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Begegnungen am Wasser, Teil 17

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Kevin Maddocks wechselte nach seiner ersten Karriere als erfolgreicher Karpfenangler zum Welsfischen. Jan Eggers ist mit Kevin eng befreundet.
Kevin Maddocks wechselte nach seiner ersten Karriere als erfolgreicher Karpfenangler zum Welsfischen. Jan Eggers ist mit Kevin eng befreundet.

Diesmal berichtet Hecht-Frettchen Jan Eggers über seine Begegnungen mit berühmten Anglern von der Insel.

Das Schreiben der ersten Zeilen eines neuen Teils in dieser Serie finde ich ziemlich schwierig. Ich habe dann immer so viele Ideen, Menschen, Ereignisse und Erinnerungen in meinem Kopf, dass ich kaum weiß, womit ich anfangen soll. Genauso geht es mir bei diesem Teil. Im 16. Teil habe ich berichtet, dass ich die Leser diesmal mit nach England nehmen will. Dass es das England der 1970er und 80er Jahre werden wird, hatte ich damals noch nicht festgelegt. Aber nun gut! Ich fange mit den 80er Jahren an, weil ich zu dieser Zeit mein Leben als freischaffender Angeljournalist begonnen habe.

Nach meinem ersten Besuch bei Fred Buller im Februar 1981 (siehe Begegnungen am Wasser, Teil 2) folgten noch viele Reisen mit meistens interessanten Begegnungen am gegenüberliegenden Ufer des Ärmelkanals.

Die Begegnung mit Großhecht-Forscher Fred Buller veränderte Jan Eggers' Leben.
Die Begegnung mit Großhecht-Forscher Fred Buller veränderte Jan Eggers' Leben.

Meine erste EFTTEX und die erste Begegnung mit dem PAC

Im Sommer 1982 wurde in Birmingham die erste Efttex, die Abkürzung steht für European Fishing Tackle Trade Exhibition, abgehalten. Fred Buller fragte mich, ob ich Lust habe, mit ihm die Messe zu besuchen. Meine Antwort war natürlich “ja”. Fred holte mich am Flughafen Heathrow ab, zusammen fuhren wir nach Birmingham. Es war eine sehr interessante Messe, vor allem wegen der internationalen Kontakte. Ich erinnere mich noch an Erkki Norell von Rapala, an Alan Bramley von Partridge of Redditch und an die Leute von Kuusamo aus Finnland.

Inzwischen habe ich 30 Mal oder mehr diese Messe besucht, und die Efttex im Jahr 2018 in Amsterdam steht auch wieder auf dem Programm. Fred Buller stellte mich in Birmingham auch einem netten Herrn mit grauem Haar vor, der zunächst eine kernige Diskussion mit Fred über Drillinge beim Hechtangeln mit Köderfisch führte. Der Herr hieß Vic Bellars, damals Vorsitzender des englischen Hechtanglerclubs PAC (Pike Anglers Club of Great Britain), pensionierter Lehrer und zusammen mit Martyn Page Inhaber der Firma Marvic, die Zubehör für die moderne Hechtfischerei entwickelte. Vic erzählte mur über den PAC und lud Fred und mich ein, im Herbst einem “social evening” des Clubs in der Nähe von London beizuwohnen.

Dieser Hecht sammelte ein totes Rotauge am Drillingssystem vom Grund auf.
Dieser Hecht sammelte ein totes Rotauge am Drillingssystem vom Grund auf.

Das Treffen sollte dann kombiniert werden mit einer Jagdpartie auf Fasan am gleichen Wochenende, organsiert von Fred Taylor. Vor allem das Abendessen nach der Jagd bei Fred Taylor werde ich nie vergessen. Damals machte Fred Buller die für mich historische Anmerkung, dass ich sein “pike ferret”, sein Hecht-Frettchen sei.

Am folgenden Abend besuchte ich zusammen mit Fred Buller das PAC-Meeting in einem anderen Teil von London, ich war sehr froh, dass ich nicht selbst fahren musste.

Ich wurde so ziemlich jedem vorgestellt, der in der englischen Hechtangelei Rang und Namen hat: Neville Fickling, Barrie Rickards. James Holgate, John Watson, John Wilson, Martin Gay, John Bailey, Eddie Turner, Mick Brown und Dave Plummer. Ich könnte sicher noch zehn weitere Namen aufzählen, mit Dave Pugh, Paul Gustafson, Dave Batten und Bill Palmer habe ich immer noch Kontakt. An diesem Abend habe ich verstanden wie wichtig und nützlich eine Hechtstudiengruppe sein kein, deshalb beschloss ich, eine vergleichbare Organisation in den Niederlanden und Belgien zu gründen. Vic Bellars sagt zu, mir dabei zu helfen. Er war auf der Gründungsversammlung des SNB am 10. März 1984 als Ehrengast anwesend.

Kevin Maddocks mit zwei kleinen englischen Wallern, er sollte noch weitaus größere fangen.
Kevin Maddocks mit zwei kleinen englischen Wallern, er sollte noch weitaus größere fangen.

Inzwischen weiß ich, dass die Auswirkungen dieses Abends noch viel größer waren, als ich es mir damals vorstellen konnte. Es folgten Einladungen vom PAC und vom der LAC, der Lure Angling Society (Kunstköderangler Gesellschaft), zu Vorträgen, die ich über große europäische Hechte halten sollte. Die Chefredakteure von Angling, Pikelines und Coarse Angler baten mich um Artikel für ihre Zeitschriften. Verlage schickten mir neue Angelbücher, die ich in europäischen Angelzeitschriften vorstellen sollte. Es handelte sich nicht nur um Hechtbücher. Kevin Maddocks kam mit der Bitte auf Fred Buller zu, ihm doch bei der Bewerbung seine Buches “Carp Fever “ auf dem Kontinent zu helfen. Das war der Beginn einer langjährigen Freundschaft mit diesem Karpfen- und Wels-Professor, auf die ich später noch einmal zurückkommen werde.

Partridge führte damals ein riesiges Hakensortiment.
Partridge führte damals ein riesiges Hakensortiment.
Jan Eggers schwört immer noch auf die Qualität von Partridge-Drillingen.
Jan Eggers schwört immer noch auf die Qualität von Partridge-Drillingen.

Aus dem Hobby wird ein Beruf und Partridge mein erster Auftraggeber

Zurückblickend auf diese bewegte Zeit am Anfang der 1980er Jahre bin ich mir bewusst, dass das damals alles noch reines Hobby war. Ich hatte noch immer meinen guten Job im Kunststoff-Sektor und einen chronischen Mangel an Urlaubstagen, um alle Einladungen anzunehmen. Ich merkte schnell, dass man allein vom Schreiben von Angelartikeln nicht leben kann. Aber beim Musky Symposiums in LaCrosse, USA, im April 1984 kam mir die Idee die Schreiberei mit der Beratung von Angelsportfirmen zu kombinieren. So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen, was ich keine Sekunde lang bereut habe. Den Kontakt zur allerersten Firma, die ich beraten konnte, bekam ich durch den PAC-Vorsitzenden Vic Bellars. Vic hatte einen interessanten Beinamen: Vic the Rig! Er beschäftigte sich mit dem Entwerfen von Vorfächern und Systemen für die Angelei auf Hecht, Karpfen und auch zum Fliegenfischen. Auch erfand er für den Hakenhersteller Partridge of Redditch spezielle Hakenmuster, so auch den VB-Haken. Man errät schnell, wofür die Buchstaben VB stehen. Ein Händedruck mit dem Partridge-Direktor und -Eigentümer Alan Bramley war der Beginn einer jahrelangen fruchtbaren Zusammenarbeit.

In der Hakenschmiede Partridge arbeiteten fast nur Frauen.
In der Hakenschmiede Partridge arbeiteten fast nur Frauen.
Jeder Angelhaken beginnt sein Leben als Nadel.
Jeder Angelhaken beginnt sein Leben als Nadel.

Jedes Jahr um den 1. April verschickte Alan Pressemitteilungen mit Aprilscherzen, etwa Riesenfische, mit denen etwas nicht stimmte. Viele Chefredakteure veröffentlichten diese “fake news”. Ich habe seinerzeit einige Male Partridge besucht und war jedes Mal erstaunt über die altertümliche Produktion dieser Qualitätshaken. Viele Angestellte waren stolz auf ihren Job und erzählten, dass schon ihre Väter zig Jahre lang die gleiche Arbeit ausgeführt hatten. Aber auch diese Fabrikation von Angelhaken wurde beeinträchtigt von der Automatisierung und der Produktion in Billiglohn-Ländern. Nach dem Tod von Alan Bramley wurde Partridge 1996 vom norwegischen Haken-Giganten Mustad übernommen 2009 wurde die englische Firma „Fishing Matters“ der neue Eigentümer, in der Hoffnung, noch lange handgemachte Qualitätshaken produzieren zu können. Ich selbst habe noch einen Vorrat alter Partridge Haken aus den 1980er Jahren, denn Qualität vergeht nie!

Partridge-Direktor Alan Bramley (rechts) und sein Produktchef Terry Emms begutachten eine Splitcane-Rute, die sie gerade produziert haben.
Partridge-Direktor Alan Bramley (rechts) und sein Produktchef Terry Emms begutachten eine Splitcane-Rute, die sie gerade produziert haben.
Gord Burton drillt einen englischen Hecht, er ist einer der wenigen Kunstköderspezialisten von der Insel.
Gord Burton drillt einen englischen Hecht, er ist einer der wenigen Kunstköderspezialisten von der Insel.

Kontakt mit bekannten Hechtanglern

Als Vorsitzender des SNB war ich natürlich interessiert an der Entwicklung der Schwesterorganisation PAC, die sieben Jahre vor dem SNB gegründet wurde. Wir schrieben uns nicht nur organisatorische Dinge, auch tauschten wir Diapräsentationen auf unseren Jahrestreffen aus. So traten Bertus Rozemeijer und ich in England auf und erklärten, wie wir mit allerlei Kunstködern Hechte fingen. Neville Fickling und James Holgate kamen über die Nordsee, um den SNB-Mitgliedern zu erklären und in der Praxis zu zeigen, wie man mit toten Köderfischen wie Rotaugen und Barschen, aber auch Heringen, Makrelen und Sardinen auf statische und aktive Art Hechte fangen kann. Zusammen mit ein paar SNB-Mitgliedern fuhr ich nach England um unter anderem mit Kunstködern in den Norfolk Broads mit Flüssen wie Thurne und Bure Hechte zum Anbiss zu verleiten. Zu dieser Zeit, im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, hatten die Engländer noch kein großes Vertrauen in künstliche Köder. Als bekannte Ausnahme von der Regel will ich meinen guten Freund Gord Burton erwähnen und auch Dave Pugh, der 2014 das Buch “Lure Fishing,  Presentation & Strategy” veröffentlichte.

Das war die Zeit der Specimen Hunter in England und für so ziemliche jede Fischart wurde eine Studiengruppe gegründet, zusätzlich erschienen interessante Bücher. Peter Stone schrieb ein Buch über den Döbel, John Bailey eines über Rotaugen, John Sidley verriet alles über den Aal. Aber auch Angler auch Barsch, Zander, Barbe, Wels und Karpfen brauchten viel Platz ihrer Bibliothek. Einer der Bestseller war Carp Fever von Kevin Maddocks, das 1981 zum ersten Mal erschien.

Neville Fickling (rechts) mit Frau zu Besuch bei Jan Eggers in den hölländischen Poldern.
Neville Fickling (rechts) mit Frau zu Besuch bei Jan Eggers in den hölländischen Poldern.
Der bekannte Angler Dave Plummer war Jans Angelguide in den Norfolk Broads.
Der bekannte Angler Dave Plummer war Jans Angelguide in den Norfolk Broads.

Unterwegs hinter dem Eisernen Vorhang

Ich habe bereits erwähnt, dass ich kurz nach dem Erscheinen von Carp Fever ein Gespräch hatte mit Kevin, auf Vermittlung durch Fred Buller. Ich sagte zu, diese Karpfenangler-Bibel auf dem Festland Europas zu promoten. Das lief alles sehr gut. Deshalb schickte mir Kevin jedes neue Buch, dass er bei seinem Verlag Beekay Publishers veröffentlichte, damit ich es in der europäischen Angelpresse vorstellen konnte. Zwischenzeitlich hatte Kevin seine neue Herausforderung im Welsangeln gefunden. Weil ich für die Zeitschrift Coarse Angler einen Artikel über zwei junge Männer geschrieben hatte, die in der damaligen Tschechoslowakei einen Wels von zwei Metern und 92 Kilo gefangen hatte, wollte er dort unbedingt hin. Über meinen persönlichen Korrespondenten auf Grußhecht-Gebiet, Tomas Kroupa, konnte ich mit den Fängern und “Onkel Rudolf” Kontakt aufnehmen. Auf der Botschaft in Amsterdam besorgten wir ein Visum und eine Dreherlaubnis. Kevin erschien mit seinem auffallend luxuriösen Sportwagen in Bovenkarspel, meinem Wohnort. Voll guten Mutes fuhren wir über Deutschland und Österreich zur Grenze bei Bratislava. Ich werde nie vergessen, wie Grenzsoldaten mit Waffen im Anschlag unsere Pässe, begleitenden Dokumente und unser Angelgerät genau inspizierten. Wir mussten viele Fragen über den Zweck unseres Besuches beantworten, zu guter Letzt bekamen wir einige Stempel in unseren Pass und durften weiterreisen. Ziel war das Städtchen Znojmo, wo wir den lokalen Wels-Sezialisten Rudolf Stritzko, besser bekannt als Onkel Rudolf, besuchen wollten.

Dieser Waller lockte Jan Eggers und Kevin Maddocks nach Znojmo.
Dieser Waller lockte Jan Eggers und Kevin Maddocks nach Znojmo.

Auf der Fahrt nach Znojmo wurden drei Mal durch eifrige Polizisten angehalten, die unsere Papiere sehen wollten. Tja, was kann man anderes erwarten, wenn man mit einem edlen englischen Sportwagen hinter dem Eisernen Vorhang unterwegs ist… Schlussendlich fanden wir unseren Wels-Professor, der gut Deutsch sprach. Über diese Begegnung und auch die mit den jungen Fängern lest ihr mehr im 18. Teil…

Jan Eggers

Teil 16…

Onkel Rudolf Stritzko präsentiert seine Wels-Kiefer an der Wand, man beachte sein Gaff!
Onkel Rudolf Stritzko präsentiert seine Wels-Kiefer an der Wand, man beachte sein Gaff!
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