Bei der Fränkischen Saale wechseln schnell fließende Abschnitte mit ruhigen Bereichen. |
Äschen, Bach- und Regenbogenforellen – Döbel, Barben, Karpfen, Hechte… An der Fränkischen Saale in Bayern mit ihren schnell fließenden Abschnitten und ruhigen Bereichen werden Petri-Jünger schöne Angelstunden verbringen.
05/2000
Von Kurt Dietl
Es ist kurz nach neun Uhr, als ich die 17 Kilometer lange Strecke der Fränkischen Saale zwischen Schonderfeld und Wolfsmünster, die ich befischen darf, erreiche. Die bereits kräftig scheinende Sonne verspricht einen heißen Augusttag – auch, was das Angeln betrifft.
Der Wasserstand ist niedrig, und es hat ein leichter Schlupf von kleinen, graubraunen Köcherfliegen eingesetzt, wie ich von der Schonderfelder Brücke aus mit Freude feststelle. Also fahre ich ein Stück flußab bis zu der Kiesbank, die das Ende einer schnell fließenden Gewässerstrecke markiert.
Die ersten Versuche mit einer Pheasant-Tail bleiben erfolglos, aber mit dem Wechsel auf eine 12er Gammarus-Imitation ändert sich das Bild. Innerhalb kurzer Zeit gelingt es mir, vier Döbel und eine 38 Zentimeter lange Äsche zu haken. Ein für die Fränkische Saale guter Fisch, da Äschen über 30 Zentimeter in diesem Abschnitt nicht gerade häufig sind und sich äußerst sensibel verhalten.
Langsam beginnen einige Fische, nach Oberflächennahrung zu steigen. Darauf habe ich gewartet und schlaufe deshalb ein schwimmendes Vorfach ein. Mit der Fischerei allerdings muss ich kurz warten, da vier Kanuten angepaddelt kommen. Als sie mich passiert haben, werfe ich die kleine Sedge in Richtung gegenüberliegendes Ufer, wo in steten Abständen ein offensichtlich guter Fisch steigt.
Wegen den hinter mir stehenden Bäume und Sträucher jedoch misslingt der Wurf, und die Fliege landet zwei Meter neben dem anvisierten Punkt. Zudem greift Strömung in die Schnur und lässt die Fliege augenblicklich dreggen.
Plötzlich steigt sie…
Ich frage mich ob ich es wohl wagen solle weiter in den Fluss hineinzuwaten da steigt plötzlich eine Regenbogenforelle nach der Sedge und nimmt sie. Wild stürmt der Fisch erst etwas flussabwärts und schwimmt dann direkt auf mich zu. Gleich darauf brodelt das Wasser und energisch wird mir die Schnur durch die Finger gezogen. Dann ist Ruhe und ich befürchte schon dass die Schnur an einem Stein fest hängt. Der „Stein“ aber lässt sich langsam heranziehen…
Welch ein Schreck als ich schließlich den Kopf eines großen Hechtes erkenne der meine Forelle quer im Maul hält! Vorsichtig versuche ich den Räuber samt Beute ans Ufer zu drillen und zu keschern. Ich fühle mich bereits als Sieger als er doch noch sein Maul öffnet und die Forelle ausspuckt. Das Steigen der Salmoniden ist nach dem Hechtdrill natürlich beendet zudem kommen wieder einige Kanuten vorbei. Deshalb wechsele ich an eine andere Stelle etwas weiter flussauf. Hier an der Sohlschwelle stehen immer Forellen. Ein Blick durch die Polbrille bestätigt dies. Per Fallschirmwurf präsentiere ich die Fliege stromab und kann eine 30er Bachforelle haken.
Den ganzen Nachmittag über passiert dann nichts mehr aber als die Dämmerung hereinbricht beginnen die Fische wieder zu steigen. Meist jedoch sind es nicht die erhofften Forellen und Äschen sondern Döbel in Längen von 20 bis 35 Zentimetern. Das gezielte Anwerfen eines ausgemachten Ringes mit einer Bivisible bringt mir zum Abschluss des Tages dann noch einen 48 Zentimeter langen Döbel der an meiner 5er Rute einen gewaltigen Tanz vollführt. Abends zähle ich zusammen: zwei Äschen, drei Bachforellen, eine Regenbogenforelle, elf Döbel, zwei Hasel – und jede Menge Erfahrung. Der große Hecht übrigens wurde noch am gleichen Tag von einem Spinnfischer gelandet und hatte eine Länge von 98 Zentimetern.
Mit der Wathose
Die von mir seit 1996 befischte Strecke der Fränkischen Saale erstreckt sich von der Brücke in Schonderfeld bis in den Abschnitt unterhalb des Bahnhofs Wolfsmünster. Die flacheren und schneller fließenden Bereiche befinden sich im oberen Teil. Hier wechseln relativ ruhig fließende Abschnitte mit schnellen Rauschen. Die Breite des Flusses liegt zumeist zwischen sechs und neun Metern. Die Tiefe schwankt zwischen 75 und 150 Meter. Im oberen Bereich sind die Ufer oft stark mit Erlen, Weiden und Gebüsch bewachsen. Zusätzlich erschweren teilweise hohe Uferböschungen das Werfen. Die Fränkische Saale lässt sich jedoch in diesem Bereich in einer Wathose recht gut beangeln denn beim Waten ergeben sich bessere Wurfpositionen. Watstiefel empfehlen sich wegen der tiefen Rinnen im Fluss weniger.
Die kleinen Kiesbänke sollten nicht betreten werden um den hier lebenden Kleintieren und Fischen – auch Mühlkoppen – nicht den Lebensraum zu zerstören. Hauptsächlich vorkommende Fischarten sind Bachforellen, Äschen und Barben; seltener sind Regenbogenforellen, Bachsaiblinge und Hechte. Der untere Streckenabschnitt ist etwa 120 bis 180 Meter tief. Die Fließgeschwindigkeit Richtung Gemünden, wo sich die Fränkische Saale mit der Sinn vereinigt und in den Main mündet, ist geringer. Hier lassen sich auch Barsche und gelegentlich Karpfen mit dem Streamer, beziehungsweise der Nymphe erbeuten. Die Bestandsdichte der Salmoniden ist nicht hoch. Zahlenmäßig stark und in teilweise respektablen Stückgewichten vertreten dagegen ist der Döbel.
44 Zentimeter lange Äsche
Die Forellen und Äschen der Fränkischen Saale lassen sich in der Regel mit Klassikern wie zum Beispiel der Tups Indispensable in den Größen 14 und 16 oder der Bivisible Größe 10 bis 18 gut überlisten. Einer Bivisible in Schwarz/Ginger verdanke ich meine bisher größte Saale-Äsche von 44 Zentimetern.
Verschieden gefärbte Sedges der Größen 12 bis 18 sollte der Fliegenfischer auf jeden Fall in seiner Box haben da die Forellen zu gewissen Zeiten ganz vernarrt in die zahlreich vorkommenden Köcherfliegen sind. Wenn die Salmoniden nicht auf die Trockene steigen bietet es sich an mit der Nymphe zu fischen. Hierfür sind in den schneller fließenden Bereichen normal bis stark beschwerte Muster erforderlich. Um die Fische zu erreichen sollte man wegen der vielerorts beschränkten Wurfmöglichkeiten und der oft größeren Tiefen eventuell mit beschwerten Vorfächern angeln.
Im Frühling und im Spätherbst versprechen Gammarus-Muster in den Größen 10 bis 14 sowie Goldkopf-Nymphen der Größen 10 bis 16 an dünnen Vorfachspitzen bis hinunter zu 012 Millimeter am ehesten Erfolg. Im Sommer dürfen die Vorfachspitzen beim Nymphenfischen mit 018 bis 020 Millimetern ruhig stärker sein. Jetzt gehen zusätzlich zu den erwähnten Gammarus-Mustern und Goldkopfnymphen auch die Pheasant Tail in den Größen 12 bis 16 die Ritz-D-Nymphe (Größe 10 bis 14) sowie die Hare’s Ear (Größe 10 bis 16) sehr gut.
Ohne Widerhaken
Die Größen der Bachforellen liegen zumeist zwischen 25 und 35 Zentimetern, das längste mir bekannte Exemplar erreichte 49 Zentimeter. Ähnlich sieht es bei den Äschen aus deren Durchschnittsgröße bei etwa 30 Zentimetern liegt. Da das Mindestmaß der Äschen 35 Zentimeter beträgt sollte grundsätzlich ohne Widerhaken geangelt werden.
An Gerät benötigt der Fliegenfischer an der Fränkischen Saale eine 230 bis 260 Meter lange Rute der Klasse 4/5 für das Trockenfliegen- und leichtere Nymphenfischen. Längere Ruten sind wegen der oft dichten Ufervegetation weniger empfehlenswert; kürzere verbieten sich wegen der teilweise hohen Uferböschungen. Soll verstärkt mit der Nymphe gefischt werden kann eine etwas stärkere Rute der Klasse 5/6 gefischt werden.
Für das Fischen mit dem Streamer ist wegen der hier vorkommenden Hechte die im Durchschnitt 70 Zentimeter lang sind eine Rute der Klassen 7 bis 9 anzuraten. Beim Angeln mit Trockenfliege und Nymphe habe ich sehr gute Erfahrungen mit einer Triangel-Taper-Schnur gemacht. Die Vorfachbeschwerung erreiche ich entweder mit Poly-Leaders oder einem Stück ausrangierter Sinkschnur. Ebenso möglich ist die Verwendung eines Stückes dünner Bleischnur die allerdings die Spitze der Flugleine mit unter Wasser zieht was die Bisserkennung erschwert. Aufgrund der relativ kurzen Wurfdistanzen sind Bissanzeiger an der Fränkischen Saale nicht erforderlich. Vorfachspulen verschiedener Stärken und eine Auswahl an Fliegen vervollständigen die Grundausrüstung.
Info
Erlaubnisscheine gibt es bei: Erna Legedza, 97737 Gemünden/Schönau, Tel. 09351/3382; Michael Brönner, 97782 Gräfendorf/Wolfsmünster, Tel. 09357/1570; Reinhold Kühnlein, 97782 Gräfendorf/Schonderfeld, Tel. 09357/837; Gerhard Lutz, 97782 Gräfendorf/Schonderfeld, Tel. 09357/769; Gabriele Göckeritz, 97782 Gräfendorf, Tel. 09357/235; Hildegunde Wagner, 97782 Gräfendorf, Tel. 09357/801; Rudolf Dittmeier, 97782 Gräfendorf/Michelau, Tel. 09357/296; Egon Volkert, 97782 Gräfendorf/Weickersgrüben, Tel. 09357/1548.
Preise der Tageskarten: 15 DM.
Foto: Verfasser