Indiens heiligster Fluss gilt als Verkörperung einer Flussgöttin und wird oft auch so genannt wie sie: Mutter Ganga. Wer darin badet, so glauben Hindus, wird spirituell gereinigt.
Für viele Menschen ist der Ganges zudem die einzige Trinkwasserquelle, meist ohne jede Filterung. Dabei ist dieser Fluss einer der am stärksten verschmutzten der Welt. Welche weitreichenden Folgen das hat, ist eines der Themen des UN-Weltwassertages am 22. März: Ob Wasser sauber oder verschmutzt ist, ob es knapp oder reichlich vorhanden ist, davon kann der Frieden zwischen den Menschen abhängen. Weil sauberes Wasser so wichtig ist, auch für die Gesundheit und den Wohlstand der Menschen, engagieren sich Expertinnen und Experten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in einem Kooperationsprojekt mit indischen Partnerinstitutionen für die verlässliche Messung der Wasserqualität am Ganges.
Weltwassertag am 22. März
Jedes Jahr am 22. März wird mit Aktionen und Projekten rund um das Thema Wasser informiert. Der diesjährige Weltwassertag der UNO steht unter dem Motto „Wasser für den Frieden“: Wasser kann Frieden schaffen oder Konflikte entfachen. Wohlstand, Gesundheit und Lebensqualität hängen vom Wasser ab. Der Weltwassertag soll die Aufmerksamkeit auf diesen essenziellen Rohstoff lenken und so einen Beitrag zu einem fairen Zugang zu Trink- und Nutzwasser sowie dessen nachhaltiger Nutzung leisten.
PTB-Expertin Franziska Wende reist an diesem Tag in die indische Hauptstadt Neu-Delhi, um sich mit den Beteiligten eines Kooperationsprojektes abzusprechen. Das Projekt trägt den Titel “Stärkung der Qualitätsinfrastruktur zum Monitoring des Oberflächenwassers im Ganges”.
Ganges extrem mit Schadstoffen belastet
Der Ganges ist der heiligste Fluss Indiens. Ein Bad in ihm soll von Sünden befreien und die Chance auf eine gute Wiedergeburt erhöhen. Ein Schluck seines Wassers soll von Krankheiten befreien. Millionen von Menschen dient sein Wasser weitgehend ungefiltert als Trinkwasser. Doch all dies ist gefährlich, denn das Wasser des Ganges ist sehr stark mit Schadstoffen belastet, aus Millionen von Jauchegruben, den ungeklärten, teilweise sehr giftigen Abwässern etwa aus der Lederindustrie, Asche von den zahlreichen Verbrennungsstätten entlang des Flusses und vielem mehr. „Mutter Ganga“, auf deren Hilfe so viele Menschen hoffen, braucht selber Hilfe. Angesichts der Dimensionen sucht die indische Regierung auch Unterstützung aus dem Ausland.
So engagiert sich die PTB mit einem Projekt der Technischen Zusammenarbeit für die Messung der Wasserqualität des Ganges. „Unser Vorhaben hat durch die hohe Expertise der PTB bei Präzisionsmessungen und unsere langjährige Kooperation mit den indischen Partnern Gewicht “, ordnet Hydrologin Franziska Wende ein: „So können wir viel bewirken, man vertraut uns.“
Die Kooperation begann 2018 und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Ein Team von PTB-Expertinnen und -Experten ist beratend tätig, um die Überwachung der Wasserqualität am Ganges zu verbessern. Denn für einen Ausweg aus der Misere braucht man vertrauenswürdige Messungen. „Unser Ziel ist es, allen Beteiligten zu ermöglichen, nach den international anerkannten Regeln der Qualitätssicherung zu arbeiten“, erklärt Franziska Wende. Es geht um Messverfahren, Kalibrierungen und Akkreditierungen, mit denen dafür gesorgt wird, dass man Messungen vertrauen kann.
Verschmutzung des Ganges ermitteln und beseitigen
Franziska Wende und ihr Team organisieren Schulungen und Beratungsangebote, bringen Beteiligte der verschiedenen Behörden und Labore zusammen und arbeiten gemeinsam an einem Datennetzwerk für die Wasserqualität. „Es ist wichtig, vergleichbare Daten des Flusses an allen Orten zu sichern und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen“, erklärt die Expertin. Ihre Partnerinstitution vor Ort sind neben dem indischen Metrologieinstitut vor allem die Nationale Behörde für einen sauberen Ganges (National Mission for Clean Ganga, NMCG), die sich zu Ziel gesetzt hat, die Verschmutzung des Ganges zu ermitteln und zu beseitigen. Wende freut sich über erste Erfolge der Zusammenarbeit. Beispielsweise hat die PTB-Beratung mit dazu beigetragen, dass Analyselabore akkreditiert werden konnten. So können diese nachweisen, dass sie nach internationalen Standards arbeiten.
Am Weltwassertag steht auch in Indien die Internationale Kooperation im Vordergrund: Das internationale PTB-Team mit Expertinnen und Experten aus Deutschland, Frankreich und Indien wird zwei Wochen lang die Wasserqualität mit örtlichen Probennamen gemeinsam mit den indischen Behörden untersuchen.
Wendes persönlicher Eindruck nach einigen Besuchen vor Ort: „Es ist zwar manchmal bedrückend, die Verschmutzung des Ganges zu erleben. Doch merken wir auch, dass wir mit unserer Arbeit das Bewusstsein für die Wichtigkeit von sauberem Wasser stärken können. Unser Projekt hilft den Menschen vor Ort dabei, gesünder die spirituelle Wirkung des Ganges zu erfahren. Und das ist ein gutes Gefühl!“
-Pressemitteilung Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)-