Sportfischerprüfung mit 14 Jahren bestanden! Ich angelte euphorisch und erfolgreich drauf los. Völlig normal, dass mit 16 andere Dinge wichtig werden. Man angelt nicht mehr jeden Tag. Nur noch jeden zweiten.
Mir stank das. Der Hinderungsgrund an der Tagesfrequenz hieß “Moni”. Die Problemerfassungsabteilung meines Hirns suchte nach Lösungen. “Ein Konsens muss her!”, würde ein Politiker sagen. Ich nahm die Dame meiner Wahl einfach mit. An einem sonnigen Maitag, am Ufer eines Kanals saßen wir gemeinsam im Dreck. Munter fingen wir Rotaugen. Nicht nur ich, auch sie. Mit Begeisterung. Ich hatte den Virus erfolgreich injiziert.
In der Ausbildung mit vielen weiteren Dingen im Kopf, die den Jüngling in der Spätpubertät beschäftigen, zahlte ich die Beiträge für die Jahresmarken irgendwann nicht mehr, und flog in der Folge aus dem Verein. Nach erfolgreicher Eheschließung mit 20 Jahren, stieg ich wieder ein.
“Na? Geheiratet?” raunte Johann de Haan, erster Vorsitzender des Vereins, der mir Marke und Neuaufnahmeantrag persönlich aushändigte. Ein verstörter Blick auf meinen eigenen Ehering gab mir keine Antwort.
Ungerührt fuhr er fort: “Dat ist immer so. Mit 14 Prüfung. Mit 16 keine Beiträge mehr zahlen, mit 21 heiraten, und dann wieder Aufnahmegebühr löhnen!” und grinste breit, während er meine Daten eintrug. Ich grinse auch. Heute noch. Beim Gedanken an die Szene.
Mit 25 rief der Bund. Das Vaterland war nur noch mit Männern zu retten, die aus meinem Holz geschnitzt sind. Heute eher von Flintenuschis Kitas dominiert, fragt man sich warum sich noch jemand sicher fühlt. Moni konnte sich sicher fühlen. Während meiner Grundausbildung in der Woche allein zuhause, machte sie kurzerhand auch den Schein. Bestanden mit null Fehlern. Genau wie ich Jahre zuvor. Miststück. Gönnt mir keinen Vorsprung.
Vier Kinder bereicherten die Ehe. Darum angelt eine ganze Familie. Wirklich ganz Gallien? Nein, keine kleine Gruppe von Sprösslingen leistet den Eltern erbitterten Widerstand! Überdosen im Elternhaus tun selten gut. Angelruten im Wohnzimmer, Fischbilder an den Wänden, Boilies zum Spielen, Drills auf dem Bildschirm. Da muss ein Kind verrückt werden. Darum streikt der Nachwuchs beharrlich. Interesse ja. Konstanz nein. Zaubertrank Fehlanzeige.
Bis auf Paul. Genauer “Matze Junior!”. Der angelte mit. Früh auch selbstständig. Er fütterte, um Karpfen zu fangen. Und fing. Angelte unter meinem Gelächter im November auf Aal. Und fing. Fischte in flachen Fehnkanälen auf Zander, die es dort gar nicht gibt. Und fing.
Paul fängt auch im November Aale.
Man muss einen eigenen Kopf, einen eigenen Stil, eine eigene Methodik entwickeln, um unabhängig von großmäuligen Angelsportjournalisten zu sein. Selbst wenn es der eigene Vater ist. Dann kommt auch die Konstanz. Fische die selber erarbeitet sind, machen doppelte Freude. Natürlich kam die gefährliche Phase. Die Phase der “anderen Dinge”.
Hier gibt’s keine Zander! Oder doch!?
Doch mit 24 Jahren, Weihnachten 2017, ist der Wunsch wieder da: Angeln! Zwischen den Feiertagen? Klar, auf geht’s! Alle zusammen! Schon mehrfach versuchten wir gemeinschaftlich die Hecht-PB zu verbessern. Noch aus der Pubertätszeit stammend, bei 84cm. Ganz genau wussten wir es gar nicht.
Schon ist er wieder besessen von der Pose, die im Wasser dümpelt. Die Inkubationszeit ist überstanden. Die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Angelkrankheit. Auch nach schweren Tagen und Schneidernummern bleibt der Wille. Das beweist, dass es keine vorübergehende Erkältung ist, sondern der unheilbare Dauervirus Angeln. Freude macht die wellenreitende Pose. Nicht der Fang. Zwischen den Tagen rappelte es aber auch. 12 Hechte. An einem Tag. Inklusive PB mit 91cm. Schon auf der Rücktour geht die Drängelei los.
“Wann geht’s wieder auf Hecht?!” Bald!
Euer Matze Koch