Mit ausgeklügeltem Gerät an der richtigen Stelle: Da bleibt der Erfolg nicht aus. |
Im drei Kilometer langen Altarm kommen außer Karpfen auch starke Raubfische vor. |
Sie haben noch nie einen Karpfen von über 20 Pfund gefangen? Dann sollten Sie Ihr Glück mal an der Saarner Ruhr versuchen!
06/2000
Von Andreas Janitzki
Seit mehreren Jahren sorgt ein Flussabschnitt am Niederrhein immer wieder mit guten Karpfenfängen für Aufsehen: die Saarner Ruhr im Zentrum Mülheims – umgeben von den Städten Duisburg und Essen. Der schwerste Moosrücken wog 44 Pfund! Die Ruhr selbst gilt unter Einheimischen seit jeher als gute Adresse für ausgezeichnete Fischwaid – auch, was Kapitale betrifft. Die Saarner Ruhr dagegen ist weniger bekannt.
Der etwa drei Kilometer lange Altarm hat, außer bei extremem Hochwasser, keine direkte Verbindung zur Ruhr. Für die Trennung sorgen ein Wehr, das die Wasserstände reguliert, sowie ein Überlauf am Ende des Altarms. Lediglich Salmoniden haben die Möglichkeit, über eine Fischtreppe abzuwandern.
Die gewaltigen Karpfenfänge weckten meine Neugier, und so machte auch ich mich auf, an der Saarner Ruhr mein Glück zu versuchen. Den ersten Trip startete ich Anfang April mit Freund Wolfgang. Doch leider blieb es an jenem Tag beim Vorhaben, einen Karpfen zu fangen. Der Wasserstand der Ruhr war extrem hoch, so dass über das Wehr Wasser in den Altarm abgelassen wurde. Dadurch entstand eine derart starke Strömung, dass selbst unsere 100-Gramm-Festblei-Montagen am Grund keinen Halt fanden. An sinnvolles Angeln war also nicht zu denken, und wir brachen das Unternehmen ab.
Die Gelegenheit war günstig
Das nächste Wiedersehen mit der Saarner Ruhr fand im Juli statt. Diesmal allerdings waren die Gegebenheiten weitaus günstiger. Die Seerosenfelder standen in voller Pracht und fielen als Hot Spot sofort ins Auge. Das Anfüttern zwei Tage vor dem geplanten Angeln mit jeweils zehn Litern Lupinen und einem Kilo Boilies sollten genügen.
Dann ging es zu dritt ans Wasser. Die Kollegen angelten links von mir in etwas tieferen Gefilden und vor den Seerosen. Ich selbst warf meine Köder zum gegenüberliegenden Ufer an Stellen an denen es etwa einen Meter tief war. In den kommenden 15 Stunden bis zum Morgengrauen blieb alles ruhig doch dann setzte das erhoffte akustische Signal des Carp Sounders ein. Der Swinger bewegte sich nach unten und ich mich schnell zur Rute.
Der Anhieb saß und nach relativ kurzem Drill landete der erste Saarner Karpfen in den Maschen des Unterfangkeschers. Mit etwa zehn Pfund zwar kein Riese aber immerhin der erste aus diesem Gewässer.
Das Piepen nahm kein Ende
Während der Nacht und in den folgenden Tagesstunden vernahmen wir immer wieder das Piepen von Bissanzeigern anderer Angler die etwa 300 Meter von uns entfernt direkt am Wehr angelten. Gegen Mittag kam einer von ihnen aufgeregt zu uns herüber und fragte ob wir eine Waage hätten da er einen Schuppenkarpfen gefangen habe den er auf zirka 40 Pfund schätze. Zwar stellte sich heraus dass der Fisch „nur“ 27 Pfund schwer aber dennoch ein stattliches Exemplar seiner Gattung war.
Noch während der Karpfen fotografiert wurde erhielt der Kollege einen weiteren Biss und konnte einen Schuppenkarpfen von 15 Pfund in den Kescher führen. Er berichtete dass dass er und seine Angelfreunde während der Nacht insgesamt 14 Karpfen gefangen hätten.
Wir grübelten und kamen zu der Überzeugung dass die Fische deshalb vermehrt am Wehr standen weil dort mit Sauerstoff angereichertes Wasser in die Saarner Ruhr floss denn die Außen- und Wassertemperaturen waren extrem hoch. Da sich an unseren Ködern bis zum späten Nachmittag nichts mehr tat entschlossen wir uns die Zelte abzubrechen. Mitte September machte ich mich erneut auf den Weg zur Saarner Ruhr. Eine einwöchige Vorfütteraktion mit täglich zwei Kilo Fischboilies sollte dem Vorhaben „Flossen verleihen“.
Der anhaltend warme Spätsommer sorgte für eine Wassertemperatur von 215 Grad. Etwas kühler wäre mir zwar lieber gewesen aber ich konnte natürlich nichts ändern. Die erste Angel mit zwei 18 Millimeter dicken Fischboilies beködert platzierte ich wiederum im Flachen am gegenüberliegenden Ufer. Die Montage der zweiten Rute bestückt mit einem sinkenden Fischboilie und einer Korkkugel die durch ihren Auftrieb für eine Pop-Up-Präsentation sorgen sollte fand ihren Weg in etwa 25 Meter tiefe Gefilde. Pro Rute wurden etwa 50 Boilies beigefüttert und das Warten begann.
Der Abend verlief ruhig doch nach Einbruch der Dunkelheit verriet ein kräftiger Klatscher am Futterplatz die Anwesenheit eines kapitalen Cypriniden. Trotz ansteigender Spannung verging die Zeit ohne dass etwas passierte. Und so fielen mir schließlich die Augen zu.
Um 1.30 Uhr riss mich der Carp Sounder im Dauerton aus dem Schlaf. Der Anhieb saß und die kraftvolle Gegenwehr ließ auf gute Beute schließen. Die nächsten 20 Minuten verliefen spektakulär. In wilden Fluchten zog mein Gegenüber immer wieder Schnur von der Rolle und versuchte unter das Astwerk zu gelangen. Allmählich jedoch ließ die Kraft des Moosers nach und er näherte sich dem Kescher. Ein letztes Aufbäumen dann konnte ich den stattlichen Spiegler landen. Mit 34 Pfund ein erfreuliches Stelldichein! Kurz nach drei Uhr morgens ertönte der Bißanzeiger erneut. Diesmal wog der Karpfen sogar 38 Pfund!
Als die Sonne über den Baumwipfeln erschien nahm ein Schuppenkarpfen von 22 Pfund den Köder und ließ sich nach turbulentem Drill ebenfalls in den Kescher führen. Was für Angelstunden! Ich war begeistert! Leider drängte die Zeit und schweren Herzens trat ich die Heimreise an.
Die Saarner Ruhr ist ein Top-Gewässer an dem jedoch nicht nur Karpfenfreunde auf ihre Kosten kommen: Weitere Fischarten sind Hecht, Zander, Barsch, Aal, Schleie, Döbel, Aland, Brassen und Rotaugen. Zwar lassen sich auch von diesen Flossenträgern durchaus dicke Brocken fangen am besten jedoch wachsen die Karpfen ab.
Gefischt werden darf mit zwei Ruten. Das Nachtangeln sowie das Aufstellen von Brollies sind erlaubt Bootfischen dagegen ist verboten. Zum Ausloten allerdings darf ein Boot benutzt werden.
Auch wenn die Saarner Ruhr in einem Ballungsgebiet liegt hat sie dennoch ihren landschaftlichen Reiz. Sie ist von üppiger Vegetation gesäumt und gut begehbar.
Info
Angelgeräte Cao in Oberhausen, Tel. 0208/841947. Die Tageskarte kostet 6,60 DM.
Anreise:
A44 aus Hannover, übergehend in die A 40, dann Abfahrt Duisburg-Kaiserberg.
Foto: Verfasser