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Angler am Bodensee für nachhaltige Fischerei

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Bild: Olaf Lindner
Kapitaler Seeforellen-Milchner: Dank der Arbeit und dem Engagement der Angler schwimmen solche Fische immer noch im Bodensee. Bild: Olaf Lindner

Auf der Jahresversammlung der IABS (Internationale Arbeitsgemeinschaft der Bodensee-Sportfischer) am 17. Oktober haben sich die Mitglieder für eine nachhaltige Entwicklung der Fischerei am Bodensee ausgesprochen.

Die Freizeitnutzung des Bodensees durch Angler ist wirtschaftlich von erheblicher Bedeutung. Bild: Olaf Lindner

Die IABS ist die Interessenvertretung der Angelfischer am Bodensee‐Obersee. Das sind 23 Vereine in drei Ländern rund um den See verteilt. Circa 13.000 Angelfischer hatten im Jahr 2013 einen Erlaubnisschein am Bodensee‐Obersee erworben.

Von den Einnahmen durch die Fischereiabgabe werden seit vielen Jahren wesentliche Projekte und Institutionen rund um die Erhaltung und Verbesserung eines natürlichen Fischbestandes finanziert. Zusätzlich werden Jahr für Jahr Zehntausende ehrenamtlichen Arbeitsstunden in drei Ländern rund um den Bodensee geleistet. Dabei werden Zuflüsse renaturiert, Brutplätze für Fische eingerichtet, Maßnahmen zum Artenschutz ergriffen und Ufer vom Müll gesäubert.

Die meisten Angelvereine haben mittlerweile einen extra ausgebildeten Naturschutzwart in ihren Reihen. So hat der ASV Konstanz für sein Engagement 2013 den Naturschutzpreis des Landes‐Baden Württemberg und auch den 2. Preis des deutschen Naturschutzpreis erhalten.

Wiedereinführung von Schonzeit und Schonmaß für den Hecht am Obersee

Um die Ausbreitung des Hechtbandwurms einzudämmen, wurdne 1999 durch die IBKF (Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei) beschlossen, Schonzeit und Schonmaß des Hechtes am Obersee auf unbestimmte Zeit auszusetzten. Für die Angelfischer besteht somit seit fast 15 Jahren eine Entnahmepflicht für alle Hechte, auch in der Laichzeit.

Dabei hat die Maßnahme bis heute nicht die erhoffte Wirkung erzielt, wie von Dr. Bettina Ulla Molzen im Rahmen einer Doktorarbeit an der Tierärztlichen Fakultät München schon im Jahre 2006 nachgewiesen. Bei der gezielten Netzfischerei auf Hechte in der Laichzeit ist ein Sekundärschaden für laichende Zander und andere Fischarten zumindest wahrscheinlich. Darüber hinaus werden Angelfischer vermehrt für die Praxis kritisiert, laichschwere Fische zu entnehmen. Das schadet dem Ansehen der Angel‐ und Berufsfischer in der Öffentlichkeit. Auch eine sinnvolle Verwertung fällt den Angelfischern schwer, da das Fleisch während der Laichzeit geschmacklich leidet.

Somit haben die Angelfischer einstimmig beschlossen, erneut einen Antrag auf „Wiedereinführung von Schonzeit und Schonmaß für den Hecht am Bodensee‐Obersee“ zur Abstimmung bei der IBKF einzubringen.

Nachhaltiger Laichfischfang

Die Wasserqualität des Bodensee und damit verbunden der Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser bewegen sich inzwischen in einem Bereich, der die Erfolgschancen bei beim natürlichen Ablaichen von Blaufelchen und Saiblingen positiv beeinflusst. Deshalb sollte die Fischereiforschungstelle Zielvorgaben in Bezug auf Art und Anzahl der zu fangenden Laichfische festlegen. Ziel der Maßnahme ist es, die Befischung der Bestände während der Laichaktivität so schonend wie möglich durchzuführen.

Felchenzucht in Aquakultur

Felchenlaich in Aufzuchtgläsern. Bild: Olaf Lindner

Während der letzten Jahresversammlung der IABS gab Diplom-Biologin Susanne Göbel von der staatlichen Fischerei-Forschungsstelle in Langenargen den Angelfischern einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema: „Felchenzucht in Aquakultur“.

Die Angelfischer sprechen sich ausdrücklich für eine weitere Erforschung der Felchenzucht in Aquakultur aus, sofern dies in geschlossenen Anlagen außerhalb des Bodensees geschieht. Intensivhaltung in Netzanlangen ‐ im oder direkt am Bodensee lehnen die Angelfischer strikt ab. Bodenseewasser wird heute schon bis nach Stuttgart und Würzburg geleitet, so könnte in geschlossenen Zuchtanlagen im Hinterland eine alternative zum Wildfang entstehen. Damit könnte der kommerzielle Fangdruck auf die Wildbestände in der Zukunft reduziert werden und für Teile der Berufsfischer eine alternative Einkommensquelle erschlossen werden.

Kormoran‐Management für den gesamten Bodensee

Die Angelfischer sprechen sich ausdrücklich dafür aus, in der Zukunft ein gemeinsames Kormoran‐Management am gesamten Bodensee umzusetzen. Im April 2014 ist im Naturschutzgebiet Lipbachmündung eine weitere Kormoran‐Kolonie mit 27 Brutpaaren und bis zu 200 Individuen entstanden. Dr. Julia Gaye‐Siessegger hat nach über drei Jahren Forschung in ihrem Abschlussbericht nachgewiesen, dass durch die Nahrungssuche des großen Kormoran‐Bestands am Untersee des Bodensees „durchaus ein fischereiwirtschaftlicher Schaden entsteht“. Der durchschnittliche Bestand an Kormoranen am Bodensee liegt mittlerweile bei 1.200 Individuen. Ein einzelner Kormoran frisst nach konservativen Schätzungen circa 500 Gramm Fisch am Tag, das sind übers Jahr circa 200 Tonnen Fisch oder fast die Hälfte dessen, was alle Berufsfischer zusammen am Obersee in einem Jahr fangen.

Interreg‐IV Projekt „Seeforelle“

Abstreifen eines Seeforellen-Rogners. Bild: Olaf Lindner

Am 10. Oktober 2014 wurden in Bregenz im Rahmen einer Informations-Veranstaltung die Ergebnisse des interreg‐IV Projektes: “ Seeforelle ‐ Arterhaltung in den Bodensee-Zuflüssen“ präsentiert. Die Seeforelle als Wanderform der Bachforelle steigt im Winter in die Zuflüsse rund um den Bodensee auf, um dort zu laichen und danach wieder in den Bodensee abzuwandern. Die Brütlinge verbleiben bis zu zwei Jahre im Fließgewässer, bevor sie selber wieder als Seeforelle in den Bodensee abwandern. Da viele Angelvereine auch die Zuflüsse zum Bodensee bewirtschaften, kommt ihnen bei der Arterhaltung der Seeforelle eine ganz besondere Bedeutung zu.

Besatz von Seeforellen-Brütlingen: Angler sorgen sich seit je her um den Fisch-Nachwuchs. Bild: Olaf Lindner

Die Angelfischer haben sich dafür ausgesprochen auf Grundlage der Projekt-Ergebnisse die Rahmen-Bedingungen für die Arterhaltung der Seeforelle weiter zu verbessern. Erste Projekte in diese Richtung wurden auf Initiative des ASV‐Friedrichshafen e.V. bereits beantragt.

Ertragsrückgang der Berufsfischer

Der Ertragsrückgang der Berufsfischer wurde in der jüngsten Vergangenheit fast ausschließlich mit den fehlenden Nährstoffen im Bodensee begründet. Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) hat sich eindeutig gegen eine Erhöhung der Nährstoffkonzentrationen im Bodensee ausgesprochen und auch aus der Politik sind keine ernsthaften Anzeichen zu erkennen, dass es dafür in der Zukunft eine Zustimmung geben könnte.

Kontrolle von Brutboxen im Bodensee-Zufluss Argen. Bild: Olaf Lindner

Die Angelfischer haben sich aus Solidarität zu unseren berufsfischenden Kollegen bei der Nährstoffdebatte bisher neutral verhalten, sehen darin aber nicht die Lösung für eine nachhaltige Fischerei am Bodensee in der Zukunft.

Die fischbiologischen Untersuchungen des Wasser-Forschungsinstitut Eawag im Rahmen einer Bestandsaufnahme in Schweizer Seen haben gezeigt, dass die tiefen, nährstoffarmen Seen am Alpenrand eine einzigartige Diversität an Fischen beherbergen. Zahlreiche Arten hätten nur dank den großen Anstrengungen beim Gewässerschutz überlebt. In Mittellandseen mit einer merklichen Zunahme des Phosphors seien diverse einheimische Fischarten bereits ausgestorben.

Thermische Nutzung des Bodenseewassers

Die IGKB hat im Mai auf ihrer letzten Jahrestagung neue Richtlinien für die Nutzung von Bodenseewasser zur Wärme und Kältegewinnung beschlossen. Es ist davon auszugehen, dass in naher Zukunft zahlreiche Anlagen auf Grundlage der neuen Richtlinie am Bodensee entstehen werden. Dabei wird auf die Bedeutung der Umweltverträglichkeit der Anlagen als Voraussetzung für deren Betrieb hingewiesen.

Gerade in Bezug auf die natürliche Fortpflanzung der Fische im Bodensee können kleinste Temperaturveränderungen große Auswirkungen nach sich ziehen, da die Entwicklung der Eier bis zum Schlupftermin bei vielen Arten von der Wassertemperatur abhängt. Dieser Mechanismus stellt sicher, dass Brütlinge zum optimalen Zeitpunkt schlüpfen und sich damit die Überlebenschancen verbessern.

Fazit

Der Bodensee hat sich in den letzten Jahren aus Sicht der Angelfischer durchaus positiv entwickelt. Der Bodensee wird immer „sauberer“ und das hat auch viele Vorteile. Viele der für den Bodensee typischen Fischarten wie z.B. der Saibling oder Felchen können ihre angestammten Lebensräume in tieferen Wasserschichten wieder besiedeln. Nach neusten Untersuchungen funktioniert bei vielen sensiblen Fischarten das natürlich Ablaichen immer besser.

Internationale Arbeitsgemeinschaft der Bodensee-Sportfischervereine

Olaf Lindner, Schriftführer ASV‐Friedrichshafen e.V.

Bilder: Olaf Lindner

-pm-

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