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Auftrieb für Waller

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1,80 Meter Waller
Die Unterwasserpose ist „der Renner“. So wurde mit ihrer Hilfe dieser 82-pfündige und 180 Meter lange Neckar-Waller überlistet
Fangglück im Sommer
Wer mit dem Riesen kuscheln möchte, sollte das Fangglück im Frühsommer herausfordern.

Stück für Stück zum Wallerglück: In unseren sehr stark befischten Vereinsgewässern ist der Weg vom ersten Ansitz zum tollen Fang meist ein sehr beschwerlicher. Wie es am einfachsten geht, das verrät Ihnen Waller-Kalle.

06/2000

By Karl-Heinz Hörr

Angenommen, Sie sind ein begeisterter Angler und haben schon große Karpfen, Hechte und Zander überlisten können. Doch von dem Fang eines kapitalen Wallers träumen Sie noch. Um diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, haben Sie schon etliche Ansitze an Ihrem Vereinsgewässer verbracht, wo Zwei-Meter-Exemplare herumschwimmen. Bereits vor vielen Jahren hat Ihr Verein den See mit Welsen besetzt, und die Riesen-Räuber wurden während der Sommermonate schon an der Oberfläche beobachtet. Doch blieben alle Ihre Versuche, sie zu überlisten, erfolglos. Und dann war da noch der „D-Zug“ an der Angel, der beim Karpfenangeln mit Tauwurm in Fahrt kam und sich auch mit schwerem Grundgerät nicht stoppen ließ…

Diese Situationen sind gewiß keine Einzelfälle, sondern typisch in unseren Revieren. Die große Herausforderung sind nicht ausländische Klassiker wie der spanische Ebro oder der italienische Po, sondern die „ganz normalen“ Vereinsgewässer vor der Haustür. Sie haben einen hohen Befischungsdruck und oft recht ansehnliche Bestände bis hin zu den großen Exemplaren über 100 Pfund. Doch diese Räuber haben schon viel gesehen und sind ungemein heikel. Kein Wunder, haben solche Recken doch oft schon 15 oder mehr Jahre auf dem Buckel.

Hat man da als Allroundangler überhaupt noch eine Chance? Als Otto-Normal-Angler möchte man sein heiß ersehntes Wochenende nicht nur mit der Angelrute und komplizierten Montagen, sondern auch mit der Familie und den Freunden verbringen. Ein weiteres Problem sind die fischereilichen Beschränkungen hierzulande, die die Einsatzmöglichkeiten stark limitieren. Die Problemlösung: ein schwebendes Bündel Tauwürmer, angeboten mit der Unterwasserpose über Grund. Damit meine ich nicht zwei oder drei Kringler, sondern ein quirliges Bündel von ungefähr 20 (!) Exemplaren. Dieses biete ich am richtigen Ort und – was viel wichtiger ist – zur richtigen Zeit an.

Früh im Jahr kommt es dick!

Die meisten Spezis setzen ihr Wallergerät erst im Juli oder August ein. Sie glauben dass surrende Mücken an einem schwülen Sommerabend mit einer glatten Oberfläche einen erfolgreichen Ansitz garantieren. Völlig falsch! Selbstverständlich werden zu dieser Zeit Waller gefangen aber meistens eben nicht. Der Grund: Im Hochsommer ist der Wels mit dem Laichgeschäft beschäftigt und frisst erst wieder wenn dieses erledigt ist.

Erst bei einer Wassertemperatur von 23 Grad Celsius über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen laicht der Wels ab. Diese Bedingungen werden bei uns wenn überhaupt oft erst im August erreicht. Häufig nämlich kühlt das Wasser im Hochsommer durch einen Kälteeinbruch wieder stark ab. Dadurch unterbricht der Wels den Laichvorgang und nimmt dann aber auch kaum Nahrung auf. Erwärmt es sich später nicht wieder kräftig und dauerhaft so hält der Urian überhaupt keine Hochzeit mehr. Die Folge: Der Laich bildet sich wieder zurück und die Wallersaison ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Genauso lief es 1998 und 1999. Erst im August – bedingt durch eine längerfristige Hitzeperiode – erhielten einige Reviere den nötigen Wärmeschub. Vielerorts fiel dieser jedoch zu schwach aus. Deshalb waren die Monate Juli August und teilweise sogar noch der September die denkbar schlechtesten Monate. Erst später im September haben die marmorierten Räuber wieder Nahrung aufgenommen. Doch dann wandelten sie ihren Laichaufbau in Fettreserven um und mussten deshalb sogar im Herbst nicht so viel fressen wie in Jahren in denen das Ablaichen gelang.

Vielversprechender ist deshalb der Frühsommer. Ab einer Wassertemperatur von zwölf Grad wird der Räuber aktiv. Er baut seinen Laich auf und deckt zu dieser Zeit etwa 60 Prozent seines Jahres-Nahrungsbedarfs! Dies ist deshalb auch die mit Abstand beste und erfolgreichste Jahreszeit. Erfolgversprechend sind Temperaturen zwischen zwölf und 18 Grad. Baden Sie daher im Mai und Juni Ihre Köder und die Fangchancen liegen im Verhältnis zum klassischen Sommeransitz deutlich höher.

Unsichtbare Pose in Fluß und See

Mit Hilfe der Unterwasserpose erhalten die Köder den nötigen Auftrieb. Meine beiden Erfolgsmontagen für stehende und strömende Gewässer lassen sich vom Ufer aus bequem werfen. Man hat mit ihnen hervorragende Fangchancen, einen der begehrten großen Räuber im Vereinsgewässer tatsächlich an den Haken zu bekommen.

Das Prinzip der Montage selbst ist einfach: Der Waller jagt im Frühsommer meist grundnah, daher sollte der Happen etwa einen halben bis einen Meter über dem Boden spielen. Die kringelnden Bewegungen sorgen für verführerische Vibrationen, und der Geruch lockt zusätzlich die hungrigen Welse an. Eine durchsichtige und damit unauffällige Unterwasserpose wird auf die Schnur gezogen und mittels zweier extra starker Schnurstopper fixiert.

Im See empfiehlt sich eine Seitenarm-, im Fluss eine Laufblei-Montage. Bei starker Fließgeschwindigkeit bietet sich der Einsatz einer Unterwasserpose mit Rasseln im Inneren an. Auf deren Vibrationen reagiert der Wels mit seinem feinen Gehör sehr neugierig und wird um so stärker auf das saftige Bündel aufmerksam.

Setzen sie ein Wurmbündel ein, so pieksen sie die fetten Kringler ein wenig ein, damit Saft aus dem Körperinneren austritt. Alternativ bieten sie teilweise übelriechende Köder wie Hühnerdärme an. Auch setzen sie Calamaris mehrere Tage der Sonne aus. Den Wallern jedenfalls scheinen diese stinkenden Verführer durchaus zu munden – die ausgezeichneten Fangergebnisse belegen es.

Foto: Verfasser

 

 

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