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Scotty-Boxen: Neue Wege für die Zukunft der Meerforelle

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Mit Scotty-Boxen können Forelleneier geschützt direkt im Gewässer erbrütet werden. Das spart Kosten und Arbeitszeit.
Mit Scotty-Boxen können Forelleneier geschützt direkt im Gewässer erbrütet werden. Das spart Kosten und Arbeitszeit.

Jedes Jahr im Herbst steigen viele Salmoniden wie Lachse und Meerforellen aus dem Meer zum Laichen die schleswig-holsteinischen Flüsse wie Stör, Bramau, Treene und Trave hinauf.

Allerdings finden sie in den Oberläufen kaum noch geeignete, grobkiesige Laichhabitate, um ihre Eier abzulegen. Fließgewässer wurden umgebaut, Bachläufe begradigt, Gewässersohlen ausgehoben und Querverbauungen wie Sohlabstürze eingebaut. Heutzutage bemüht man sich die Gewässer wieder in einen möglichst natürlichen Zustand zurück zu versetzen. Der Lachs war Mitte des vergangenen Jahrhunderts fast komplett aus unseren Fließgewässern verschwunden, und auch um die Meerforellen stand es schlecht.

LSFV-Biologe Dr. Mattias Hempel erklärt vor Pressevertretern den Einsatz der SCOTTY-Boxen.

Großes ehrenamtliches Engagement

Seit mehr als 35 Jahren kümmern sich Angler des Landessportfischerverbands Schleswig-Holstein (LSFV SH) um den Bestand der Salmoniden. Jahr für Jahr steigen viele freiwillige Helfer in den Vereinen des LSFV SH an den Herbstwochenenden in ihre Boote, um beim Elektrofischen schonend laichreife Lachse und Meerforellen zu fangen. Mit viel ehrenamtlichem Engagement werden laichreifen Rogner (Weibchen), die die Eier liefern, und die Milchner (Männchen) am LSFV-Bruthaus in Aukrug schonend abgestreift, so dass Eier und Samen gewonnen werden. Die befruchteten Eier werden anschließend zum Ausbrüten in speziellen Brutrinnen aufgelegt und die geschlüpften kleinen Fische später wieder in ihren Fließgewässern ausgesetzt. Zusammen mit dem Verband der Binnenfischer und Teichwirte kümmern sich die Angler kümmern sich flächendeckend in ganz Schleswig-Holstein mit großem Aufwand um den Bestand der Wandersalmoniden.

Mit der Bruthilfe des kanadischen Anbieters SCOTTY, den so genannten SCOTTY-Brutboxen, geht der Landessportfischerverband in Schleswig-Holstein neue Wege. In einem auf drei Jahre angelegten und aus der Fischereiabgabe des Landes geförderten Projektes wird die Eignung der Boxen zur Förderung der Meerforellenbestände überprüft. Dazu wurden 2015 zehn unterschiedliche Fließgewässer in Schleswig-Holstein ausgewählt, in welche Brutboxen mit Meerforelleneiern eingebracht werden. Die Boxen werden auf der Gewässersohle verankert und mit Steinen als Schutz umgeben.

Bis zu 96 Prozent Schlupferfolg

„Scotty-Brutboxen bestehen aus zwei Platten mit 200 Waben. Jede hat eine Einström- und eine Ausström-Öffnung. Die einzelne Wabe wird mit einem, zwei oder fünf Eiern befüllt“, erklärt Biologe Dr. Mattias Hempel, der das Projekt für den Landessportfischerverband betreut. So werden pro Jahr insgesamt zirka 120.000 Forellen in die Gewässer eingebracht. Der Vorteil: Durch die räumliche Trennung der Eier soll eine Verpilzung verhindert werden, die bei den sonst eng aneinander liegenden Eiern leichter auftreten kann. Auch werden Eier in verschiedenen Entwicklungsstadien eingesetzt, um den jeweiligen Schlupferfolg zu kontrolliert. Wöchentlich werden die Boxen kontrolliert und die Wasserparameter (Temperatur, Sauerstoffgehalt, pH-Wert, Leitfähigkeit und Trübung) ermittelt. Wenn der Fischnachwuchs seinen Dottersack aufgezehrt hat, kann er die Brutbox selbstständig verlassen.

Nach dem ersten Versuchsjahr unterlagen die Bruterfolge starken Schwankungen von 15 bis 88 Prozent Schlupferfolg. Ursächlich dafür sind viele Faktoren – angefangene vom geeigneten Gewässer bis zur richtigen Installation der Brutboxen. „Im zweiten Jahr war die Schwankung nicht mehr ganz so stark, und der obere Wert erreichte mit 96 Prozent Schlupferfolg ein sehr, sehr gutes Ergebnis“, berichtet Hempel.

LSFV-Biologe Dr. Mattias Hempel legt eine SCOTTY-Box im Gewässer aus.

Ausbrütung direkt im Gewässer

Das Ziel: Bei einem erfolgreichen Einsatz der SCOTTY-Brutboxen würden sich diverse Vorteile für die Förderung der Meerforellen in Schleswig-Holstein ergeben. Die anfallende Arbeit der vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer könnte reduziert und dadurch auch Kosten gespart werden. Deutliche Vorteile sind die Ausbrütung direkt in den Gewässern, in die die Meerforellen später zum Laichen zurückkehren sollen, der optimale Schlupfzeitpunkt und die Prägung auf das jeweilige Gewässer. Auch das aufwendige Aussetzen von vielen tausenden Fischen pro Jahr entfällt. Ein natürlicheres Aufwachsen in unseren schleswig-holsteinischen Gewässern ist zurzeit kaum möglich. Wenn wieder neue Laichgründe in unseren Gewässern angelegt werden, haben Meerforellen und auch Lachse in Schleswig-Holstein wieder eine Zukunft – und sind vielleicht irgendwann nicht mehr auf die Hilfe des Landessportfischerverbands und seiner engagierten Angler angewiesen.

Innovative Erbrütungstechnik

Fischereiminister Dr. Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen): „Forellen gehören typischerweise zu Schleswig-Holstein dazu und sind in einem Großteil der Küsten- und Fließgewässer des Landes zu finden. Da ihre Fortpflanzungsmöglichkeiten aufgrund einer Vielzahl von Faktoren zunehmend eingeschränkt sind, ist es wichtig, neue Ansätze zur Unterstützung der Bestände zu erproben. Das Scotty-Brutboxen-Projekt, das eine innovative Erbrütungstechnik für Forelleneier testet, leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art. Ich freue mich, dass dies aus Mitteln der Fischereiabgabe des Landes Schleswig-Holstein erfolgen kann. Ich bin sehr gespannt, welche Ergebnisse das Projekt hervorbringt und welche Schlüsse sich daraus für eine optimale Förderung der Forellenbestände in Schleswig-Holstein ableiten lassen. Nur durch solche Projekte besteht die Chance, dass die Fischbestände im Land langfristig gesichert werden können. Ich möchte daher allen Beteiligten für ihr langjähriges Engagement danken.“

Info zum Scotty-Boxen-Projekt

Für den Landessportfischerverband Schleswig-Holstein kümmert sich Fischereibiologe Mattias Hempel um das SCOTTY-Brutboxen-Projekt. Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt. Danach erhoffen sich Dr. Mattias Hempel und der LSFV konkrete Ergebnisse über den Einsatz der Brutboxen. Das Projekt ist ein Bestandteil von zahlreichen Artenschutz-Maßnahmen, mit denen sich der Landessportfischerverband um die heimischen Fische bemüht. Bei den Salmoniden gehören dazu neben dem Laichfischfang und dem SCOTTY-Boxen-Projekt auch Markierungsprogramme, die Aufschluss über die Effizienz von Besatzmaßnahmen geben sollen.

-pm-

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