Tag 1: Das Wetter war schlecht, es sollte noch schlimmer kommen. Bilder: Radek Filip |
Johannes Dieter fing einen 120-Zentimeter-Hecht während des Wertungsfischens, seine neue Bestmarke. |
Der Favorit Luc Coppens konnte mit einem 83er Zander punkten. Der größte WPC-Zander in diesem Jahr. |
Martin Stepka mit seinem größten Fisch im Tournament, ein Hecht von 103 Zentimetern Länge. |
Das tschechische Team in ihrem Boot. Radek Filip und Martin Stepka belegten einen beachtlichen 6. Platz in der Gesamtwertung. |
Die tapferen Kajak-Angler, kurz vor der Ausfahrt auf das sturmgepeitschte Gewässer. |
Traditionell eröffnet ein Kanonenschuss die Veranstaltung. Bilder: Radek Filip |
Das “World Predator Classic” in den Niederlanden ist eine der größten Raubfisch-Competitions in Europa. 51 Bootsteams, 34 Angel-Kajaks und 200 Streetfisher lieferten sich Anfang Juli eine Sturm-Schlacht.
In diesem Jahr wurde das WPC durch starken Wind und hohe Wellen zu einer der härtesten Angel-Veranstaltungen, die je organisiert wurden. Das Tournament fand zum dritten Mal rund um die Stadt Hellevoetsluis statt, die deshalb inzwischen auch als “Hollands Angelhauptstadt” bekannt ist. Gefischt wurde auf unglaublichen 11.663 Hektar Wasserfläche auf dem Haringvliet und im Hollands Diep. Beide zählen wahrscheinlich zu den besten Barschgewässern weltweit, eine große Zahl von Barschen über 50 Zentimeter und 2 Kilo werden dort jedes Jahr gefangen. Die Gegend ist aber auch für ihre großen Zander und Hechte bekannt. Auch während des „World Predator Classic” und der Trainingstage zuvor gingen viele Meterhechte, 50+ Barsche und Zander über 70 Zentimeter an die Köder. Das ist einer der Gründe warum immer wieder die besten Raubfischangler Europas an der Veranstaltung teilnehmen. Luc Coppens, Willem Stolk, Johannes Dietel, Markku Tiusanen, Antti Anttila, Jeremy Steverman und viele andere waren wieder dabei. Auch FISCH & FANG-Autor Radek Filip hat sich dem Bootsangler-Event des WPC gestellt, hier sein Bericht:
Barsch-Code geknackt
Ohne ein paar Trainingstage kann man nicht erfolgreich an so einem Tournament teilnehmen. Aber die starken Regenfälle und das trübe Wasser machten die Vorbereitung nicht so einfach. Nur das Zanderangeln lief ziemlich problemlos. Sie bissen beim Vertikalangeln und beim normalen Spinnfischen. Es wurden in jeder Tiefe Zander gefangen, von 0,5 bis 14 Meter, auf Gummifische, Jerkbaits, Wobbler, Blinker und andere Kunstköder. Das Hechtangeln war nicht so einfach, aber als wir die Ködergröße auf über 20 Zentimeter erhöht hatten, bekamen wir auch die ersten Hecht-Attacken. Das größte Problem sollte aufgrund des trüben Wassers das Barschangeln werden, vor allem auf dem Hollands Diep. Wir fischten dort in der Vorbereitung fünf Tage lang jeweils 14 Stunden. Wir probierten alle denkbaren Methoden und Köder. Das Resultat waren aber nur ein bis zwei Zufallsbarsche pro Tag und dazu bis zu neun Zander. Erst am letzten Trainingstag knackten wir den Barsch-Code und fingen acht Barsche in nur zwei Stunden. Mein Angelkollege knackte mit einem 50er Barsch sogar seinen persönlichen Rekord.
In der Vorbereitungszeit wurden unglaubliche Fische gefangen, darunter ein 105 Zentimeter langer Zander von Marcel Asbroek, Luc van Litsenborg und Tom Dieleman erwischten zusammen einen 124-cm-Hecht, ich konnte noch einen 51er Barsch von 2,05 Kilo landen.
Tag 1: schlechtes Wetter
Am ersten Tag war das Wetter eine Herausforderung. Normalerweise würde man bei so einer Witterung nicht das Haus verlassen. Es regnete sehr stark den ganzen Tag lang und die Wellen waren hoch, manchmal auch gefährlich. 200 Liter Wasser hatten wir zuweilen im Boot. Bei den größten Favoriten der Veranstaltung, Luc Coppens und Jeremy Staverman, standen sogar 400 Liter im Boot, was ihren Angel-Komfort nicht gerade steigerte. Aus Sicherheitsgründen durfte nur auf dem kleineren Haringvliet gefischt werden.
Wir starteten sehr gut. In den ersten beiden Angelstunden erwischten wir drei Zander über 60 Zentimeter, zwei Barsche (42 und 45 cm) und einen 70er Hecht. Am Ende des Tages lagen wir mit einem weiteren Barsch und noch ein paar Zandern auf dem 7. Platz. Die Titelverteidiger Luc Coppens und Jeremy Staverman, sie hatten die letzten beiden WPCs gewonnen, lagen auf Platz 14. Insgesamt wurden mehr als 200 Fische gefangen, darunter ein Hecht mit 125 Zentimetern, Barsche bis 51 Zentimeter und ein 83er Zander.
Tag 2: noch schlechteres Wetter
Aufgrund des starken Windes wurde die Angelzeit auf fünf Stunden verkürzt. Alle Bootsangler waren sehr nervös. An der Hafeneinfahrt brachen sich riesige Wellen. Es war klar, dass 51 hochmotorisierte Boote beim Start die Wellen noch verstärken würden. Alle überprüften deshalb den sicheren Sitz ihrer Schwimmwesten.
Aber selbst über die größten Boote schlugen die Wellen. Die Lenzpumpen waren im Dauereinsatz.
Wir fingen Zander in acht Metern Tiefe (Köder: Firetiger Ripper, 10 cm, am 15-g-Jigkopf). Dann nahmen wir die Barsche in den Fokus und fischten über einer bis zu fünf Meter tiefen, felsigen Muschelbank. Schon in der ersten halben Stunde biss der erste Barsch, aber der Wind wurde immer stärker. Im Angelrausch ignorierten wir das anfangs, doch dann flüchteten wir in den Windschatten auf der anderen Seeseite. Dort drifteten wir eine größere Wasserfläche ab, abgebremst vom Driftsack und Motor. Normalerweise ist das eine gute Strategie auf Barsch, wir fingen aber nur noch weitere Zander und eine große Brasse auf einen 20er Hecht-Gummifisch. Auch die anderen Teams fingen deutlich weniger als am ersten Tag. Nur Markku Tiusanen und Antti Anttila vom Rapala Team Finnland machten das “Full House” voll, ein Hecht, drei Zander und drei Barsche kommen maximal pro Tag in die Wertung. Sie fingen drei Zander von 74, 58 und 51 Zentimetern Länge, Barsche von 38 und zwei Mal 37 Zentimetern, ihr Hecht war 99 Zentimeter lang. Wir konnten uns auf den 4. Rang verbessern. Es wurden auch wieder Ausnahmefische gelandet: Johannes Dietel erwischte einen 120-cm-Hecht, Volkmar Strikkers einen 52er Barsch.
Tag 3: das schlimmste Wetter
Der Wind wehte noch stärker, jetzt auch von Westen, die ungünstigste Richtung für die zu befischenden Gewässer. Die Organisatoren planten sogar, den letzten Veranstaltungstag zu streichen. Letztendlich wurde wieder die Angelzeit verkürzt. Wir und die anderen Bootsbesatzungen waren bereit für den finalen Kampf um einen Podiumsplatz. Die Wellen waren noch höher, aber sie stoppten nicht das Rennen zu den Hotspots. Wir verloren das Rennen zum Zanderspot auf der windzugewandten Seite. Wir begannen mit der Angelei in der Nähe, merkten aber schnell, dass wir unser Messbrett nicht mehr dabei hatten. Ohne diese Messlatte kann der Fang nicht gewertet werden. Der Sturm hatte es offenbar von Bord geweht. Zum Glück konnten wir es nach 20-minütiger Suche auf den Steinen am Ufer ausmachen. Bei dem Wind war das Bergungsmanöver im flachen und steinigen Uferbereich sehr riskant. Insgesamt kostete uns die Aktion 1,5 Stunden Angelzeit.
Der Wind wurde immer stärker. Viele Boote fischten nach der Devise „Fangen oder sterben!“ In einer Situation, als nur noch unsere Mützen aus den Wellentälern herausschauten, fingen wir einen Hecht von 103 Zentimetern. Jetzt waren wir wieder mit im Spiel! Einen Zander hatten wir schon an diesem Tag erwischt, es fehlten uns nur zwei weitere Zander, um einem Platz auf dem Treppchen zu erreichen. Aber unser Bootsmotor war zu schwach, um gegen die Wellen anzukämpfen. Uns blieb nur übrig, im Windschatten zu fischen. Kurz vor Schluss konnten wir noch einen weiteren Zander landen. Aus Sicherheitsgründen wurde der Angeltag vorzeitig abgebrochen. Wir kämpften uns durch die gigantischen Wellen zurück zum Hafen. Komplett durchnässt, kamen wir aus der Hölle plötzlich in eine komplett andere Welt. Hinter der Hafenmauer begann plötzlich der holländische Sommer, leider war die Competition jetzt vorbei.
Das Ergebnis
Die Preise für Bootsteams, Kajak-Angler und die Streetfisher in Droogdok waren außerordentlich. Die Arena bei der Preisverleihung war prall gefüllt. Auch das abschließende Feuerwerk und die Party waren phänomenal. Bei den Kajak-Angler gewann die niederländische Kajak-Legende Daniel van der Post. Vitalijs Karpenkovs aus Lettland siegte bei den Streetfishern.
Wie aber ging die Bootswertung aus? Die zweimaligen Champions Luc Coppens und Jeremy Staverman landeten auf dem 21. Platz, obwohl sie den größten Zander von 83 Zentimetern landen konnten. Das finnische Angler-Paar Markku Tiusanen und Antti Anttila dominierten das Event und sicherten sich die Abschlusswertung (Zander 545 cm, Barsch 345 cm, Hecht 190 cm).
Ich habe beide über ihre Strategie befragt. Hier Markkus Antwort: „Unsere Strategie an den beiden ersten Tagen war einfach. Wir haben zuerst versucht, einen Hecht zu fangen. Nachdem wir einen hatten, fokussierten wir uns auf Barsche. Zander zu fangen, fiel uns sehr leicht, deshalb fischten wir darauf am Schluss. Am dritten Tag änderten wir unsere Strategie. Wir wollten unsere gute Position nicht aufs Spiel setzen. Wir hatten folgendes ausgerechnet: Wenn wir alle Zander und Barsche fangen würden, dann würden wir die Competition gewinnen. Deshalb fischten wir anfangs auf Zander und Barsche. Wir wussten, dass das Wetter immer schlechter werden sollte, deshalb war es wichtig, morgens so viele Fische wie möglich ins Boot zu holen. Das Geheimnis unseres Erfolges war die Vorbereitung. Wir haben neun Tage vor der Veranstaltung in den Gewässern trainiert.“
Das Shimano-Team aus Jan Boomsma und Chris Bloemert kam auf den zweiten, das finnische Team aus Ari Paataja und Ville-Matti Blomqvist auf den dritten Platz. Wir, das tschechische Team, erreichten schlussendlich einen sehr respektablen 6. Rang!
Radek Filip
Top 10
- Markku Tiusanen-Antti Anttila FIN
- Jan Boomsma-Chris Bloemert NED
- Ari Paataja-Ville-Matti Blomqvist FIN
- Daniela Schafer-Pierre Johnen GER
- Dustin Schöne-Johannes Dietel GER
- Radek Filip-Martin Stepka CZE
- Mathias Holgersson-Mikko Seppanen SWE
- Erwin Markwat-Bart van de Walle NED
- Robbie Smeets-Gregor Pauly BEL
- Debby De Kock-Annick Rodiers NED