So manches Mal gehe ich ohne Angelausrüstung ans Wasser. Und erlebe dabei so unglaublich viel.
Einer meiner eindrücklichsten Momente liegt am weitesten zurück. Eigentlich sollte ich Hausaufgaben machen, aber es zog mich mit Macht an den kleinen See. Und wie ich da so am Ufer saß kam ein Pulk Spiegelkarpfen vorbei, lauter große, richtig große. So 15 bis 20 Pfund, das war in den siebziger Jahren wirklich viel. Ich war fassungslos, denn solche Kaliber hatte ich am kleinen See nicht erwartet.
Einige Jahre später waren die Fische kleiner, aber das gebotene Schauspiel nicht minder eindrucksvoll. Das Wasser war mit einer Eisschicht bedeckt. Aber an einer Spundwand waren einige Zentimeter eisfrei. Ich legte mich auf das Metall und schaute verträumt ins Wasser. Da tauchte wie aus dem Nichts ein Rotaugenschwarm auf. Sie spielten miteinander und kamen bis zur Oberfläche. Ich verhielt mich mucksmäuschenstill, denn die Fische waren nicht einmal eine Armlänge von mir entfernt.
Höhepunkt der Pirsch waren ganz sicher die laichenden Seeforellen, die ich sowohl an einem Zufluss des Walchensees wie auch an der Schweizerischen Areuse fotografieren konnte. Ein Naturschauspiel der ganz besonderen Art, wenn Fische auf ihrem Laichweg sich auch nicht von diversen Hindernissen aufhalten lassen.
Die letzte Fischbeobachtung liegt vier oder fünf Jahre zurück. Zusammen mit meinem Sohn schlenderte ich am Ufer des Walchensees entlang. Es war im Frühling. Und man weiß ja, dass an diesem kalten und tiefen Alpensee Freund Esox relativ spät ablaicht. Drei Hechte schwammen sehr nahe beieinander und dürften sich wohl auf die Fortpflanzung vorbereitet haben.
Bernd Taller