Kürzlich habe ich eine uralte Bronze-Rolle erwischt. Sie stammt aus einem Nachlass aus dem Raum Bamberg, aus dem Umfeld der dortigen Fischerzunft. Es handelt sich dabei wohl um die „Revolving-Rolle“ No. 963 von DAM.
Im Katalog von 1910 findet sich genau diese Rolle, nur mit grob gelochtem Fuß. Wie im Katalog angegeben, hat mein Röllchen einen Scheibendurchmesser von 58 mm. Es gab drei Größen. Diese Rolle ist vom Material her für ein in Deutschland verkauftes Modell extrem außergewöhnlich, deshalb lässt sie sich einfach zuordnen. Der DAM-Katalog verrät, dass sie nicht aus sonst üblichem Messing hergestellt wurde: „Aus Kanonenbronze (gun metal), feinste Präzisionsarbeit in stahlblauer Farbe, in gediegenster Ausführung. Eine bessere Qualität hierin befindet sich nicht auf dem Markte.“ Sie ist gebläut, unter dem Fuß und am Rand kann man es noch erkennen. Ich habe schon viele Messingrollen in der Hand gehabt, aber diese kaffeebraune Rolle ist extrem schwer und von ungewöhnlich hoher Handwerkskunst.
Die Katalog-Abbildung von 1910 ist verräterisch, klein lässt sich nur bei dieser Rolle „Gervay.Birm.“ erkennen, wohl die Signatur des Druckstock-Graveurs. „Birm.“ steht sehr wahrscheinlich für Birmingham. Der englische Hersteller dieser Rolle hat DAM offenbar seine Druckstöcke für den Katalog zur Verfügung gestellt. Die Herstellung der Stöcke war sehr teuer, da hat man sich ausgetauscht.
Nach einiger Recherche habe ich herausgefunden, dass diese Rolle sehr wahrscheinlich von „Murton of Newcastle“ gebaut wurde. Es gibt diese Rolle mit genau dieser Firmenaufschrift. DAM hatte sie von 1905-15 im Programm.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Im Netz findet sich dieses Rollenmodell in verschiedensten Variationen, auch mit Aufschrift „Eaton & Deller, London“ und anderem Verschluss, oder mit der Marke „G.Little & Son, London“ als Lachsrolle (hier auch mit gelochtem Fuß!). Das könnte Beweis dafür sein, dass der ursprüngliche Hersteller sie ungemarkt an die verschiedensten Firmen verkauft hat, die sie dann als eigenes Modell ausgegeben haben. Wer hat sie also hergestellt? Doch DAM, auch für den englischen Markt?
Wer weiß mehr über diese Rolle? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de