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Archaische Kunstköder: Blei- und Zinnfische

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Zinnfische in einem alten Brink-Katalog aus Bonn, circa 1910-20. Die Köder sind absolut identisch mit den Zinnfischen im Stork-Buch von 1898. Das Alter der Tunkfische lässt sich nur schwer bestimmen, da sie über Jahrhunderte in den gleichen Formen gegossen wurden. Einziger Anhaltspunkt fürs Alter sind allein die Haken.

1898 schrieb Hermann Stork in seinem Buch „Der Angelsport“ im Absatz „Zinnfischchen (Kosaken)“: „In den Kriegen Napoleons I. sollen donische Kosaken die ersten Zinnfischchen nach Deutschland gebracht haben. Vielfach, besonders am Rheine, werden heute noch Zinnfischchen zum Fang der Barsche mittelst Hebens und Senkens verwendet.“

Im Stork-Buch sind bis aufs kleinste Detail genau jene Zinnfische abgebildet, wie sie auch in den Brink-Katalogen aus Bonn auftauchen (siehe Foto). Brink spricht in seinen Katalogen von „eigenes bestes Fabrikat“, alle anderen Kunstköder im Angebot waren englischer und amerikanischer Herkunft. Wahrscheinlich gab es damals nur einen Hersteller von Zinnfisch-Gussformen, so dass beide Firmen identische Tunkfische im Angebot hatten. Oder es gab nur einen Druckstock und die Tunkfische der beiden Firmen sahen in Wirklichkeit ganz anders aus.

Bei solchen Zinnfischen handelt es sich wohl um die ersten kommerziell in Deutschland hergestellten Kunstköder. Darüber habe ich im RAUBFISCH-Artikel „Kosak aus Koblenz“ vor über 10 Jahren ausführlich berichtet. Um 1850 konnten diese in der Dreiflüssestadt bereits gekauft werden, wie im Baron Ehrenkreutz nachzulesen ist.

Bereits 1814 floh die französische Besatzung vor der anmarschierenden russische Armee aus Koblenz, dabei müssen ihre Kosaken-Köder großen Eindruck bei den einheimischen Anglern am Rhein hinterlassen haben. Man kann sich vorstellen, wie sich die russischen Kosaken damals aus dem Rhein mit Fisch versorgten und die Einheimischen staunend daneben standen. Kunstköder aus Metall waren bei uns vor 200 Jahren eigentlich unbekannt. Da waren die russischen Eisangelköder eine Attraktion. Ehrenkreutz 1881 über diesen Wunderköder: „„Diese Kosaken werden sehr schön versilbert von Rühl & Meyer in Coblenz gefertigt. Sie haben unten drei Haken. Versendet werden diese Scheinfische im Großen in einem Etui, das 6 Stück von jeder Größe 2 enthält, nebst Vorfach und einer Beschreibung, verfasst von Crone, wie mit solchen zu angeln ist.“

„Mayer & Rühl“ ging 1864 pleite, danach lieferte von Ehrenkreutz in seinen Büchern auch eine Selbstbauanleitung: „Man mache sich zu dem Ende eine Form in der ungefähren Gestalt eines Fischchens und bringe in dieser am Ende, wo der Schwanz hinkommen soll, zwei kleine englische Angeln von Nr. 2 und 6 so an, dass diese beim Gusse gleich mit festsitzen. Dann nehme man das feinste englische Zinn (ein alter zerbrochener Esslöffel von diesem Metalle ist ganz dazu geeignet), und schmelze und gieße solches in der Form. Kommt der Guss aus der Form, so hat er nichts weniger als eine Ähnlichkeit mit dem Fischchen; durch eine Feile kann man ihm solche leicht geben. Selbst die Schuppen lassen sich mit einem passenden Instrument leicht einschlagen.“ Vielleicht schlummert so ein handgefeilter Kosak noch irgendwo in einer Sammlung…

Manche Sammler schätzen Kosaken überhaupt nicht, dabei gehören sie zu den ältesten Ködern, die bei uns hergestellt wurden. Das Problem ist nur, dass man das Alter kaum richtig schätzen kann. Sie können in der gleichen Form 1890 oder 1950 hergestellt worden sein.

Wer hat uralte Zinnfische in seiner Sammlung? Fotos an thomas.kalweit@paulparey.de

Tunkfische, Zocker, Kosaken... Diese Köder wurden überall in Europa populär, wo in den napoleonischen Kriegen auch Kosaken durchgezogen sind.
Alte Zinnfische von DAM. Noch heute so funkelnd, wie vor 100 Jahren.
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