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Eintagsfliege ist „Insekt des Jahres“

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Das Insekt des Jahres 2021: Die Dänische Eintagsfliege. Foto: Wolfgang Kleinsteuber/Senckenberg

Die bei Fliegenfischern allseits bekannte Dänische Eintagsfliege (Ephemera danica) ist „Insekt des Jahres 2021“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Diese vergleichsweise große Eintagsfliege stellt in vielen Gewässern eine wichtige Fischnahrung dar. Die Bezeichnung „Dänische“ trägt dieses in ganz Europa vorkommende Insekt, weil es 1764 vom dänischen Naturforscher Otto Friedrich Müller als „Ephemera danica“ beschrieben wurde.

Das Kuratorium unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Thomas Schmitt, Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut in Müncheberg, und dem Schirmherr Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg, prämierte das Insekt aus einer Reihe von Vorschlägen. Anders als der Name vermuten lässt, umfasst der Lebenszyklus einer Eintagsfliege – von der im Wasser lebenden Larve bis zum Fluginsekt – im Schnitt zwei Jahre. Die erwachsenen Insekten leben dann jedoch nur noch zwei bis vier Tage.

Große Maifliege

Es gibt sie schon seit etwa 355 Millionen Jahren: Eintagsfliegen. Heute leben in Mitteleuropa aber nur etwa 140 Arten. „Mit der Dänischen Eintagsfliege Ephemera danica wird ein Vertreter einer sehr alterstümliche Gruppe zum ‚Insekt des Jahres’. Die zwischen einem und zwei Zentimer langen Tiere sind weit in Europa verbreitet und besiedeln ein breites Spektrum von Gewässern – von kleinsten Bächen bis hin zu großen Flüssen. Einzigartig macht die Eintagsfliege ihr Lebenszyklus: vom im Wasser abgelegten Ei bis hin zum flug- und paarungsfähigem Insekt, das nach wenigen Tagen stirbt“, begründet Prof. Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und Vorsitzender des Kuratoriums, die Wahl.

Von der Larve zum Fluginsekt

Der Entwicklungszyklus des, mit auffälligen schwarzen Flecken auf seinen etwa zwei Zentimeter langen Flügeln erkennbaren, Insekts beginnt mit der Eiablage im Gewässer. Zwischen Mai und September fliegen die Weibchen der Dänischen Eintagsfliege im Zick-Zack-Kurs über das Wasser und tauchen dabei immer wieder mit der Spitze ihres Hinterleibs ein. Auf diese Weise legen sie portionsweise insgesamt mehrere tausende Eier, die im Anschluss aus den Gewässergrund sinken, wo sie mit ihrer klebrigen Außenhülle hängenbleiben. Nach einigen Tagen schlüpfen die Larven, die zunächst durch die Haut atmen. Während des Wachstums häuten sie sich immer wieder und entwickeln dabei deutlich sichtbare Kiemen. Die Anzahl dieser Häutungen ist mit 20 bis 30 im Vergleich zu anderen Insektenordnungen sehr hoch. Eingegraben im feinkiesigen bis sandig-schlickigen Grund der Gewässersohle dauert die Entwicklung der Larve ein bis drei Jahre, in Abhängigkeit verschiedener Umweltfaktoren, wie der Wassertemperatur oder dem Nahrungsangebot. „Kurz vor dem Übergang vom Wasser-zum Landleben bildet sich bei der ausgewachsenen Larve zwischen der alten und der neuen Haut eine Luftschicht. Durch die Verringerung des spezifischen Gewichts steigt die Larve an die Wasseroberfläche. Dort angekommen, platzt die Larvenhaut und innerhalb weniger Sekunden schlüpft eine flugfähige Eintagsfliege“, ergänzt Schmitt. Diese ist aber noch nicht fortpflanzungsfähig, hierfür benötigt das Insekt noch eine letzte Häutung. Die fertig entwickelte Eintagsfliege besitzt weder Mundwerkzeuge noch einen funktionsfähigen Darm. Daher drängt die Zeit: Für Paarung und Eiablage bleiben nur wenigen Tagen bevor die Tiere sterben.

Nicht akut gefährdet

„Für unser ‚Insekt des Jahres 2021’ existiert glücklicherweise keine akute Gefährdung. Die Dänische Eintagsfliege ist aber aufgrund ihres speziellen Entwicklungszyklus auf ökologisch intakte Gewässer mit ausreichendem Sauerstoffgehalt angewiesen“, erklärt Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg und diesjähriger Schirmherr des „Insekt des Jahres“, und fährt fort: „Ein umfassender Gewässerschutz unter Förderung natürlicher Gewässerstrukturen gehört daher zu unseren Zielen –nur so können wir die Dänische Eintagsfliege und viele weitere Organismen schützen!“

-pm-

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