Ende der achtziger Jahre sagte mir ein weiser Mann in London: „Wenn man an seinen Träumen festhält, gehen sie irgendwann in Erfüllung“. Ich hatte den großen Wunsch, mit der Hegene an einem Tag alle drei Salmonidenarten des Walchensees zu erbeuten.
Immer wieder fing ich mit diesem Nymphensystem Renken in Tiefen zwischen 10 und 15 Metern, Seesaiblinge etwas tiefer. Seeforellen gingen mir beim Schleppfischen an den Haken, im Frühjahr auch beim Spinnangeln vom Ufer aus.
Der Traum geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Dann kam der vorletzte Tag der Angelsaison. Ich ruderte zu einer abgelegenen Stelle, um allein die Schönheit des Sees und seiner Umgebung in vollen Zügen genießen zu können. Es war kalt und regnerisch. Die Fische bissen sehr vorsichtig, so dass ich eine Hegene mit 16er Haken verwendete. Der Tiefenmesser zeigte 16 Meter an, ein guter Ankerplatz. Bis zum Mittag lagen zwei Renken im Boot. Immer wieder musste ich meine Hände zum Wärmen in die Jackentasche stecken. Meine Rute legte ich auf die Bordwand. Dann vibrierte ihre Spitze und zu meiner freudigen Überraschung gesellte sich noch ein Seesaibling hinzu.
Ein Hungergefühl meldete sich immer öfter. Okay, genug für heute. Gar nicht beachtet hatte ich die zweite Rute an der ich eine 14er Hegene per Unterwasserpose anbot. Hatte da nicht ihre Spitze gezuckt? Doch, der letzte Fisch des Tages wurde vorsichtig gedrillt und dann vom Kescher aufgenommen. Und was war es? Eine Seeforelle, wunderschön gezeichnet und prächtig genährt, jedoch deutlich unter dem Schonmaß von 60 Zentimetern. Der kleine Haken hing in der Zunge und konnte problemlos gelöst werden.
Der Traum vom Salmoniden-Hattrick an der Hegene hatte sich erfüllt. Nach über 30 Jahren, als ich schon nicht mehr daran dachte. Der weise Mann in London hatte Recht behalten…
Bernd Taller