Jeder weiß ja inzwischen, dass ich den alten Wickelbrettchen verfallen bin – nicht nur wegen der schönen Posen, viel mehr, weil sie uns einen Einblick in die Angelmethoden unserer Altvordern erlauben.
Diesmal möchte ich zwei etwas eigentümliche Wickelbrettchen vorstellen, die ich kürzlich bekommen habe. Auf dem einen Brettchen sitzt ein schwarz lackierter Kiel einer Gänsefeder, dessen Kopfteil zur besseren Sichtbarkeit weiß belassen wurde. Ein mit einer Garnwicklung und etwas Lack verstärkter Abschnitt eines Federkiels dient als Posenring. Die Schnur auf diesem Brettchen ist noch keine monofile Nylonschnur, an einigen ausgefransten Stellen er kennt man, dass es sich noch um Seidenwurmdarm handelt, auch die Wirbel stammen aus der Zeit vor etwa 100 Jahren. Die Montage besteht aus einer Pose mit zwei Seitenarmen, auf jedem Seitenarm wurde eine kleine Futterspirale gefädelt, eine Futterspirale saß anscheinend direkt unter der Pose. Alles in allem eine sehr ausgebuffte Montage. Wer glaubt, dass Futterspiralen erst kürzlich erfunden und das Feedern mit der Pose als eine eher neuere Idee ansieht, wird eindeutig eines Besseren belehrt.
Das zweite Wickelbrettchen ist schon mit Mono umwickelt. Auf die Monofile wurde einer winzige Pilotkugel und dazu in regelmäßigem Abstand kleine Stückchen von Federkiel gezogen, wahrscheinlich mit einer Ködernadel. So ergibt sich eine Kette von feinsten Bissanzeigern, die nach und nach und fast unmerkbar vom Fisch hinuntergezogen werden können. Anfangs dachte ich, dass diese Montage bestimmt zum Köderfisch-Stippen auf Winzlinge gedacht war. Doch dann entdeckte ich den riesigen, sehr dünndrähtigen Haken, bestimmt Größe 8 oder 6. Wahrscheinlich wurde dieses Setup zum Fischen mit kleinen lebenden Köderfischen auf Barsch eingesetzt, der Köderfisch konnte sich durch die winzigen Auftriebskörper viel freier bewegen.
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de
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