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Aal fatal

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Aal

Es ranken sich zahlreiche Theorien und Mythen um den Aal. Des Taylor hat dazu jedoch seine eigene Auffassung. Kritisch nimmt er die für den Angler interessanten Lebensgewohnheiten des Schlänglers unter die Lupe.

By Des Taylor

Für mich ist der Aal eine der faszinierendsten Fischarten. Schließlich zählt er zu den letzten wirklich wilden Flossenträgern in unseren Gewässern. Der Fang eines kapitalen Exemplars zählt zu den größten anglerischen Herausforderungen. Selbst ein 30pfündiger Karpfen oder Hecht dürfte leichter zu überlisten sein als ein sechspfündiger Schlängler.

Damit wir das Verhalten des Aals besser verstehen, müssen wir den Beginn seines Lebens betrachten. Von den Tieren, die trotz ständiger Gefahren auf der langen Wanderung von der Sargasso-See vor der Küste Amerikas die Mündungen der Flüsse erreichen, fristen einige ihr Leben in Fließgewässern. Normalerweise erreichen diese Aale ein Gewicht von etwa drei, selten über fünf Pfund. Dann wandern sie zum Laichen zurück ins Meer.

Schlängler auf Wanderschaft

Die übrigen Jungaale schwimmen über den Hauptstrom in Nebenflüsse Entwässerungsgräben und unterirdische Wasserläufe. Für Tausende Fische ist die lange Reise hier zu Ende. Die für den Angler interessanteren Tiere setzen jedoch ihren Weg in Seen Teichen und Talsperren fort. Dabei müssen sie manchmal sogar Landabschnitte überqueren.

Die Bestandsdichte der Aale kann innerhalb eines Gewässers von Jahr zu Jahr stark schwanken denn die Schlängler können das Gewässer verlassen. Es lässt sich daher nur schwer vorhersagen ob große Fische im Angelrevier anzutreffen sind. Ich vermute dass sich Anguilla bei starkem kommerziellem Befischungsdruck zurückzieht. Das geschieht vor allem dann wenn sich ein angrenzender See oder Fluss als neuer Lebensraum anbietet. Schließlich wandern die Wasser-Schlangen zum Laichen zurück in die Sargasso-See.

Ich glaube jedoch dass nicht sämtliche Aale die lange Reise antreten. Meiner Meinung nach haben die Fische über sechs Pfund wahrscheinlich den Drang zur Rückkehr verloren und bleiben bis zu ihrem Tod im Süßwasser. Ich meine dass sich gerade die größten und die am weitesten ins Binnenland gewanderten Fische am wenigsten für die Laichwanderung interessieren. Deshalb fische ich gezielt in Gewässern die sehr weit vom Meer entfernt liegen so wie mein Heimat-Revier in den englischen Midlands. Dort erbeutete ich meine größten Exemplare.

Einige Fachleute halten große Aale für alte Tiere. Für mich ist jedoch das Nahrungsangebot der bestimmende Faktor für das Wachstum und damit für die Fisch-Größe. Auch müssen kapitale Aale nach meiner Erfahrung nicht unbedingt in alten Gewässern beheimatet sein. Mein bisher größtes Exemplar von rund sieben Pfund erbeutete ich in einem weniger als 20 Jahre alten See. Das Gewässer grenzt an einen Fluss in dem schon etliche Fische von mehr als drei Pfund gefangen wurden.

Auch Spitzköpfe fressen Fische

Es wird außerdem häufig behauptet dass sich Spitzkopf-Aale eher von Schnecken und Insektenlarven ernähren während die Breitköpfe räuberisch leben. Unsinn sage ich. Die Schlängler nehmen jede Gelegenheit zum Fressen wahr wobei sie genauso auf ein Bündel Laubwürmer wie auf ein halbes Rotauge beißen. So waren meine größten Aale Spitzköpfe die einem toten Köderfisch nicht widerstehen konnten. Soviel zu dieser Theorie.

Ich vermute dass Aale eines Gewässers zur gleichen Zeit auf Futtersuche gehen – das Wasser scheint in diesem Fall vor Schlänglern förmlich zu wimmeln. An solchen Tagen und Nächten schlagen sich die Anguillas den Bauch unter anderem mit Nymphen Zuckmückenlarven Fischlaich oder Kleinfischen voll. Nach dieser Fressorgie ruhen sie für Tage oder sogar Wochen. Der Angler wird beim Ansitz während solcher Ruhephasen vergeblich sein Glück versuchen.

Risikoliebende Petri-Jünger stellen dem Aal in hängerträchtigen Gebieten nach. Dabei ist es doch fast unmöglich die schlangenartigen Geschöpfe aus den Hindernissen herauszuziehen. Ich fische deshalb in freien Bereichen wo große Aale außerdem viel einfacher gelandet werden können. Und die Fische in ihren Einständen riechen den Köder noch auf einen Kilometer Entfernung.

Gewitter ist nicht immer Trumpf

Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass die Schlängler vorzugsweise in feuchten, mondlosen Nächten auf Beutefang gehen und sogar noch besser beißen, wenn ein Gewitter herannaht. Diese Feststellung kann ich nun wirklich nicht teilen, obwohl ich viele gewittrige und damit lebensgefährliche Nächte mit der Kohlefaserrute am Wasser verbrachte – meist aber ohne außergewöhnliche Erfolge.

Nach meinen Beobachtungen gehen die Aale auf Raubzug, wenn über einige Tage unverändert ruhiges Wetter herrscht. Am liebsten fische ich im August und September, wenn das Wasser am wärmsten ist. Die größten Erfolge erzielte ich in der Phase eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Im späten September und Oktober lohnt sich das Angeln auch tagsüber.

Dürften wir mit nur einem Köder auf Aale ansitzen, würde die Wahl der meisten Angler sicher auf den Gründling fallen. Leider steht diese Art auch auf dem Speiseplan vieler anderer Fische. Schon längst habe ich aufgehört, die beim Nachtangeln auf Gründling gefangenen Schleien, Karpfen, Döbel und Barsche zu zählen. Deshalb verwende ich etwa zehn Zentimeter lange Rotaugen oder einen halben Barsch zwischen sieben und zehn Zentimetern, die ich jeweils auf ein Stahlvorfach mit 2er Einzelhaken ziehe. Und der Erfolg gibt mir schließlich recht.

Köder und Montage sind also kein Geheimnis. Entscheidend ist vielmehr das Vorhandensein großer Fische und die nötige Geduld. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis Sie mit ein wenig Glück vielleicht den Aal Ihres Lebens landen.

Foto: Verfasser

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