Der Huchen, auch “Donaulachs” genannt, ist in seinem Bestand bedroht. Bild: Franz Keppel |
Beim Verband Hessischer Fischer kann eine kostenlose Broschüre über den Fisch des Jahres 2015 bezogen werden.
Der Verband publiziert seit einigen Jahren regelmäßig Informationsbroschüren über aktuelle Themen aus der Ökologie heimischer Oberflächengewässer. Die beliebte Serie „Fisch des Jahres“ gibt dabei Jahr für Jahr einen Überblick über die Eigenschaften des jeweiligen Fisches, dessen Lebensweise, Körperbau, Nahrung, Fortpflanzung und die Bedrohungen, die der Zustand unserer Gewässer mit sich bringt. Nach der Äsche (2011), den Neunaugen (2012), der bachforelle (2013) und dem Stör (2014) stellt der Verband 2015 den Huchen vor.
Die größte Gefährdung für diese und alle anderen wandernden Fischarten stellen unüberwindbare Hindernisse in Form von Wasserkraftwerken dar. Dies ist ein Grund, warum der Verband Hessischer Fischer sich entschlossen hat, den Huchen als in Hessen nicht heimischen Fisch vorzustellen.
Lebensweise des Huchens
Der Huchen (Hucho hucho) auch Donaulachs genannt, wurde zum Fisch des Jahres 2015 gewählt. Der Huchen ist einer der größten heimischen Vertreter aus der Familie der Lachse (Salmoniden). Seine natürliche Verbreitung ist in Deutschland auf das Einzugsgebiet der Donau beschränkt. Deshalb wird er auch häufig als „Donaulachs“ bezeichnet.
Der Huchen hat einen langgestreckten, im Querschnitt fast runden Körper. Auf dem kupferfarben-rotbraunen bis grünlichgrauen Rücken befinden sich zahlreiche kleine dunkle Tupfen. Er kann über 25 Kilo schwer und über 1,40 Meter lang werden. Er steht als Raubfisch in seinem Lebensraum an der Spitze der Nahrungskette. In der Literatur werden Äschen, Nasen und Barben als typische Beute genannt.
Der majestätisch anmutende „Donaulachs“ liebt schnellfließende, kühle und sauerstoffreiche Gewässer mit steinigem grob kiesigem Grund, den er für die Eiablage benötigt. In kiesigen Bereichen der Äschen- und Barbenregion werden die Eier im März/April vom Weibchen in selbst geschlagenen Laichgruben abgelegt. Die geschlüpften Larven halten sich im Schutze der Kies- und Steinlücken auf und wachsen schnell heran. Geschlechtsreif ist der Huchen mit drei bis vier Jahren, seine Lebensdauer beträgt etwa 15 Jahre.
Vom Aussterben bedroht
Der Huchen ist in seinen Beständen stark bedroht und wurde in die Rote Liste als vom „Aussterben bedrohte Tierart“ aufgenommen. Ebenso ist er im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgelistet, womit er zu den Arten gehört, für die europaweit Schutzgebiete eingerichtet werden müssen.
Anfang des 20. Jahrhunderts war der Huchen in der Donau noch bis weit oberhalb Ulm und in den Donauzuflüssen wie Isar, Lech und Regen anzutreffen. Durch den folgenden starken Verbau und die massive Regulierung der Donau und ihrer Nebenflüsse wurden die Wander- und Fortpflanzungsmöglichkeiten des Huchen stark eingeschränkt, so dass eine erfolgreiche Fortpflanzung in vielen Flussabschnitten nicht mehr möglich ist. Mit dieser Situation steht der Huchen stellvertretend für zahlreiche Fischarten unserer Fließgewässer.
Dies ist ein Grund warum der Verband Hessischer Fischer e.V. sich entschlossen hat diesen, in Hessen nicht heimischen Fisch vorzustellen. Auch in Hessen wird durch den Bau von Wasserkraftwerken bzw. durch Reaktivierung von Altanlagen die Durchgängigkeit verschlechtert. Diese zerstören nicht nur unsere Gewässerstrukturen sondern behindern auch die überlebensnotwendige Wandermöglichkeit von Lachs, Meerforelle, Barbe, Nase, Aal und weitere Arten.
Auch wenn der Huchen kein typischer Wanderfisch ist, der lange Wanderstrecken zurücklegt, so können sich seine Wanderungen auf der Suche nach einem idealen Laichplatz bis zu 100 Kilometer erstrecken. Der Weg dorthin ist in vielen Zuflüssen der Donau durch Querverbauungen versperrt. Allein in der Isar sind 35 Wasserkraftwerke in Betrieb. Alle haben bis heute noch keine funktionierenden Fischabstiegseinrichtungen und teilweise auch keine Aufstiegsmöglichkeiten für die Fische. Neben den Verschlammungen von Staubereichen gefährden Wasserableitungen und die zu geringen Restwassermengen, oft in Zusammenhang mit dem Schwallbetrieb von Wasserkraftanlagen, die Huchen-Bestände. Im Nachbarland Österreich geben die Kraftwerksbetreiber durch ihre Praxis der Stauraumspülung den letzten großen autochthonen Huchen-Populationen den Rest.
Schutzmaßnahmen
Der Erhalt des Huchens im Donausystem erfordert engagiertes Handeln aller Beteiligten. Zurzeit werden Huchen aus dem Donaustamm hilfsweise nachgezüchtet und durch Angelfischer im Donauraum besetzt, um so die noch verbliebenen Bestände zu stützen. Zum Aufbau sich wieder selbst reproduzierender Bestände, ist es zwingend notwendig die letzten natürlichen Gewässerabschnitte zu erhalten und mit Renaturierungsmaßnahmen den verlorengegangenen Lebensraum wiederzugewinnen. Die Wiederherstellung und Erhaltung frei durchwanderbarer Fließgewässer mit natürlicher Gewässerdynamik und Gewässerstruktur ist dabei Voraussetzung. Das käme nicht nur dem Huchen zugute, sondern allen angestammten Bewohnern unserer heimischen Gewässer. Das Wasserhaushaltsgesetz sollte dringend überarbeitet und den heutigen Erkenntnissen im Gewässerschutz angepasst werden. Gesetze sind „erneuerbar“, unsere Flüsse jedoch nicht!
Verband Hessischer Fischer – aktiver Schutz durch Nutzung
Äsche, Bachneunauge, Bitterling, Gründling, Mühlkoppe, Muscheln, Krebse, Biber, Ringelnatter, Eisvogel, Wasseramsel sowie einige Amphibien und Libellenarten verdanken ihren Lebensraum in Hessen dem VHF. Die Entstehung von Biotopen an Fließgewässern, Teichen und Tümpeln gehen auf die ehrenamtlichen Vorarbeiten der im Verband organisierten Angelvereine zurück. Seit über 100 Jahren ist der VHF zur Stelle, wenn es um den Gewässerschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt geht.
Bezug der Huchen-Broschüre: Verband Hessischer Fischer e.V., Regionalgeschäftsstelle Nord, Kölnische Str. 48 – 50, 34117 Kassel, Telefon 0561/78 04 44, Fax 0561/72 99-369, E-Mail: vhfrgst@hessenfischer.net. Download älterer Veröffentlichungen…
Fotos: Franz Keppel
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