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Arlinghaus erhält internationale Auszeichnung

1964


Bild: Eva-Maria Cyrus
Prof. Dr. Robert Arlinghaus wird in Norwich mit der Medaille der britischen Fischereigesellschaft ausgezeichnet.

Für seine sozial-ökologischen Studien zur Angelfischerei wird Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin mit der Medaille der britischen Fischereigesellschaft ausgezeichnet.

Die Preisverleihung findet im Juli 2012 anlässlich der Jahrestagung der Fisheries Society of the British Isles (FSBI) in Norwich (England) statt.

Viel Zeit für sein Lieblingshobby Angeln hat Robert Arlinghaus nicht mehr. Stattdessen stehen das Verfassen von Publikationen, der Besuch von Konferenzen, die universitäre Lehre und die Betreuung seiner Forschungsgruppe auf dem Terminplan. Doch die akribische Arbeit an dem lang unterschätzten Thema Angelfischerei hat sich gelohnt. Im Juli erhält der Juniorprofessor auf der Tagung der britischen Fischereigesellschaft „Fisheries Society of the British Isles“ (FSBI) in Norwich die sogenannte FSBI-Medaille. Dieser Forschungspreis wird einmal jährlich an einen Nachwuchsforscher unter 40 Jahren vergeben, der einen wesentlichen Beitrag zur Fischbiologie oder den Fischereiwissenschaften geleistet hat. Arlinghaus hat seit seiner Promotionszeit die biologische, soziale und ökonomische Bedeutung der Angelfischerei erforscht. Seit 2006 hat der „Angelprofessor“ in einer gemeinsamen Berufung zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei eine Juniorprofessur für Binnenfischerei-Management an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät inne.

Augenmerk auf die Hobbyfischerei

Robert Arlinghaus untersucht die Fischerei in Seen und Flüssen mit all ihren Facetten aus einer sozial-ökologischen Perspektive. Damit ist eine fachübergreifende Nachhaltigkeitsforschung gemeint, die biologische Aspekte mit sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der Fischerei verbindet. Besonderes Augenmerk legt der 36-Jährige dabei auf die Hobbyfischerei – ein lange verkanntes aber gesellschaftlich relevantes Thema. In über 200 Veröffentlichungen macht der Preisträger darauf aufmerksam, dass das Angeln in allen Industrienationen einen unterschätzten Stellenwert hat. In seinen Studien analysierte Arlinghaus sowohl den Einfluss der Angelfischerei auf Gewässer und Fischbestände als auch die Bedeutung des Hobbys für den angelnden Menschen und die Gesellschaft als Ganzes. Dazu werden Methoden aus verschiedensten Disziplinen wie Psychologie, Ökonomie und Fischereibiologie verwendet. Die Ergebnisse fließen in eine verbesserte Bewirtschaftung von Binnengewässern ein.

Derzeit leitet der gebürtige Niedersachse die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsforschergruppe Besatzfisch. Sein Team aus jungen Forscherinnen und Forschern widmet sich ganz den sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen der Bewirtschaftungspraxis Fischbesatz. Dabei werden Angelvereine als zentrale Gewässerheger und -pfleger intensiv in die Forschung einbezogen. Der Wissenstransfer zwischen Forschern und der Praxis wird so beschleunigt. Auch in der internationalen Politikberatung ist der Berliner Experte gefragt. So entwickelte Arlinghaus kürzlich für die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen global ausgerichtete Leitlinien für eine verantwortungsvolle Freizeitfischerei.

Angeln boomt

Der Ausdruck Angel- bzw. Freizeitfischereiforschung mag auf den ersten Blick etwas kurios anmuten. Doch ist der Fang von Fischen mit Rute und Rolle während der Freizeit ein national und international boomender Sektor. In allen Industrienationen sind Angler vor den Berufsfischern die wichtigsten Nutzer von Süßwasserfischbeständen. Hierzulande kommt noch dazu, dass Angler auch die Hauptakteure in der Hege und Pflege von Binnenfischbeständen sind. Die durch Arlinghaus vorgelegten, praxisnahen Forschungsergebnisse tragen durch die intensive Zusammenarbeit mit Angelvereinen zur Verbesserung des Fischereimanagements bei. Diese Arbeiten an der Schnittstelle von Natur- und angewandten Sozialwissenschaften wurden nun durch die Verleihung der FSBI Medaille international gewürdigt.

(Bild und Text: Eva-Maria Cyrus/Forschungsverbund Berlin)

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