Brücken zählen zu den interessantesten Strukturen überhaupt. Unter den Bauwerken ist das Wasser meist tiefer und der Boden härter.

1. Die Hauptfließrichtung eines Kanals muss man unbedingt kennen. Dann wird es einfach sein, herauszufinden, wo tiefe Stellen ausgespült sind. Anhand der Strömung kann man auch gut das eigentliche Kanalbett erkennen (schwarze Linien!). Genau hier finden sich im Winter die Hechte, weil es tiefer ausgewaschen ist. Das Bett weicht manchmal kaum mehr als 20 Zentimeter von der Durchschnittstiefe ab, was aber völlig ausreicht, um gute Einstände zu bieten. Ein abgelegter Köderfisch am Grund ist immer einen Versuch wert. Herrscht leichte Strömung, lote ich die Tiefe exakt aus und lasse einen Köderfisch mehrmals hindurch treiben. Also niemals nach der ersten Drift gleich aufgeben! Oft schlagen die Hechte erst nach wiederholten Versuchen zu.

2. Auch an der Spundwand macht es Sinn, einen Köder treiben zu lassen oder es – noch besser – vertikal mit Köderfisch zu probieren. Hier findet sich viel Nahrung für die Beutefische des Hechtes. Ein vertikal angebotener Köfi lässt sich aufreizend langsam und ganz exakt über Grund anbieten.
3. Unscheinbare Einläufe werden fast immer unterschätzt. Selbst wenn nur wenig Wasser einströmt, sorgt die Eintrübung, die verschlammte Gräben einbringen, für hochinteressante Spots. An den Randbereichen und meist stromabwärts solcher „Trübungs-Fahnen“ lauern die Räuber gut geschützt durch die „Nebelwand“ auf Beute. Hier punktet eine hindurch driftende Montage. Mitten in der dicksten Suppe lasse ich einen duftenden Meeresfisch gerne kurz verharren, damit der Hecht „Witterung“ aufnehmen kann. Wenn der Köder dann aus der Trübung in sein Sichtfeld gerät, wird der Räuber zuschnappen.

4. Unter der Brücke ist meist die heißeste Stelle. Weil das Kanalbett hier deutlich schmaler verläuft, ist der Strömungsdruck am höchsten und wäscht die größten Tiefen aus, schafft nebenbei einen brettharten Grund. Hier sind Räuber nicht nur gut geschützt im Halbdunkel, auch unerfahrene Kleinfische, die von der Strömung mitgerissen werden, fallen ihnen zum Opfer.
5. An den Flanken einer Verbreiterung ist es deutlich flacher. Hier finden sich nicht nur im Frühjahr gute Stellen, sondern nach heftigen Regenfällen auch Hechte ein. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn die Strömung stark ist, weichen die Räuber auch im Winter ins Flachwasser aus, um weniger Energie zu verbrauchen. Hier lohnt sich ein statisch am Grund liegender Köderfisch und ein vertikales Absuchen der flachen Uferzonen.

Matze Koch war mal wieder erfolgreich – mit Pose und Köderfisch am klassischen Hechtfangplatz Brücke.

Lohnenswert sind Flachzonen auch, wenn es länger kalt war und dann die Sonne das Flachwasser um wenige Zehntel Grade erwärmt hat.
6. Am Grashang ist Nahrung für Kleinfische zu erwarten. Regenfälle spülen genau hier Nahrung wie Schnecken, Würmer und Insekten ein. Die Hechte wissen das und werden sich einfinden.
7. Vom Brückengeländer aus wird leider mancher Wohlstandsmüll entsorgt. Verliert man einen Gummifisch nach dem anderen in Einkaufswagen oder Fahrrädern, lasse ich eine Köderfischmontage über das Hindernis driften, denn so sehr man diese Ködergräber auch hasst, es stehen oft Hechte drin.

B. Pumpwerk – Kessel – Zuläufe

Pumpwerke sorgen für Extra-Strömung, was harte Böden und Vertiefungen mit sich bringt.

1. Direkt in den Betonröhren der Zuläufe stehen Räuber. An sonnigen Tagen verziehen sich auch Hechte ins schummrige Halbdunkel. Herrscht wenig Strömung, setze ich eine Segelpose ein, denn in den Röhren gibt‘s immer leichte Zugluft. Der Köderfisch wird dabei in Vorfachlänge unter der Pose angeboten, denn die Röhren sind meist flach. Direkt am Ein- und Auslauf biete ich einen Köfi pendelnd an. Die Rutenspitze befindet sich direkt über dem Spot. Damit der Köderfisch an Ort und Stelle pendelt, clippt man die Schnur ein (oder klemmt sie unter ein Gummiband); alternativ, bei harter Strömung, kommt die Freilauffunktion der Rolle zum Einsatz.
2. Direkt vor dem Pumpwerk ist es tief und der Boden hart. Dennoch stehen hier seltener Räuber, weil der Druck und der Lärm zu groß sind. Wenn es im Winter aber knackig friert, bleibt es hier am längsten eisfrei. Dann befische ich diesen Platz mit einer abgelegten Rute. Eine Makrele am Grund bringt vielleicht den Meterhecht.
3. Uferzonen, die am weitesten von der Strömung entfernt liegen, bergen oft Krautfelder, die hier gut wachsen können. Am Rand des Grünzeugs einen Köderfisch schwebend zu präsentieren, entpuppt sich oft als gute Idee. Dafür ist die Stellfischrute wie gemacht. Mit ihr bietet man den Köder dicht über Grund an, ohne dass er verdriften kann.
4. Wenn die Pumpen laufen, sind die ruhigeren Zonen am Rand der Strömungskanten einen Versuch wert. Sowohl Kleinfische als auch Hechte verdrücken sich dann hierher. Bei ruhigem Wasser bringt dieser Bereich selten Bisse.
5. Die Mitte des Kessels ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen. Eine driftende Montage gibt Aufschluss darüber, ob sich hier Hechte aufhalten. Bekomme ich einen Biss oder fange einen Fisch, lege ich genau da auch einen Köder am Grund ab.

C. Bohlen – Stege – Bootsanleger

Bohlen und Stege sorgen für Verwirbelungen, und auch im Strömungsschatten der Bootsanleger lauern oft Hechte.

1. An Bohlenreihen verwirbelt die Strömung. Das nutze ich aus, um meinen toten Köfi in Bewegung zu versetzen. Scheuen Sie sich nicht, den Köder auf direkter Tuchfühlung unten an einem dieser Pfähle anzubieten. Hechte lehnen sich oft regelrecht an diese Bauwerke. Die Hängergefahr nehme ich dabei in Kauf.
2. Um sich zu tarnen und Strömungen zu entgehen, liegt nicht selten hinter nahezu jeder Bohle ein Hecht auf der Lauer. Dafür kann man auch mal aktiver fischen und einen Köderfisch am Drachkovitch-System direkt an den Bohlen entlang zupfen.
3. Ecken sehen unscheinbar aus, aber auch dahinter lauern Räuber. Dabei muss man wieder unbedingt die Strömungsrichtung bedenken. Die Räuber wollen von ihrer Beute nicht gesehen werden und gleichzeitig sofort angreifen können.
4. Bootsanleger sind interessant, weil die Boote Schatten spenden. Das macht die Hechte unsichtbar. Direkt davor angeboten, wird ein Köderfisch sein Ziel nicht verfehlen.
5. Abgelegene Hotspots wie eine Mauer oder überhängende Bäume in ruhigeren Zonen, die man mit Würfen nicht erreicht, versuche ich mit der Segelpose anzusteuern. Wenn der Wind richtig weht, stoppe ich die Montage dann alle paar Meter, um den Köder verführerisch pendeln zu lassen.
6. Direkt unterm Steg ist auch oft was zu holen. Loten Sie genau aus! Ist es flacher als einen Meter, wird Ihre Silhouette auf dem Steg eine deutliche Scheuchwirkung haben, dann sind die Chancen auf Beute eher gering.

D. Bauwerke (Mauern) im Wasser

Bohlen und Stege sorgen für Verwirbelungen, und auch im Strömungsschatten der Bootsanleger lauern oft Hechte.

1. Geht’s noch langweiliger? Mauern, die in einer Innenstadt den Kanallauf bestimmen. Doch auch hier gibt’s Hotspots. Eine kleine Stelle mit Zugang zum Wasser, an der ein Stipper auf Rotaugen fischt? Super, der lockt die Hechte gleich mit für uns an!
2. Auch kleinste Vorsprünge verändern die Strömung und den Schattenwurf. Hechte nutzen das – und ich auch. Je kleiner der Spot, desto eher biete ich den Köder am Grund liegend an. Ist die interessante Fläche größer, lasse ich die Monatge zunächst driften, bevor ich den Köfi nach zwei bis drei Versuchen ablege.
3. Brückenpfeiler schaffen Abwechslung, und Vorsprünge bieten beliebte Einstände für Hechte. Je langweiliger die Gesamtstruktur, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier gleich mehrere Räuber einfinden.
4. Normalerweise fische ich selten in der Mitte eines Poldergrabens. Doch wenn die Struktur überhaupt nichts Interessantes bietet, kann es Sinn machen, es hier mal zu probieren. Entweder suche ich die Fische mithilfe der Strömung, oder ich verwende stark duftende Köder, zum Beispiel ein großer Hering, um die Hechte auch aus größerer Entfernung zu locken.
5. Direkt an der Mauer gibt es besonders unter Wasser oft Strukturen, die man mit bloßem Auge nicht erkennt. Eine dicke Bleikugel an der Lotrute, die ich dicht an der Mauer entlang ziehe, gibt Aufschluss über Unregelmäßigkeiten. Bleibt die Kugel regelmäßig an einer bestimmen Stelle hängen, landet da ein Köderfisch. Wenn ungewöhnliche Strudel oder Wirbel entstehen, kann das auch auf eine besondere Struktur hinweisen, oder sogar auf einen Unterwassereinleiter.
6. Boote spenden Schatten, davor sollte in jedem Fall eine Pose driften. Wenn ich vom Boot aus fischen kann, schleppe ich eine Köderfischmontage mehrfach davor entlang.

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