Das ist garantiert: Auch Sie werden mehr Aale fangen, wenn Sie Jan Locks Tipps und Tricks zum Angeln in der Strömung befolgen. Von MARKUS HEINE
“An dieser Stelle fange ich jedes Jahr gute Aale.“ Jan Lock ist ganz in seinem Element, als er an einer langgezogenen Außenkurve der Oberen Sieg sein Angelgerät auspackt. Ein Stuhl landet im Ufergras, ein Eimer mit Ködern, ein Futteral, gefolgt von einer Zubehörbox – das war‘s. „Mehr braucht man ja auch nicht. Warum soll ich also mehr Zeug mit ans Wasser schleppen? Immer so einfach wie möglich – das ist mein Motto beim Angeln!“
Das Gerät
Jan darf hier an der Sieg mit zwei Ruten fischen. „Ich angle im Fluss sowohl mit der Pose als auch mit dem Grundblei“, erklärt er, als er seine Ruten zusammensteckt. „Mit der Knicklichtpose präsentiere ich den Köder ganz dicht am Ufer. Wenn‘s dunkel wird, fange ich die Aale so direkt vor meinen Füßen. Natürlich klappt das nur, wenn man sich mucksmäuschenstill verhält.“ Streng blickt Jan zu seinem Rauhaardackel, der wie wild am Ufer entlang tollt. „Herr Bert! Hier her!“
Die Grundblei-Montage setzt Jan immer dann ein, wenn er weiter draußen fischt. „Die Ruten sollten dafür um die drei Meter lang sein und eine sensible Spitze haben“, empfiehlt er. „Gerne nehme ich Winklepickerruten.“ Die Spitzen präpariert er mit einem Knicklicht, so dass er auch im Dunkeln jeden Zupfer bemerkt. Wie bei den Ruten, macht Jan auch bei den Rollen kein großes Aufsehen ums Material. „Klar, auch sie sollten von guter Qualität und robust sein“, erklärt er. „Allerdings werden sie beim Ansitzangeln ja nicht so stark belastet wie beim Spinnfischen. Man muss es also nicht übertreiben …“ Jan benutzt zum Aalangeln nicht nur Stationär-, sondern gerne auch Multirollen. „Praktisch ist zum einen, dass ich sie mit einer Hand bedienen kann“, erläutert er ihre Vorteile. „Zum anderen kann der Aal widerstandslos Schnur abziehen, wenn ich den Freilauf eingeschaltet habe.“ Apropos Schnur: Jan verwendet entweder 0,25er bis 0,35er Monofil oder eine 0,15er bis 0,20er Geflochtene.
Die Montagen
So einfach, wie er sein Gerät zusammenstellt, knüpft Jan auch seine Montagen. Feststehende Knicklichtpose, etwas Schrotblei, Perle, Fertigvorfach mit 4er bis 8er Aalhaken – schon kann‘s losgehen. „Die Vorfächer müssen einwandfrei sein“, sagt Jan und fährt prüfend mit dem Daumen übers Monofil. „Wenn man sie mehrmals benutzt, knicken sie schnell oder scheuern auf. Solche beschädigten Vorfächer sollte man nicht wieder verwenden.“
Ob nun Tiroler Hölzl oder selbst gebasteltes Nagelblei: Schlanke Gewichte gleiten über Hindernisse wie Steine hinweg und bleiben nicht hängen.
Auch seine Grundmontagen gestaltet Jan getreu seines Mottos „So einfach wie möglich“. Was nicht heißen muss, dass diese nicht pfiffig sein können. Jan dazu: „Im Fluss schwöre ich auf Tiroler Hölzl, da sie über Hindernisse wie Steinschüttungen einfach hinweggleiten und nicht hängen bleiben. Ich bastle mir solche Gewichte auch gerne selbst …“ Dazu formt Jan einen Draht zu einer kleinen Spirale und steckt dann einen großen und schweren Nagel hinein. „Das Ganze klinke ich jetzt in einen Wirbel ein, der auf der Hauptschnur gleitet – fertig ist mein billiges und bleifreies Gewicht.“
Das Angeln
Die Vorfachhaken bestückt Jan mit Mist- und Tauwürmern. Letztere halbiert er meistens. „Denn dann riechen sie stärker, was die Aale schneller an den Angelplatz lockt“, erklärt Jan. Zu seinen weiteren Ködervorlieben sagt er: „Richtig gut habe ich auch schon mit Köderfischen und Fetzen gefangen. Gerade große Aale stehen darauf.“
Guter Riecher: Wer den Tauwurm halbiert, erhöht dessen Lockwirkung.
Jan schlenzt seine Posenmontage dicht an eine Weide heran, deren Äste ins Wasser baumeln. Dann steckt er die Rute in einen speziellen Halter, der eigentlich zum Brandungsangeln gedacht ist. „Der ist einfach nur praktisch“, schwärmt Jan und rammt den langen Erdspeer noch ein Stückchen weiter in den Boden. „Ich kann die Rute so ablegen, dass sie relativ weit über die Böschung hinausragt. Hinzu kommt, dass die Rolle ziemlich hoch steht, wodurch sich die Schnur nicht mehr im Schilf oder Ufergras vertüddeln kann. Ein freier Schnurabzug ist also stets gewährleistet.“
Die Grundmontage bestückt Jan mit einem Mistwürmbündel und versenkt sie anschließend in der Flussmitte. Stückchenweise nimmt die Strömung das Blei mit, so dass es über den Grund holpert. Das lässt sich gut an der ruckenden Rutenspitze erkennen. Als es liegen bleibt und sich die Schnur strafft, stellt Jan die Rute in einen normalen Ständer mit v-förmiger Auflage. Sie sollte möglichst weit nach oben ragen, um viel Strömungsdruck von der Schnur zu nehmen.
Es beginnt zu dämmern. Jan will sich in den Stuhl fallen lassen, hält aber plötzlich inne. „Ach ja, bevor ich es vergesse“, sagt er mit erhobenem Zeigefinger. „Wenn ich die Montagen ausgeworfen habe, bringe ich nicht mehr benötigte Sachen wie das Futteral wieder ins Auto oder lege sie gesammelt auf eine etwas abgelegene Stelle. Allzu leicht stolpert man nämlich nachts über das ganze Zeugs.“
Da Jan für die entsprechende Ordnung gesorgt hat, gibt es keine Komplikationen, als er kurz vor Mitternacht einen erfolgreichen Anhieb setzt und die Uferböschung hinunterstakst. Sein Tipp zum Drill: „Sitzt der Haken, darf man nicht klein beigeben, denn dann setzt sich der Aal fest.“ Ein schönes Exemplar, etwa 65 Zentimeter lang, schlängelt sich im Schein der Kopflampe an der Oberfläche und gleitet in den Kescher. Jan freut sich, als er den Aal vom Haken löst. „Das ist genau die richtige Größe für die Räuchertonne. So sollte es sein …“