Pilker solo verführen in erster Linie die kapitalen Dorsche. Bei der Wahl des Gewichtes gilt generell: Lieber zu schwer als zu leicht fischen. Nur am Grund beiß es. |
Auch beim Pilken geht „Probieren über Studieren“. Wechselnde Wassertiefen und Strömungen beeinflussen das Köderspiel. Nur wer sich darauf stets aufs neue einstellt und variiert, reizt Dorsche selbst unter schwierigen Bedingungen zum Anbiss.
By Frank Schwarz
Müdigkeit steckt uns noch in den Knochen. In aller Herrgottsfrühe um drei Uhr waren wir in Hamburg gestartet. Schließlich wollten wir gute Plätze auf dem Kutter ergattern. Dazu gehören besonders die Bug- und Heckseite, weil hier am meisten Platz zum Werfen besteht. So entern Maren, Andi und ich um fünf Uhr die MS „Ostpreußen“ in Heiligenhafen.
Die Fahnen wehen leicht im Wind; der Sturm der letzten Tage ebbt ab. Beim Auslaufen rätseln wir, ob es ins Tiefe zur berühmten „Tonne 5“ geht, oder doch Kurs auf flache, windgeschützte Gefilde in Küstennähe genommen wird.
Kapitän Gerhard Stengel gibt den Kurs vor: „Wir fahren raus.“ Und: „Die Dorsche wiegen überwiegend zwei bis drei Pfund; große sind selten.“ Kein Problem. Eine Auswahl Pilker zwischen 60 bis 150 Gramm liegt griffbereit in unseren Kiepen. Ärgerlich, wenn Eisen der passenden Gewichtsklasse fehlen!
Auf offener See: Noch ist das Meer aufgewühlt. Gischt spritzt über das Vorschiff. Um Viertel vor zehn erstes Anhupen bei zwölf bis 15 Metern Wasser unterm Kiel. Maren und Andi schwören auf Springermontagen mit zwei japanroten Jigs. Als Endgewicht dient ein 125-Gramm-Pilker. Den Drilling haben sie entfernt, damit es keine Hänger gibt. Ich probiere lieber „Pilker solo“, 75 Gramm schwer.
Die ersten Bisse
Prompt steigt in der Andrift also bei Rückenwind ein Dorsch auf meinen Spitzkopf-Pilker ein. Nachdem der Sechspfünder versorgt ist und das Eisen wieder am Grund taumelt ruckt es erneut. Ein strammer 70er Ostseeleopard hängt am Haken. Die Jigs der Kollegen hingegen bleiben unbeachtet. Ein Trend obwohl eher mit kleineren Fischen zu rechnen ist?
Zumindest wird schon jetzt deutlich: Die Köderführung ist bei der rauen See äußerst schwer. Man spürt kaum den Grund. Es wird nur wenig gefangen. Deshalb steuert Kapitän Stengel nach einer Stunde ein neues Zielgebiet an die „Tonne 4“ vor Fehmarn.
Der Kutter dreht bei. Hier ist es sehr tief. Zwischen 17 und 19 Metern wie das Echolot anzeigt. Zudem herrscht eine starke Drift. Auf Pilker läuft hier nichts. Daher entferne ich den Drilling und steige auf eine Jig-Montage um. Der hakenlose Pilker dient lediglich dazu seine trudelnden Bewegungen auf die Gummischwänze zu übertragen und diese auf Grund zu bringen. Kontakt zu den Ködern behalten wir nur in Bootsnähe – mit Gewichten von 100 bis 125 Gramm.
Nur in Grundnähe
Maren fischt gerade auf der Abdriftseite den Wind im Gesicht. Gefühlvoll gibt sie bei der Köderführung regelmäßig etwas Schnur nach um den 125-Gramm-Pilker am Meeresgrund zu halten. Nur dort beißen die Dorsche. Fast direkt unterm Kiel hakt sie kurz nacheinander zwei Großmäuler.
Mit dieser Taktik würde sie bei ruhigem Wetter allerdings Schneider bleiben. Dann nämlich bewegt sich der Kutter kaum noch und die Dorsche meiden den Bodenbereich unter dem Schiff. Dies gilt um so mehr je flacher das Wasser ist. Vorweg-Pilken mit weiten Würfen wäre dann die fängigere Variante.
Während Andi und Maren weiterhin ihre Jigs am hakenlosen Eisen zum Grund taumeln lassen probiere ich es zwischendurch immer wieder mit Pilker solo. Großdorsche ignorieren oft die kleinen Gummiköder. Kapitale wollen eben größere Happen.
Gegen Mittag wechselt der Kapitän erneut die Position. Dort ist die Strömung noch härter. Deshalb rüsten wir unsere Montagen auf 150 Gramm hoch. Und die Zahl der Bisse steigt wieder. Deutlich zeigt sich wie wichtig Grundkontakt ist. Und dabei kommt es entscheidend auf das Pilker-Gewicht an.
Bis zum Nachmittag haben wir insgesamt 40 Dorsche gefangen. Kein schlechtes Ergebnis unter den schwierigen Bedingungen. „Beobachten probieren und variieren“ lautet das Pilk-Rezept.
Zehn Ostsee-Kutter-Tipps
Bei Abdrift mit schwereren Pilkern als bei Andrift fischen.
Foto: Verfasser