UV-aktive Kunstköder sind nichts Neues, wohl aber giftig strahlende Augen auf Shads. Sebastian Hänel hat sie speziell für Zander entwickelt und am Wasser getestet.
Gibt es eigentlich noch Möglichkeiten, moderne Zanderköder in ihrer Attraktion und damit auch die Fängigkeit zu optimieren? Wenn man die Entwicklung des Marktes rückblickend auf die letzten 20 Jahre betrachtet, hat sich da auf alle Fälle einiges getan. Vor allem was die Form und das Laufverhalten vieler Gummiköder betrifft, ist alles besser auf den Zielfisch Zander zugeschnitten worden. Ich kann das selbst gut beurteilen, da ich glücklicherweise an einem Teil dieser Entwicklungsprozesse aktiv mitgewirkt habe.
So wurden aus festen, bauchigen, weit ausladend laufenden und daher sehr aktionsreichen Gummifischen schlanke, weichere Modelle, die nur noch ein kleines, schnell rotierendes Schwanzteil besitzen. Damit entsteht ein hochfrequenter Lauf, der nur noch wenig Druckwelle erzeugt. Eine Eigenschaft, die Zander besonders gut anspricht. Oder man verzichtet komplett auf Eigenbewegung und fischt Modelle mit Gabelschwanz. Die moderne, schlanke Form im Zusammenspiel mit dem weichen Material schafft eine optimierte Bissausbeute, da die Kammschupper ihre Beute aus dem Stand heraus ansaugen und der Haken dann viel leichter ins Maul gelangt.
All das sind Erkenntnisse und damit verbundene Errungenschaften, die von ambitionierten Anglern stammen, die sich intensiv mit dem Spinnfischen auf diesen nicht immer einfachen Zielfisch beschäftigt haben. Bekannte Zanderprofis wie Jörg Strehlow und Dietmar Iasaiasch haben da viel Pionierarbeit geliefert, wenn man an die Anfänge des Kaulis oder den leider nicht mehr erhältlichen Octo-Tail zurückdenkt.
Angler lernen nie aus
Doch sind diese Entwicklungsprozesse für noch fängigere und an den Zielfisch angepasste Gummifische nun abgeschlossen und vorbei? Die Historie der letzten Jahre zeigt eindrucksvoll, dass es immer weiter geht, obwohl schon viel optimiert wurde. Einfach weil man beim Angeln nie auslernt und immer wieder neue Erkenntnisse in den Köderbau einfließen.
Hinter jeder guten Idee steckt ein kluger Kopf, der viele Zusammenhänge in der Natur besser versteht. Ein Leitspruch von Dietmar Isaiasch zum Beispiel lautet: „Wer viel fischt, weiß auch viel.“
Kopfattacken bevorzugt
Genauso erging es auch meinem Kollegen Philipp Feist und mir im Laufe des letzten Angeljahres in puncto Dekor unserer Gummifische. Wir experimentierten da viel mit fluoreszierenden Farben, zum Beispiel partiell an der Seitenlinie. Für Kenner der Materie ist das
ein alter Hut und nichts Neues. Fische haben in der Anatomie ihres Auges einen bestimmten Zapfen, der sie im ultravioletten Bereich sehen lässt. Farben, die dieses UV-Licht reflektieren, also fluoreszierend sind, werden daher unter Wasser besonders hell wahrgenommen. Der Klassiker ist hier das bekannte Dekor „Fluogelb“. Auch „Motoroil“ zählt dazu. Bei Letzterem wirkt das Dekor aus der Sicht des menschlichen Auges eher dunkel und daher gedeckt. Aus der Sicht der Fische jedoch scheint es hell, da es stark fluoreszierend ist.
Beim Zanderangeln setzen wir „Fluofarben“ in den Dekorvariationen unserer Köder gezielt ein, wenn wir es mit dunkler Witterung zu tun haben. Zanderaugen nehmen viel Licht auf und sind daher auch auf die Jagd bei schlechter Sicht angepasst. So haben wir die Beobachtung gemacht, dass die Kammschupper zum Beispiel während der Dämmerung oder im sehr trüben Wasser besonders gut auf fluoreszierende Köder reagieren.
Eine weitere Erkenntnis ist, dass sie unsere Verführer immer sehr gezielt und taktisch klug attackieren. Das liegt am Verhalten von Zandern, die ihre Beute immer im günstigsten Moment schlagen. Daher erfolgen fast alle Bisse beim gefühlvollen Faulenzen oder Jiggen dicht über Grund in den kurzen Momenten der Absinkphasen oder beim Auftippen am Boden. Wir konnten beim Fang von unzähligen Zandern in unterschiedlichsten Gewässern feststellen, dass die glasäugigen Räuber so agieren, weil sie ihr anvisiertes Ziel möglichst kopfnah aufs Korn nehmen wollen. So vermindern sie Fehlattacken, da sie ihrer Beute den Weg abschneiden und das erbeutete Fischchen dann schneller drehen und Kopf voran verschlingen können. Seit Jahren verzichten wir daher schon unter Verwendung von harten und somit schnellen Spinnruten auf die Montage eines Extra-Drillings, da es bei richtiger Führung keine Schwanzbeißer gibt.
UV-aktive Augen
Doch was hat das Jagd- und Fressverhalten von Zandern mit der Sensiblisierung ihrer Augen für UV-Lichtreflexion zu tun? Eine ganze Menge, wie wir in einer langen und geheimen Testreihe mit veränderten Köderfarben feststellen durften.
Unsere Idee: Wenn Zander ihre Attacke gern gezielt auf den Kopf der Beute ausführen und fluoreszierende Köderfarben besser wahrnehmen, dann sollten Fluo-Augen auf einem Gummifisch doch noch bessere Ergebnisse bringen!
Unsere eigens produzierten Zanderkant-Kaulis haben ja allesamt ein großes, aufgemaltes Auge, welches einen guten Kontrast zum Rest des Dekors darstellt. Und bereits seit Jahren registrieren wir, dass wir die Zielfische sehr effizient haken, wenn unser Greifer im vorderen Drittel des länglichen Gummiköders sitzt. Das Auge ist durch seinen Hell-Dunkel-Kontrast und aufgrund der Größe nämlich ein guter Wegweiser für den Angreifer. Wenn es nun zusätzlich noch fluoreszierende Farbe aufweist, reflektiert es aus der Sicht der Räuber auch noch heller als das restliche Dekor und leitet den Angriff noch vehementer auf den Kopfbereich der vorgegaukelten Beute. Besonders dann, wenn der restliche Köder keine UV-Anteile besitzt, also nur das Auge strahlt. Oder umgekehrt, wenn allein der Körper stark UV-aktiv ist, aber das Auge nicht. Letzteres erscheint dann als dunkler Fleck und markiert den Kopf als Angriffspunkt noch besser. Zanderspezialisten wie der Holländer Luc Coppens sind sich nämlich sicher, dass gut wahrnehmbare Augen auf Kunstködern einen fangentscheidenden Einfluss haben.
Der Praxistest
Die ersten Versuche in freier Wildbahn mit den neuen UV-Augen lieferten bereits eindeutige Ergebnisse. Alle Zander „tockten“ in den kurzen Sinkphasen dicht über Grund auf den Kopfbereich unserer Musterköder. Besonders bei Dekors, die nicht fluoreszierend sind, stellen die neuen, heller leuchtenden Augen einen besonderen Aggressionspunkt dar. Die Zanderattacken erfolgten zum Teil härter und vor allem treffsicherer auf den kurzen, hinter dem Kopfbereich sitzenden Greifer. Die Bissspuren, die allesamt auf dem Schädel des Gummi-Materials von den Hundszähen hinterlassen wurden, untermalten dies zusätzlich. Wir hatten das Gefühl, mehr Fische zu haken und eine leicht erhöhte Bissfrequenz gegenüber Modellen mit optisch nicht aufgepeppten Augen zu erhalten.
Der Teufel steckt aber auch bei dieser neuen Entwicklung im Detail. Das weichere Material des Köders hat nach einigen Wochen das UV aus dem festeren Augenmaterial in den Körper gezogen. Wir erarbeiten aktuell eine Lösung, indem wir mit einer Grundierung experimentieren, die die beiden Materialen voneinander trennt. Aber eines steht jetzt schon fest: Mit den Fluo-Augen ist es uns gelungen, Gummifische noch einmal um ein kleines Stück weiter zu entwickeln und in ihrer Effizienz für die Praxis zu optimieren. Darauf sind wir vom Team Zanderkant stolz und hoffen, auch anderen Petrijüngern damit zu besseren Erfolgen an ihren Gewässern zu verhelfen.