Barben sind strömungsliebende Fische. Wer ihnen den Köder am leichten Rollblei serviert, hat beste Fangaussichten. |
Im großen Wehrbecken bei Gründau-Lieblos werden alljährlich Groß-Hechte in Gewichten zwischen zehn und 15 Kilogramm erbeutet. |
Das Kinzigtal zwischen Vogelsberg und Spessart wartet nicht nur mit gepflegten Gasthöfen in schöner Umgebung auf: Gastangler sind begeistert von der spannenden Fischwaid an der Kinzig.
Von Hilmar Petersen
Attraktiv und abwechslungsreich: Die Kinzig – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fluss im Schwarzwald – entspringt in der Nähe von Fulda und mündet bei Hanau in den Main. Sie hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich: vom einstigen Lachs-Laichgebiet um die Jahrhundertwende zum belasteten Industriegewässer der 60er Jahre.
Heute zählt das Kinzigtal zwischen Vogelsberg und Spessart zum Naherholungsgebiet von Frankfurt, und im nun wieder sauberen Wasser des Flusses finden die Flossenträger idealen Lebensraum. Immer wieder begeistern mich der abwechslungsreiche Verlauf sowie die große Vielfalt an Fischarten, die dem Angler ein reiches Betätigungsfeld bieten. Es sind schließlich nicht nur die spektakulären Großfische, die uns zum Wasser ziehen.
Auf einer Strecke von gut 60 Kilometern trifft man nahezu alle „Angelfische“ an: Hecht, Zander, Barsch, Aal, Bach- und Regenbogenforelle, Äsche, Karpfen, Schleie, Barbe, Nase, Döbel, Rotauge und Brassen. Betreut wird der Fluss von der Interessengemeinschaft Kinzig (IGK), die gleichzeitig verschiedene Kartenausgabestellen unterhält. Die Streckenabschnitte sind in A, B und C-D unterteilt.
Abschnitt A reicht von Hanau bis Langenselbold. Breit und ruhig fließt hier die Kinzig dahin und lädt mit ihren offenen und langen Uferabschnitten zum Stippen förmlich ein. Auch die leichte Matchrute passt. Stramme Rotaugen und Brassen warten auf Maden und Würmer, die bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 1,50 bis zwei Metern mit der leichten Posenmontage oder einem Futterkörbchen auf Grund angeboten werden.
Honig Vanille und Karamel
Gibt man dem Anfüttermaterial eine süße Note kann der Angler auch mit größeren Wildkarpfen im zweistelligen Kilobereich rechnen. Die Leckermäuler bevorzugen vornehmlich Honig Vanille und Karamel. Nachts ist die Aal-Angelei sehr erfolgreich und ein Zweipfünder löst kein Staunen aus.
Die Gastkartenstrecke B von Langenselbold bis kurz vor Gelnhausen ist für mich persönlich der attraktivste Teil der Kinzig: Mal schmal mal breiter wechseln schnell fließende Partien in rascher Folge mit langsameren Kurven. Im Staubereich etlicher kleinerer und größerer Wehre fühlen sich Schleie und Karpfen aber auch Hecht Barsch und Zander wohl. In den schnelleren Wehrschüssen und Rieselstrecken treffen wir Bach- und Regenbogenforellen sowie Äschen an.
Besonders beliebt ist die alte Papiermühle bei Gründau-Lieblos. Zahlreiche Kanäle und Gräben zweigen von dem großen Wehrbecken ab. Ein wahres Eldorado für alle Fischarten. Im Becken selbst werden jedes Jahr einige Groß-Hechte zwischen zehn und 15 Kilogramm auf bunte Gummifische und Doppelhakensystem gefangen.
Kräftiges Angelgerät
Aber auch feiste Zander lassen sich gern mit farbenfrohen Twistern sowie kleinen Fischfetzen überlisten. Wie auch an anderen urwüchsigen Stellen der Kinzig sollte man bei der Geräte- Schnur- und Vorfachstärke nicht zu zimperlich und vorsichtig sein. Da zahlreiche Abschnitte der Kinzig einem Renaturierungsprogramm der Arbeitsgemeinschaft Main „Lachs 2000“ eingegliedert sind bei dem sehr viel Wert auf die Erhaltung der Auengebiete gelegt wird trifft der Angler oft kreuz und quer liegende Baumstämme und Äste am Ufer und im Wasser an. Wahre Blinker- und Hakenkiller sowie Fluchtburgen für die Fische! Ein kräftiger Langstielkescher ist bei den oft hohen Uferböschungen empfehlenswert.
Beim Streckenabschnitt C dem letzten der drei Gastkartenzonen beginnt der Oberlauf des Flusses. Leider steht dieser für den Forellen- und Äschenfischer besonders interessante Bereich von Gelnhausen bis zum Ahler Stausee dem Gastangler nur teilweise zur Verfügung – nämlich im eingegliederten Abschnitt D von Wächtersbach bis zum Ahler Stausee.
Dennoch findet der Petri-Jünger der gern auf strömungsliebende Fische wie Nasen Barben sowie Forellen und Äschen angelt gerade hier eine spannende Fischerei vor. Neben den klassischen Wurm- und Käseködern am leichten Rollblei serviert man den Langrüsslern durchaus auch vorgefrorenes Büchsenfleisch. Nicht zu weich gekochte Nudeln kommen ebenfalls an. Geheimtipp: etwas Knoblauch hinzufügen! Beim Anfüttern mit gleichem Material wie dem Köder sollte man nicht zu sparsam sein.
Sind bei den Geräten für den Spinnfischer Rutenlängen von 240 bis 300 Metern sowie Blinker und Spinner von zehn bis 50 Gramm erste Wahl so wird der Friedfisch-Angler an der Kinzig Rutenlängen zwischen vier und zehn Metern mit Wurfgewichten von zehn bis 30 Gramm bevorzugen. Gängigste Schnurstärken liegen zwischen 020 und 035 Millimetern je nach Bewuchs und Hindernissen. Diese Angaben gelten für den gesamten Kinzigbereich.
Ideal für Fliegenfischer
Während im Grenzbereich zwischen Wächtersbach und der Ortschaft Aufenau (Abschnitt D) besonders Barben und Nasen stehen kommt im weiteren Verlauf der Fliegenfischer zu seinem Recht. Schnelle Rauschen und anschließende Rieselstrecken mit Feinkies und Sand sowie Quellmoos und Hahnenfuß laden förmlich dazu ein die Fliegenrute zu schwingen.
Eine leichte zirka 2,60 Meter lange 5er-Rute mit Schwimmschnur reicht vollkommen aus. Tauscht man in den tieferen Gumpen das schwimmende Vorfach gegen ein schnell sinkendes ist man für alle Situationen gewappnet. Bei hohem Sonnenstand empfiehlt es sich an den flachen und langsam fließenden Bereichen das Vorfach mit feinstem Sandpapier aufzurauhen um Reflektionen zu verhindern denn die Forellen und Äschen können bei solchen Bedingungen sehr vorsichtig sein.
Ein guter Standplatz für alle Salmoniden wie auch für dicke Döbel um die drei Pfund ist der Einlauf der Salz ein kleiner Nebenbach im Ortsbereich von Bad Soden-Salmünster. Bei der Fliegenwahl sollte man im zeitigen Frühjahr zu schweren Nymphen wie Goldkopf oder Pheasant Tail sowie kleinen Streamern in Fischchenform greifen. Im weiteren Jahresverlauf folgen die Märzbraune Stein- und Maifliege die hier zeitweise noch sichtbare Schlüpfe zeigt sowie im Spätsommer und Herbst die Bürzelfliege oder Rehhaarsedge.Fazit: Ein Besuch im schönen Kinzigtal ist immer lohnend!
Info
Außer in den Ausgabestellen der Interessengemeinschaft Kinzig gibt es Gastkarten für die Abschnitte A und B in Hagen’s Angellädchen, Alte Schmidtgasse 4, 63571 Gelnhausen Tel. 06051/14698 oder 2816 sowie für den Abschnitt D im Tackle Shop Rhein-Main Gelnhäuser Str. 4, 63628 Bad Soden-Salmünster Tel. und Fax 06056/5612. Preis der Tageskarten: 20 DM.
Stand 1999
Foto: Verfasser