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Armleuchter, die auch Angler erfreuen

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Dr. Rüdiger Mauersberger vom Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft nimmt eine Armleuchteralge genauestens unter die Lupe. Bilder: Uwe Werner

Seltene Algen sollen in Deutschlands Nordosten wieder Unterwasserteppiche bilden. Das Förderprojekt „CharaSeen“ wird ab 2019 in die zweite Phase gehen und auch Angler und Fischer mit ins Boot holen.

Im Norden Deutschlands gibt es noch wenige Arten der seltenen Armleuchteralgen oder Characeen. Zu finden sind sie in besonders klaren und nährstoffarmen Gewässern. Allerdings sind die Vorkommen seit Jahren stark rückläufig. „Mögliche Ursachen wurde in den vergangenen zwei Jahren auch in Gewässern der Uckermarck, wie dem Wuckersee bei Groß Dölln, erforscht. Träger des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) und weiteren Partnern geförderten Projektes ‚CharaSeen‘ ist unser Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft e.V.“, sagte dessen Vorsitzender Dr. Rüdiger Mauersberger bei einem Vor-Ort-Termin mit der BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel und dem Präsidenten des brandenburgischen Landesumweltamtes Dirk Ilgenstein.

Ab 2019 sollen nach Abschluss der Voruntersuchungen nun drei Jahre lang in 32 Seen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern konkrete Maßnahmen zur Wiederansiedlung von großflächigen Armleuchteralgen-Vorkommen entwickelt und getestet werden.

60 Seen genau unter die Lupe genommen

„Armleuchteralgen können großflächige Unterwasserrasen bilden, die vielen Unterwasserorganismen einen wertvollen Lebensraum bieten. Diese Algenrasen stehen zugleich für saubere Gewässer, sie speichern Nährstoffe und verringern das Aufwirbeln von Sedimenten“, sagte Beate Jessel. Fünf Characeen-Arten hätten in Deutschland ihr weltweites Schwerpunktvorkommen. „Um den Rückgang dieser stark gefährdeten Arten zu stoppen, ist ein gezieltes Management erforderlich. Und dafür müssen wir die Gefährdungsursachen genau kennen. Diese Kenntnisse liefert das Projektteam von ‚CharaSeen‘ jetzt mit seiner Analyse von 60 Seen“, fügte sie hinzu.

Projektleiter Dr. Andreas Hussner mit einigen Prachtexemplaren der Armleuchteralge.

Selbstständige Wiederbesiedlung möglich

Projektleiter ist Dr. Andreas Hussner vom Förderverein Feldberg-Uckermärkische Seenlandschaft. „Unsere Tauchkartierungen belegen, dass die Characeen in den Seen auch aktuell noch in schlechtem Zustand sind“, stellte er fest. Nur in wenigen Gewässern seien noch großflächige Armleuchteralgen-Grundrasen anzutreffen. „Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass der Rückgang der Characeen sehr wahrscheinlich durch eine Kombination verschiedener Störfaktoren begründet ist. Beispielsweise nimmt die Nährstoffverfügbarkeit in einigen Seen zu, während in manchen Gewässern zudem eine starke Abnahme im Kalkgehalt zu verzeichnen ist. In Seen mit deutlich erhöhtem Nährstoffgehalt in den Zuflüssen muss deshalb eine Verringerung des Nährstoffeintrags erreicht werden“, resümierte er. Den bisher erfolgten Untersuchungen zufolge kann jedoch in vielen Seen von einer selbstständigen Wiederbesiedlung der Algen ausgegangen werden, sobald die Störfaktoren durch die geplanten Maßnahmen beseitigt sind.

Fischer und Angler mit ins Boot holen

Als weitere mögliche Maßnahmen nannte Dr. Rüdiger Mauersberger die Herstellung einer optimalen Fischpopulation sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Weißfisch- und Raubfischarten. Rotaugen (Plötzen) und Rotfedern beispielsweise lieben Algen. Auch Schleien und Karpfen haben sie zum Fressen gern. Um herauszufinden, wie viele Exemplare für eine Wiederansiedlung der Armleuchteralgen vertretbar sind, sollen beispielsweise im Wuckersee ab 2019 mehrere Versuche in großen Käfighaltungen mit unterschiedlichem Fischbesatz gestartet werden. Dabei setze man unter anderem auf die Zusammenarbeit mit Fischern, Anglern und Wissenschaftlern des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), sagte Mauersberger.

Die Voruntersuchungen wurden seit 2016 durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe sowie des WWF Deutschland gefördert. Das BfN stellte rund 565 000 Euro bereit. Hinzu kamen über 150 000 Euro vom Land Brandenburg für weiterführende Untersuchungen sowie jeweils 25 000 Euro von der NABU-Stiftung und vom WWF Deutschland.

Versuch geglückt: In einer Käfiganlage, die Fische fernhält, gedeihen die Armleuchteralgen gut.

Lebensräume in FFH-Richtlinie aufgenommen

Armleuchteralgen (Characeen) sind eine Gruppe der Unterwasserpflanzen, die bei nicht gestörten Standortbedingungen großflächige Unterwasserrasen ausbilden. Sie kommen auch im Mosaik von Röhricht- oder Schwimmblattgesellschaften vor. In Deutschland haben sie ihren Verbreitungsschwerpunkt in den während der Eiszeit entstandenen nährstoffarmen kalkreichen Seen Brandenburgs, Mecklenburg-Vorpommerns, Schleswig-Holsteins und des Alpenvorlands, sogenannten Klarwasserseen. Ihr Lebensraum, „Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewässer mit benthischer Armleuchteralgen-Vegetation (Characeae)“, wurde von der EU deshalb auch in die Liste der zu schützenden Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie aufgenommen.

Mit dem Projekt „CharaSeen“ sollen geeignete Maßnahmen entwickelt und modellhaft erprobt werden, die den Rückgang der Characeenrasen effizient stoppen bzw. langfristig umkehren können. Erprobt wird beispielsweise, den Nährstoffeintrag in Seen zu verringern, indem die Nährstoffzufuhr in den Zuflüssen reduziert wird. In Seen, in denen nur geringe Mengen von Oosporen (die „Keimzellen“ von Algen) vorhanden sind, sollen zusätzlich keimfähige Oosporen eingebracht werden, aus denen Characeen heranwachsen können. Hieraus sollen belastbare Empfehlungen für eine möglichst breite Umsetzung abgeleitet werden.

-uwe werner-

So sieht eine Armleuchteralge mit ihren typischen kandelaberartigen Armen aus.
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