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Auf der Jagd nach Riesenhechten, Teil 6

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Bild: Jan Eggers
Neville Fickling mit seinem Rekordhecht „Dora“, die vielleicht einzige Hechtdame, die unter einem Frauennamen weltweit bekannt wurde. Bild: Jan Eggers

Im 6. Teil seiner Serie hat der Hecht-Detektiv Jan Eggers spannende Hintergrund-Informationen über Englands Rekordhechte aufgespürt.

Kürzlich führte ich ein interessantes Telefongespräch mit Fred Buller. Wir sprachen über die Tatsache, dass in den letzten Jahren die größten englischen Hechte immer schwerer werden. Wir fragten uns, wie das sein kann, kamen aber zu keiner abschließenden Antwort. Diese Diskussion war für mich die Anregung, diesen Artikel über die größten jemals mit der Angel gefangenen Hechte Englands zu schreiben. Ich habe vor allem Fische ausgewählt, die bestens durch Fotos und Zeugen dokumentiert sind.

Im 19. Jahrhundert war das Hechtangeln in England eine Freizeitbeschäftigung für feine Gentlemen. Bild: Jan Eggers

Ich selbst habe wenig Vertrauen in die 70-, 80- und 90-Pfünder, die zwischen 1774 und 1925 gefangen worden sein sollen. In den 34 Jahren, die ich Fred Buller inzwischen kenne, habe ich immer versucht, seine ehrliche Meinung über diese extrem großen Hechte zu erfahren, aber das ist mir immer noch nicht geglückt. Sein Glaube an diese Fangberichte aus alten Büchern und Zeitungen, die hunderte Jahre oder mehr alt sind, ist größer als der meinige, das ist jedenfalls sicher. Und ebenfalls sicher ist, dass diese Geschichten über riesige Großhechte sein Buch „Domesday Book of Mammoth Pike“ sehr lesenswert machen.

Ich blättere gerade in diesem Buch, das mein Leben verändert hat, um zu entscheiden, mit welchem englischen Großhecht ich beginnen soll. Und schnell stoße ich auf einen Hecht, über den viereinhalb Seiten gefüllt wurden, von dem es gute Fotos gibt und der Rekordfisch-Format hatte: der 35lb schwere Shardeloes-Hecht von Alfred Jardine.

Specimen Hunter der ersten Stunde

35 oder 37 englische Pfund? Der über 100 Jahre alte Hecht von Alfred Jardine sorgt immer noch für Diskussionen. Bild: Jan Eggers

Es gibt sicher ein paar Leser, denen der Name Alfred Jardine bekannt in den Ohren klingt. Er war um 1890 ein sehr berühmter Autor von Angelbüchern und Artikeln in Angelzeitschriften, er entwickelte Hakensysteme und fing viele sehr große Hechte. In seinem Buch “Pike and Perch” (Hecht und Barsch) aus dem Jahr 1898 erfahren wir, dass er 17 Hechte über 20lb und drei über 30 englische Pfund (lb) überlisten konnte. Am 4. September 1879 fing Alfred Jardine mit lebendem Köderfisch im Shardeloes-See bei Amersham einen Hecht von 37lb. So steht es im Buch “Pike and Perch”, das erst 19 Jahre nach diesem Fang veröffentlicht wurde. In anderen Veröffentlichungen von Fangzeugen und Zeitgenossen Alfred Jardines wird ein Gewicht von 35lb für diesen Hecht angegeben. Bekannt ist auch, dass dieser Hecht damals an die Piscatorial Society, die renommierteste Angler-Gesellschaft Englands, übergeben wurde. Dort wurde er, zwölf Stunden nach dem Fang, auf 34 ¾lb gewogen. Dass ein Hecht in dieser kurzen Zeit, zudem gut verpackt und kühl gehalten, ungefähr zwei Pfund an Gewicht verliert, sah auch Fred Buller nicht ein, deshalb hielt er für diesen Fisch ein Gewicht von 35lb in seinem Buch fest.

Bei verschiedenen Besuchen bei Fred kamen wir fast immer wieder auf diese nun über 100 Jahre andauernde Diskussion. Warum? Weil der Shardeloes-See fast an den Garten von Fred Buller grenzt und wir fast immer einen Wanderung entlang des Gewässers gemacht haben. Inzwischen ist die Sache auch wieder aktuell: In seinem 2011 erschienen Buch “A History of Pike Fishing” (Eine Geschichte des Hechtangelns) stimmt der Autor Graham Booth überhaupt nicht überein mit Fred Bullers Meinung über das Gewicht von Alfred Jardines Großhecht. Bedenkenswert ist auf jeden Fall, dass der Shardeloes-Hecht mit 37lb damals der schwerste englische Hecht gewesen wäre, mit nur 35lb aber nicht. Der Titel „Englischer Rekord“ ging an den 36lb schweren Hecht von Mr F. Thorns, der am 24. Februar 1878 auf dem Heveringland-See am Rand von Norwich gefangen wurde.

Auch über einen weiteren großen Hecht von Alfred Jardine mit dem Namen „Maidstone Pike“ aus dem Jahr 1877 entbrannte eine Diskussion über das tatsächliche Gewicht. Fred Buller hielt ihn mit 35 ½lb in seinem Buch fest, Alfred Jardine gab seinerzeit aber 36lb für diesen Fisch an… Wir sehen, dass sich auch 130 Jahre nach dem Fang nicht viel verändert hat – Diskussionen über das richtige Gewicht von Großhechten werden immer noch geführt. Wer an diesen Geschichten interessiert ist, dem kann ich die genannten englischen Bücher empfehlen.

Der erste englische 40-Pfünder

Der 36lb schwere Hecht von F. Thorns sollte von 1878 bis 1944 der englische Rekordhecht bleiben. 1910 fing Major Booth beim Lachsangeln im Fluss Wye einen Hecht von 37lb auf einen Phantom. Weil der Fisch in der Hechtschonzeit gefangen wurde, konnte er aber nicht als neuer Rekord anerkannt werden.

Der neue Rekord ging am 2. Oktober 1944 an Clifford Warwick, der auf dem Fluss Hampshire Avon vom Boot aus fischte. Der Hecht biss auf ein kräftiges, 700 Gramm schweres Rotauge. Nach langem und spannendem Drill bekam der Fänger den 37lb 8oz schweren und 49 Inch langen Fisch ins Boot.

Ich finde es verwunderlich, dass in der Periode 1865 bis 1914 viel mehr Hechte gefangen wurden, auch mehr Hechte zwischen 20 und 35 Pfund, als in der Periode zwischen 1914 und 1950. Graham Booth nennt in seinem Buch „A History of Pike Fishing“ die erste Periode „Das goldene Zeitalter“, die zweite Periode „Das finstere Zeitalter der Hechtangelei“. Natürlich sind die beiden Weltkriege sicher mit dafür verantwortlich, weitere Ursachen kann man sehr gut im genannten Buch nachlesen.

Peter Hancock mit seinem englischen Rekordhecht von knapp über 40 englische Pfund. Bild: Jan Eggers

Am 1. Februar 1967 wird dann endlich ein neuer englischer Rekordhecht gefangen, in einem Gebiet, aus dem noch weitere Rekordfische kommen sollten: den Norfolk Broads, ein küstennahes Flussgebiet mit vielen Torfstichen in East Anglia.

Peter Hancock fischte seinerzeit auf dem Horsey Mere in den Norfolk Broads mit einem toten Rotauge mit der Sink-and-Draw-Methode, bei der das Fischchen immer wieder angezupft wird. In der Nähe des Bootes packte ein Hecht das Rotauge und nach dem Anschlag war unser glücklicher Hechtangler eine halbe Stunde mit Drillen beschäftigt. Andere bekannte Hechtangler wie Len Spencer und Jim Vincent waren Zeugen des Drills und auch beim Wiegen dabei. Der Hecht hatte noch nicht abgelaicht und wog 40lb 1oz, umgerechnet 18,150 Kilo, die Länge war 121 Zentimeter, der Bauchumfang 66 Zentimeter. Der Hecht wurde nach 10 Jahren vom „Britischen Rekordfisch Komitee“ als englischer Rekordhecht anerkannt. Nach gutem englischem Brauch wurde dieser Hecht wieder lebend zurückgesetzt und dann nie mehr wieder gefangen. Andere Rekordhechte aus diesem Gebiet gingen in späteren Jahren immer wieder einmal an die Angel.

Und wir nennen sie Dora

Das Zurücksetzen von großen Hechten wird in den 1960er und 70er Jahren in England immer populärer. 1977 bündelten die Hechtangler ihre Kraft im PAC, dem „Pike Anglers Club of Great-Britain“. Auf die schonende Behandlung des Fanges wurde größten Wert gelegt. Regelmäßig kam es deshalb vor, dass ein zurückgesetzter Hecht erneut gefangen wurde. Natürlich wurden Gewässer, in denen ein Rekordhecht schwamm, intensiver befischt.

So war es auch in den Norfolk Broads der Fall und besonders am River Thurne. So konnte es zu Beginn der 80er Jahre passieren, dass ein bestimmter Großhecht mehrfach gefangen, wieder zurückgesetzt und so zwei Mal den Titel „englischer Rekordhecht“ einstreichen konnte. Dieser berühmte Hecht erhielt den Namen Dora. Ich werde den Lesern in chronologischer Reihenfolge berichten, wie, wann und mit welchem Gewicht diese doch sehr spezielle Hechtgroßmutter gefangen wurde.

Am 19. Dezember 1982 fische Ivan Leeks mit seinem Angelkollegen Jim Bigden im River Thurne bei Somerton. Nachdem Jim mit einem 22-Pfünder seinen persönlichen Hechtrekord einstellen konnte, bekam Ivan einen richtig guten Biss. Nach dem Anschlag war es vorbei mit der Ruhe. Der Hecht gab ordentlich Gas, aber landete schlussendlich doch im großen Unterfangkescher. Die Avon-Waage zeigte 32lb 13oz an, ebenfalls ein persönlicher Rekord für Ivan Leeks. Der Fisch wurde schnell wieder zurückgesetzt. Niemand vermutete, dass dieser Hecht als „Dora“ in den nächsten Jahren häufiger in Angelzeitschriften auftauchen sollte.

Am 29. Januar 1983 ging an der mehr oder minder der gleichen Stelle dem bekannten Hechtangler Stephen Harper dieser Fisch ebenfalls an den Haken. Nach einem spannenden Drill, bei dem der Hecht nur knapp am Unterkiefer gehakt war, konnte Angelkollege Martyn Page einen großen Kescher unten den Hecht führen. Der Fisch hatte eine Länge von 121 Zentimetern, die gleiche Länge wie der Rekordhecht von Hancock. Der Bauchumfang war aber 8 Zentimeter geringer, deshalb kam man nur auf ein Gesamtgewicht von 32lb 9 oz. Plötzlich ging Stephen und Martyn ein Licht auf: Könnte das der Hecht sein, den Ivan Leeks anderthalb Monate vorher gefangen hatte? Diese Ahnung wurde zwei Jahre später bestätigt, als Dora den Rekord-Status erreicht und man alle Fotos genau verglichen hatte. Hier war Neville Fickling federführend, denn er hatte eine wissenschaftliche Arbeit über das Identifizieren von Hechten anhand guter Fotos veröffentlicht.

Nachts auf halben Hering

Neville war und ist ein fanatischer Specimen Hunter, der seine Angelgewässer sehr gezielt auswählt. In der Zeit, als die Broads „hot“ waren, war er natürlich auch dort zu finden. So auch am 29. September 1983. Damals befischte er Martham South Broad, ein Torfstich, der in Verbindung mit dem Fluss Thurne steht.

An diesem Tag herrschte schönes Spätsommerwetter, Neville beschloss deshalb, die ganze Nacht durchzufischen. Als Köder hatte er halbe Heringe montiert. Mitten in der dunklen Nacht bekam er auf diesen Köder einen Biss. Nach einem schönen Drill konnte er den Fisch ins Boot bekommen. Die Länge des Fisches betrug 121 Zentimeter und die Nadel der Waage stoppte bei 34lb, ein wirklich beeindruckender Hecht. Nach ein paar wenig gelungenen Fotos, der Hecht lag auf dem Boden des Bootes, wurde der Hecht schnell wieder zurückgesetzt.

Eine kurze Bemerkung zum Thema Nachtangeln auf Hecht: Nach Einschätzung von Biologen ist der Hecht nicht wirklich ein Nachträuber. Wenn aber am Gewässer ein hoher Angeldruck herrscht, dann sind die Hechte oft tagsüber weniger aktiv und verschieben ihre Aktivitätszeiten auf die Nachtstunden. Ich habe das selbst erlebt, am Fluss Bure in der Nähe von Wroxham, eine weitere gute Angelecke in den Broads.

Neville bedauerte, dass er kein Foto gemacht hatte, mit dem er den Hecht der Welt präsentieren konnte. Er bekam aber eine zweite Chance. Am 3. November 1982 fischte er abermals auf Martham South Broad. Da begegnete ihm der örtliche Angler Paul Belsten, der auf der Suche nach einem Hechtangler mit einer Waage war. Er hatte gerade einen großen Hecht gefangen und seine Avon-Waage ging nur bis 32lb. Neville half ihm aus. Pauls Hecht war 34lb 12 oz schwer und natürlich wurden einige Fotos gemacht. Weil Neville vermutete, dass es sich um den gleichen Hecht handeln könnte, den er am 29. September gefangen hatte, wurden auch ein paar Fotos von Neville mit dem Fisch gemacht.

Dora bricht den englischen Rekord zwei Mal

Obwohl in der Folgezeit intensiv Jagd gemacht wurde auf diesen bekanntesten Hecht Englands dauerte es schließlich 14 Monate, bis es Dora aufs Neue auf die Titelseiten der Angelzeitungen schaffte.

Möglicherweise wurde sie zwischen dem 3. November 1983 und dem 2. Februar 1985 noch einmal gefangen, aber davon wurde keine Meldung gemacht. Ende 1984 fing Neville Fickling einen schönen 20-Pfünder im River Thurne, das verhieß gute Fänge für die kommenden Monate. Eine Kälteperiode mit viel Eis machte die Angelei im Januar 1985 unmöglich, aber Ende Januar schlug das Wetter um. Deshalb beschloss Neville ein Wochenende am Thurne bei Martham zu fischen. Meistens werden die Hechte bei so einem Einbruch von mildem Wetter sehr aktiv, das war auch diesmal der Fall.

Neville Fickling mit der berühmten „Dora“, gefangen im River Thurne in den Norfolk Broads. Bild: Jan Eggers

Um 7.30 Uhr am denkwürdigen 2. Februar 1985 kam der Biss auf einen toten Stint und der Drill konnte beginnen. Neville berichtete, dass der Drill nicht besonders spektakulär war, er ging nicht davon aus, dass er einen Rekordhecht am Haken hatte. (Anmerkung von Jan Eggers: Ich habe öfters erlebt, dass Großhechte, die erneut gefangen werden, sich schneller geschlagen geben, als beim ersten Mal. Da Dora ja schon einige Mal am Haken war, könnte das die Erklärung für den kurzen, unspektakulären Drill sein.)

Als Neville den Hecht aus dem großen Landungskescher holte, um ihn zu messen, sah er, dass der Fisch 49 ½ inches, 126 Zentimeter, lang war. Schnell realisierte er, dass das 5 Zentimeter mehr als beim Rekordhecht von Hancock waren. Der Hecht kam in einen großen Karpfensack und der bekannte Hechtangler und Angelautor Dave Plummer wurde hinzugezogen. Nur eine Stunde später erschien Dave mit einer großen Waage. Das Resultat: 41lb und 8 Unzen. Nach einer nachträglichen Eichung der Waage wurde das definitive Gewicht auf 41lb 6 oz festgelegt. Das reichte für einen neuen englischen Rekord! Nach den nötigen Fotos wurde der Hecht wieder schonend zurückgesetzt. Jetzt verlangten die Medien nach Interviews und alle wollten erfahren, wo Dora genau gefangen wurde.

Dennis Pye war einer der bekanntesten Hechtangler in den Norfolk Broads und der Lehrmeister von Derek Amies. Bild: Jan Eggers

Neuer Rekord mit über 42lb

Keine Probleme mit dem Herausfinden der genauen Fangstelle hatte Hecht-Experte Derek Amies, hatte er doch noch am Mittag vor dem Fang ein Schwätzchen mit Neville gehalten. Derek kennt die Broads wie seine Westentasche. Er hatte die Kunst der Hechtangelei in seiner Jugend von der Hecht-Größe Dennis Pye gelernt und konnte im Laufe der Zeit sechs Hechte über 30lb in den Broads fangen.

Dennis Pye wurde in den 1960er Jahren auch in Deutschland bekannt. Sein Hecht-Buch „The Way I Fish“ erschien 1963 im Paul Parey Verlag.

Am sehr frühen Abend des 23. Augusts 1985 fischte Derek zusammen mit Dave Plummer auf dem River Thurne im Bereich von Somerton. Alles wimmelte vor Kleinfisch, deshalb waren auch einige Hechte vor Ort. Bedingt durch giftige Algenblüten (Prymnesium) flüchtete der gesamte Fischbestand in besondere Bereiche. Lokale Hechtangler wie Derek und Dave kannten diese Stellen und wussten ihren Vorteil zu nutzen. Um 18.15 Uhr bekamen sie einen vorsichtigen Biss, an einer Rute, an der ein großes, lebendes Rotauge montiert war. Der Schwimmer war auf nur 90 Zentimeter Tiefe eingestellt, er ging kaum unter und bewegte sich nur ganz langsam. Derek vermutete, dass ein kleiner Hecht den Köder genommen hatte und beschloss schnell anzuschlagen. Es folgte die Überraschung in Form eines ordentlich Widerstand aufbietenden Hechtes. Als sich der Fisch zum ersten Mal an der Oberfläche zeigte, sah Dave sofort, dass es sich um einen hohen Dreißiger handeln müsse. Mit vereinten Kräften wurde der Hecht gelandet, abgehakt, ins Wiegenetz gelegt und. Die Angelfreunde wussten gleich, dass ein neuer englischer Rekord an der geeichten Waage hing: 42lb 2oz! Der Fisch wurde sofort in einem großen Karpfensack gehältert und verschiedene Rekord-Komitees, Angelzeitschriften und andere Medien benachrichtigt. Ich kürze die lange Geschichte ab: Der Fisch wurde von der NASA, der „National Association of Specialist Anglers“ und dem BRFC, dem „British Record Fish Committee“, als neuer englischer Rekord anerkannt.

Derek Amies mit Dora, die zum zweiten Mal der englische Rekordhecht wurde. Bild: Jan Eggers

Auch wurde festgestellt, dass es sich wieder um Dora handelte, die nun zum siebten Mal, diesmal in Topkondition mit dem schwersten Gewicht, gefangen wurde. Natürlich kamen Fragen auf und es wurde diskutiert, wie es möglich sein kann, dass der Fisch im August ohne Laich schwerer sein kann, als im Februar mit viel Laich. Die Erklärung der lokalen Hechtexperten, inklusive Neville Fickling, war, dass sich der Hecht durch die starke Konzentration von Futterfischen komplett satt fressen konnte und deshalb Spitzengewicht hatte. Auch im folgenden Kapitel wird man sehen, wie wichtig der Futterfischbestand für das Wachstum der Hechte ist.

Ende der Dora-Story: Ein neuer Rekordhecht aus einem anderen Gewässer

Ich habe inzwischen schon 2.500 Wörter über Dora und die andere nenglischen Großhechte geschrieben. Ich könnte noch einmal so viel schreiben, über die vielen neuen Rekordhechte, die zwischen August 1985 und Januar 2014 gefangen wurden. Ich verfolge diesen Plan jetzt nicht, aber glaubt mir, dass da in den nächsten 12 Monaten noch etwas folgen wird. Ich will nur etwas den Schleier lüften und verraten, dass es vor allem die Seen und Baggerseen ohne Zufluss sein werden, in denen regelmäßig Forellen eingesetzt werden, die noch größere Hechte produzieren.

Diese Forellengewässer dürfen vielleicht ein oder zwei Wochen pro Jahr durch eine begrenzte Zahl Hechtangler befischt werden. Und weil, „der Hecht gedeiht, wenn er vernachlässigt wird“, sind die Fänge hier phänomenal.

Simon Lambard bewundert Dora, er kann seinen Fang kaum fassen. Bild: Jan Eggers

Auch, dass der Rekordhecht Dora insgesamt neun Mal gefangen wurde, kann als phänomenal bezeichnet werden, da werden mir viele Leser beipflichten. Ich kann noch die Information liefern, dass nach den letzten beiden Malen, als sie an den Haken ging, ein toter Großhecht gefunden wurde, von dem man vermutete, dass es sich um Dora handeln könne. Doch vor ihrem Tod wurde sie noch zwei Mal gefangen. Mitte November 1985 hatte der 19-jährige Simon Lambard zusammen mit seinem Vater und einem Angelfreund ein Ferienhaus am Fluss Thurne gebucht. An den ersten Tagen fingen sie einige Zweistellige, Fische schwerer als 10lb, aber der letzte Abend des Urlaubs brachte den erhofften Kapitalen. Eine kleine Karausche wurde von einem Super-Hecht von 49 inches und 38lb gepackt. Die Fangfotos wurden sofort mit anderen Fotos von Dora verglichen. Die einhellige Schlussfolgerung war, dass Simon Dora nun mit geringerem Gewicht gefangen hatte.

Jeff Mills fing Dora zum neunten und letzten Mal. Bild: Jan Eggers

Zwei Monate später, am 18. Januar 1986, fischte Jeff Mills in einer kalten Winternacht am River Thurne mit einer toten Güster als Köder. Er war nicht wirklich froh, als der Bissanzeiger Laut gab und er aus seinem warmen Schlafsack kriechen musste. Aber glücklicherweise wurde es ihm während des spannenden Drills wieder warm. Zusammen mit seinem Angelkollegen Leon Tandy konnten sie um 2.30 Uhr einen kapitalen Hecht landen. Bei Tageslicht stellte sich heraus, dass dieser 49-Incher sehr wahrscheinlich Dora war, nun bei einem Gewicht von 41lb 4 oz. Die Fotos bestätigten diese Vermutung. Es war das neunte und letzte Mal, dass Dora gefangen wurde. Ein Jahr später fand der Aufseher Richard Starling einen sehr großen toten Hecht in der Nähe von Martham South Broad, er vermutete, dass es sich um Dora handeln könne. Mit Sicherheit wissen wir es nicht, aber es gilt als sicher, dass Jeff Mills der letzte Hechtangler war, der sie gefangen und zurückgesetzt hat. Ich selbst habe auch gute Erinnerungen an Dora, denn ich habe mit sechs der Hechtangler gesprochen, die sie fangen durften, und auch selbst schon im Thurne gefischt. Wahrscheinlich habe ich schon Kinder von Dora gefangen, damit bin ich auch zufrieden….

Jan Eggers

Der Autor Jan Eggers sucht ständig weitere Informationen über Großhechte über 18 Kilo. Alle Infos per Mail an: the.pike.ferret@hetnet.nl

Hier geht es zum 5. Teil der Serie…

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