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Blue Marlin von 1.120 englischen Pfund

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Bild: Dave Lewis
Brachiale Flucht: Gleich wird die Rollenbremse um Gnade schreien. Bild: Dave Lewis

FISCH & FANG-Autor Dave Lewis hat wieder zugeschlagen: Die englische Meeresangler-Legende nahm vor den Kapverdischen Inseln den Kampf mit einem ‚Grander‘ auf.

Was für ein Fisch! Mit vereinten Kräften wird der Grander an Bord gewuchtet. Bild: Dave Lewis

Als ‚Grander‘ werden Blue Marlins von über 1.000 englischen Pfund (lb) bezeichnet. Hier sein Fangbericht: „Als wir auf der Kapverden-Insel Sao Vincente ankamen, wurde uns am Hafen nicht gerade Mut gemacht. Wir erfuhren bald, dass in den vergangenen Wochen nur wenige Marlins gefangen oder auch nur gesichtet wurden. Offenbar waren die meisten Fische schon abgewandert. Den ersten unserer fünf Angeltage verbrachten wir auf der ‚Dimeu‘, einem 40-Fuß-Boot unter dem Skipper Calu Banbosa. Nach neun Stunden Trolling im Kanal zwischen Sao Vincente und Santo Antao, normalerweise ziehen hier die wandernden Marlins durch, kamen wir mit nur einem Biss in den Hafen, ein 22-Kilo-Wahoo hatte sich für unsere Köder interessiert.

Explosion aus weißem Wasser

Auch der zweite Angeltag, der 14. Juli 2011, begann zäh. Calu fuhr zum westlichen Ende der Insel, zur berühmten Pedro Bank. Und wieder passierte nicht viel, dösend beobachteten wir den Lauf unserer Köder hinter dem Boot, begleitet vom monotonen Stampfen des Schiffsdiesels. Dann, kurz nach 9.30 Uhr, als die Dimeu die innere Kante der Sandbank abschleppte, attackierte ein Fisch einen unserer Köder, einen ‚Black Bart Oz Prowler‘.

Die Explosion aus weißem Wasser hinter uns, hätte nicht eindrucksvoller sein können. Es war so, als hätte jemand eine Handgranate ins Meer geworfen. Als die Alutecnos-Rolle der 80-lb-Klasse laut zu kreischen begann, sprang ich auf und positionierte mich auf dem Kampfstuhl. Wir vier Angler hatten jeweils eine Rute ausgelegt, und dank göttlicher Fügung hatte sich der Fisch für meine Rute entschieden…

Die unglaubliche erste Flucht leerte fast die Rolle, doch dann wurde der Fisch langsamer. Ich versuchte etwas Schnur gutzumachen. Weil die erste Flucht so unglaublich schnell war, ging die Crew davon aus, dass ich einen mittleren Fisch von außen gehakt hätte. Mein Gegner zog in der Tiefe seine Runden. Nachdem ich einen großen Hammerhai in der Nähe entdeckt hatte, schloss ich die Bremse und pumpte meinen Widerpart mit all meiner Kraft so schnell wie möglich nach oben. Nach und nach gewann ich immer mehr Schnur, der Winkel der Schnur veränderte sich, offenbar kam der Fisch langsam an die Oberfläche.

Der Fisch meiner Träume

Der Erfolgsköder: Ein „Black Bart Oz Prowler“. Bild: Dave Lewis

Ich kurbelte immer mehr Leine auf. Nach einem gekonnten Bootsmanöver gelang es unserem „Wireman“ Mario Lopez das Vorfach des Marlins zu greifen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich der Fisch zum ersten Mal: Wie in Zeitlupe tauchte er im tintenblauen Wasser auf. Zuerst sahen wir das riesige Schwert, das den Umfang eines Baseballschlägers hatte, dann tauchte der tiefblaue Rücken auf, gefolgt von einem monströs großen Körper, der kein Ende nehmen wollte. Mit einem gewaltigen Sprung schoss der Marlin vom Boot weg und riss Mario das Vorfach aus der Hand!

Nun wusste ich, dass ich den Fisch meiner Träume am Haken hatte, und wieder riss der Brocken Meter für Meter Schnur von meiner Rolle. Im betete leise. Nach endlosen zehn Minuten bekam Mario das Vorfach wieder zu fassen, und erneut tauchte der Marlin ab. Erst nach vier oder fünf Versuchen konnte Mario das Vorfach sicher fassen.

Achterbahn der Gefühle

Aus meinem Kampfstuhl sah ich nicht genau, was neben dem Boot passierte. Offenbar hatte der Marlin den „Oz Prowler“ tief geschluckt, er blutete jedenfalls stark. Skipper Calu gab die Anweisung, den Fisch an Bord zu holen. Ich war hin- und hergerissen zwischen Freude und Trauer um den schönen Fisch. Zwar interessierte mich das genaue Gewicht, doch nicht um den Preis, dass dieser wunderschöne Fisch getötet werden musste. In den vergangenen Jahren habe ich über 100 große Schwertfische wieder zurückgesetzt. Aber erst seit diesem Tag fahren meine Gefühle Achterbahn, wenn ich an den letzten Fisch denken muss.

Zurück am Fischereihafen wurde der Fisch akkurat mit geeichten Digitalwaagen gewogen. Das Gewicht: 506 Kilo oder 1.120 englische Pfund (lb). Einer der größte Marlins, die bisher vor Sao Vincente gefangen werden konnten. Etwas Trost empfand ich, als der Fisch an den örtlichen Fischmarkt weitergegeben wurde, der das schmackhafte Fleisch an die Einheimischen verteilt.

Meine Basis auf den Kapverden war das kleine Hotel ‚Alto Fortim‘ des Franzosen Didier Jeanne in Mindelo auf Sao Vincente. Er besitzt zwei Boote, die ‚Dimeu‘ und die 33 Fuß lange „Nha Crecheu‘. Das Hotel liegt nicht weit entfernt von der Mindelo Marina. Info unter www.capeverdemarlin.com. Informationen zu den Black-Bart-Ködern: www.blackbartlures.com

Dave Lewis

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