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Grundwasser ist wichtiger Lebensraum

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Grundwasser
Grundwasser tritt aus einer Karstquelle aus. Viele speziell angepasste Tierarten sind auf diese unterirdischen Lebensräume angewiesen. Foto: Robert Reinecke/JGU

Eine internationale Studie stuft das Grundwasser als Schlüsselökosystem ein und schlägt Wege für einen besseren Schutz vor, um biologische Vielfalt zu erhalten und Klimawandel abzufedern.

Wasser ist die Basis allen Lebens auf der Erde. Welche wichtige Rolle das Grundwasser für die Menschheit und die biologische Vielfalt dabei spielt, wird häufig übersehen. In einer neuen Veröffentlichung zeigt ein internationales Forschungsteam zum ersten Mal auf, weshalb Grundwasser als ein Schlüsselökosystem zu bewerten ist. „Grundwasser ist nicht nur selbst ein wichtiges Ökosystem, sondern spielt darüber hinaus eine ganz entscheidende Rolle für die Ökosysteme an der Erdoberfläche“, sagt Prof. Dr. Robert Reinecke von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Reinecke ist Experte für Erdsystemmodellierungen und war federführend an der Publikation beteiligt. Darin werden Wege zum besseren Schutz des Grundwassers vorgeschlagen, um somit den Verlust der biologischen Vielfalt zu verringern und den Klimawandel abzufedern.

Grundwasser liefert Trinkwasser für die Hälfte der Erdbevölkerung

Das Grundwasser ist die größte nicht gefrorene Süßwasserressource unserer Erde. Grundwasser versorgt die Hälfte der Weltbevölkerung mit Trinkwasser und manche Länder wie Dänemark gewinnen 100 Prozent ihres Trinkwassers vollständig aus dem Grundwasser. „Weltweit werden jedes Jahr etwa 1.000 Kubikkilometer Wasser an die Erdoberfläche gepumpt. Wir verbrauchen weit mehr, als natürlicherweise wieder aufgefüllt wird“, so Reinecke. Etwa ein Drittel der größten Grundwassereinzugsgebiete ist gefährdet, das heißt die Grundwasserspiegel nehmen kontinuierlich ab.

Wertvoller Lebensraum für tausende Arten

Die Versorgung mit Trinkwasser für den Menschen ist ein Aspekt der Problematik. Die Bedeutung des Grundwassers für die Ökosysteme ein weiterer, der jedoch in den globalen Agenden zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bisher komplett übersehen wurde. 52 Prozent und damit mehr als die Hälfte der Erdoberfläche weltweit weist eine mittlere bis hohe Wechselwirkung mit dem Grundwasser auf. Die Zahl steigt auf 75 Prozent, wenn Wüsten und Hochgebirge ausgenommen werden – Regionen, wo Grundwasser entweder selten ist oder der Wasserspiegel sehr tief liegt. „Wechselwirkung heißt hier, dass Wasser aus Flüssen und Seen in das Grundwasser gelangt, während Grundwasser andererseits an die Oberfläche steigt und hier Feuchtgebiete, Flüsse und Seen speist.“ Reinecke merkt an, dass das Grundwasser selbst einen wertvollen Lebensraum für tausende Arten bietet, darunter Höhlenfische, blinde Aale und durchsichtige Krebse.

Gewässerschutz auch unter die Erde ausdehnen

„Wenn man die Bedeutung des Grundwassers als Ökosystem außer Acht lässt, wird seine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Oberflächen-Ökosysteme ignoriert. Um den rechtzeitigen globalen Schutz des Grundwassers zu fördern, schlagen wir vor, das Konzept der Schlüsselarten in den Bereich der Ökosysteme zu übertragen und das Grundwasser als ein Schlüsselökosystem zu betrachten, das die Integrität vieler abhängiger Ökosysteme beeinflusst“, schreibt das Forschungsteam in seinem Bericht, der in der Fachzeitschrift Global Change Biology erschienen ist. Daran beteiligt sind 51 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen verschiedenen Ländern – von Australien über Indien und die Philippinen, Italien und Finnland bis Brasilien und Kanada.

Grundwasser: Lebensraum, nicht nur Ressource

Im Hinblick auf das deutsche Recht weist Robert Reinecke darauf hin, dass das Grundwasser im Naturschutzrecht bisher nicht als Lebensraum gilt, sondern als Ressource – und damit nicht dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes unterliegt. „Dies müssen wir unbedingt ändern“, so Reinecke. Er weist dazu auch auf Zahlen des Umweltbundesamtes hin, wonach aktuell rund 32 Prozent aller Grundwasserkörper in Deutschland in einem schlechten chemischen Zustand sind. Hauptursachen sind vor allem der Nitrateintrag und Belastungen durch Pflanzenschutzmittel.

Grundlage des Lebens auf der Erde

In dem Bericht werden acht Schlüsselthemen vorgeschlagen, um eine wissenschaftlich-politisch integrierte Agenda für den Grundwasserschutz zu entwickeln. Da sich die Ökosysteme über und unter der Erde auf vielen Ebenen überschneiden, sei die Betrachtung des Grundwassers als wesentlicher Bestandteil der Gesundheit des Planeten von zentraler Bedeutung, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu verringern und den Klimawandel abzufedern. „Wasser ist schließlich die Grundlage des Lebens auf der Erde. Wenn wir die ökologische Integrität der größten Süßwasserressource der Erde ignorieren, gefährden wir die Nachhaltigkeit ganzer Ökosysteme – und unserer eigenen Gesellschaften“, so Reinecke.

-Pressemitteilung Johannes Gutenberg-Universität Mainz-

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