ANZEIGE

Die Zeit der Pellets: Mit Andy Little auf Winter-Karpfen

4680


Karpfen-Drill
Jetzt zählt’s der Fisch wandert kurz darauf in den Kescher.
Karpfen
Klein, aber oho: Gerade im Winter muss es nicht immer der Kapitale sein, der große Fangfreude auslöst. Dieser gerade maßige Spiegler will bei kalten Temperaturen erst einmal gefangen sein.
Zeit der Pellets

In den Wintermonaten haben Karpfen keinen Appetit auf große Köder wie Kartoffeln, Teigkugeln oder Boilies. Den unterkühlten Wühler verführen jetzt viel eher kleinere Happen, etwa Maiskörner oder Pellets.

By Andy Little

 

Das Revier

Einen Karpfen im Winter zu fangen ist nicht so einfach. Ich werde es heute am kleinen See auf einem Schlossgelände versuchen. Das Gewässer ist uralt und im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verschlammt. Aufgrund der regen Wühltätigkeit der Fische ist das Wasser durchweg sehr trübe. Die Tiefe bewegt sich zwischen knapp einem und zwei Metern.

Die Karpfen verbringen viel Zeit mit der Suche im weichen Untergrund nach Zuckmückenlarven. Wegen der Vielzahl von Artgenossen werden die Fische in diesem Weiher zwar nicht wesentlich schwerer als 15 Pfund dafür aber kann der Angler selbst an frostigen Tagen durchaus mit zwei oder drei Exemplaren rechnen.

Wind und Wetter

Die Luft ist kalt. Das Thermometer zeigt zwar noch vier Grad an den schneidenden Wind aus Nordost empfinde ich jedoch trotz dicker Fleece-Bekleidung als sehr unangenehm. Die Wassertemperatur beträgt auch nur drei Grad. Zum Glück fällt das Barometer – am Mittag soll der Luftdruck nur noch 960 Millibar betragen. Nach meiner Erfahrung verbessern solche Verhältnisse die Fangaussichten.

Köder und Gerät

Ich habe verschiedene Hakenköder dabei: Zuckermais mit Erdbeer-Aroma Forellen-Pellets und einen aus diesen Körnern zubereiteten Teig. Anbieten werde ich die Leckerbissen jeweils über einem Teppich aus sogenannten Karpfen-Pellets die ich lose in den Angelbereich werfe.

Diese unterscheiden sich vom Forellenfutter unter anderem durch einen geringeren Fischmehl- und Ballaststoff-Gehalt. Sie lösen sich im Wasser daher wesentlich schneller auf und sättigen die hungrigen Mäuler weniger sondern locken sie nur an – damit sie die Hakenköder finden. Ich fische mit einer Allround-Friedfischrute 20 bis 40 Gramm Wurfgewicht einer mittelgroßen Stationärrolle sowie einer vier Kilo tragenden Hauptschnur. Denn mittlerweile sind alle Seerosenfelder abgestorben und Hänger also kaum zu befürchten. Für alle Fälle liegt jedoch eine zweite Rute mit stärkerer Schnur bereit.

Meine Montagen

Ich konzentriere mich ganz auf das Posenangeln da die Karpfen in diesem Gewässer selten weiter als 15 Meter vom Ufer entfernt nach Nahrung suchen. Als Posen dienen mir Peacock-Waggler mit einem kleinen Plastiköhr am unteren Ende. Sie tragen etwa zwei Gramm Bleischrot – der ideale Kompromiss um gut auswerfen zu können gleichzeitig aber die Präsentation fein und unauffällig zu halten.

Die Montage besteht weiterhin aus einem 30 Zentimeter langen Vorfach von drei Kilo Tragkraft das über einen Mini-Tönnchenwirbel mit der Hauptschnur verbunden ist. Diese Verbindung ist sicherer als eine mit zwei Schlaufen. Die Pose fixiere ich mit zwei Schrotbleien der Größe 4 so auf der Schnur dass sie etwas tiefer als die Gewässertiefe eingestellt ist; erst durch Straffen der Leine richtet sich der Schwimmer dann auf.

Ein weiteres kleines Schrotblei kommt zwischen Wirbel und Vorfach die restliche Bleimenge direkt über den Wirbel. Dank dieses Beschwerungsmusters kann kraftvoll und verhedderungsfrei ausgeworfen werden.

Ich verwende starkdrähtige 10er Haken. Den Teig aus Forellen-Pellets und den Zuckermais stecke ich direkt auf das Eisen während die Forellen-Pellets an einer Haarmontage angeboten werden.

Wie pack ich’s an?

Obwohl der See gut mit Karpfen besetzt ist werden sie vermutlich nicht überall umherschwimmen sondern sich eher dichtgedrängt in bestimmten Bereichen aufhalten. Erste Hinweise auf ihren Aufenthaltsort erhoffe ich mir von der Gewässertrübung. Daher gehe ich zunächst das Ufer ab um festzustellen wo sie am stärksten auftritt. Dort im Randbereich werfe ich Maiskörner ins Wasser und beobachte bis in welche Tiefe sie sichtbar bleiben.

Erstaunliche Unterschiede treten zutage: Am flachen Ende des Sees kann ich problemlos 30 Zentimeter tief ins Wasser hineinsehen auf der anderen Seite gerade einmal halb so weit. Offensichtlich wühlen in der Nähe Karpfen und wirbeln den weichen Schlamm mächtig auf. Ein weiteres Indiz für die Gegenwart der Fische sind Blasen die hin und wieder an die Oberfläche steigen.

Ich beginne den Grund an der vermeintlichen Karpfenecke präzise auszuloten und entdecke in gut zwölf Metern Entfernung vom Ufer eine ausgedehnte Erhebung die etwa 120 Meter unter der Oberfläche liegt. Rundherum aber ist es 20 Zentimeter tiefer und vergleichsweise eintönig. Die Sandbank könnte daher für Karpfen ein interessanter Spot sein.

Und so läuft’s

Gleich zu Beginn schieße ich mit der Futterschleuder je sechs Kappen voll Karpfen-Pellets an drei verschiedene Stellen dieses Unterwasserplateaus. Dadurch kann ich meinen Hakenköder im Wechsel an unterschiedlichen Plätzen anbieten. Kurz darauf steigen bereits die ersten Blasen rechts neben einem der Futterteppiche auf.

Ich überwerfe die Stelle um gut zwei Meter tauche die Rutenspitze tief ins Wasser und mache drei rasche Kurbeldrehungen um so die Schnur zwischen Pose und Rute unter Wasser zu drücken und sie dem Einfluss des Windes zu entziehen. Damit die Sehne besonders gut absinkt wurde sie vorher durch ein mit Spülmittel getränktes Schwämmchen gezogen.

Kurz nach dem Einwurf wird die Pose auch schon angehoben und beginnt zu zucken. Dann taucht sie ab doch mein sofortiger Anschlag geht ins Leere. Vom Grund sprudelt ein Blasenschwall auf – offensichtlich ist ein Karpfen nur gegen die Schnur geschwommen und von meinem Anhieb vergrämt davongeschossen. Ich lege an dieser Stelle eine Becherladung Pellets nach. Das soll die verscheuchten Fische wieder anlocken.

Vorerst befische ich jedoch einen der anderen beiden Futterplätze. Nach einer halben Stunde Warterei tut sich endlich etwas: Die Pose steigt auf und legt sich flach auf die Wasseroberfläche – jetzt oder nie! Mein kräftiger Anschlag kommt durch. Trotz der Kälte zeigt sich der Karpfen kampfstark und rast in Richtung Seemitte. Nach einigen Minuten Drill landet der Fünfpfünder schließlich in meinem Unterfangkescher. In Anbetracht des eisigen Wetters ein schöner Anfangserfolg.

Jetzt füttere ich an allen drei Stellen nach. An der rechten steigen wieder vermehrt Blasen auf doch der angebotene Mais bringt dort keinen Biss. Das ändert sich als ich die Körner gegen Forellen-Pellets austausche: Ein Zehnpfünder hat das Fisch-Pressfutter gepackt und liefert mir einen weiteren harten Kampf. Auch in den letzten zwei Stunden sind die Forellen-Pellets als Hakenköder erfolgreich. Weitere zwei kleinere Karpfen wandern noch in meinen Kescher.

Mein Fazit

Mit dem Ergebnis an diesem kalten Tag kann ich mehr als zufrieden sein. Interessant war, dass die meisten Bisse stets kurz nach dem Einschießen kleiner Becherladungen Pellets erfolgten. Wahrscheinlich haben die Karpfen diese neuen Partikel sofort näher untersucht und sind dabei auch auf die Hakenköder gestoßen. Diese Beobachtung habe ich schon öfter gemacht: In dicht besetzten Karpfengewässern löst schon das Geräusch ins Wasser fallender Lockköder das große Fressen aus.

Bei niedrigen Wassertemperaturen allerdings besteht die größte Gefahr gerade darin, zu viele Kostproben einzuwerfen. Dann sind die Fische zu schnell satt und fressen überhaupt nicht mehr. Und genau deshalb sind Karpfen-Pellets im Winter so ideal. Sie lösen sich im Wasser schnell auf, ohne viel Fressbares zu hinterlassen. Andere Angler, die an diesem Tag nur mit den langsam zerfallenden Forellen-Pellets anfütterten, hatten hingegen weniger Erfolg.

Foto: Verfasser

Bilder

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang