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Begegnungen am Wasser, Teil 14

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Diesmal berichtet Hecht-Papst Jan Eggers über seine allererste Irland-Angelreise – vor fast 50 Jahren!

In diesem Teil beschäftige ich mich mit einem Land und seinen Einwohnern, mit dem ich in den vergangenen 46 Jahren ein festes persönliches Band geknüpft habe: Irland! Zu Beginn der 1970er Jahre wurde viel Werbung für die Grüne Insel mit ihren freundlichen Einwohnern und den zahlreichen Angelmöglichkeiten gemacht. In den Angelzeitschriften erschienen laufend Artikel über große kampfstarke Hechte und prächtig gezeichnete Brown Trouts, die in den großen Seen leben.

Die ersten irischen Forellen, die Jan Eggers in den 1970ern erwischen konnte.
Auch beim Meeresangeln vor Irland kam jede Menge Fisch an Bord.

Und dann gab es da noch viele große und kleine Flüsse, in die der Atlantische Lachs aus dem Meer zum Ablaichen wanderte. Die Meeresangler kamen ebenfalls auf ihre Kosten: Zuerst ein paar Makrelen als Köderfisch fangen, und dann verschiedene Haiarten, Rochen, Kabeljau und auch Wolfsbarsch oder Pollak an Bord holen. Ich habe die Fliegenfischer und Wettangler noch vergessen, auch für sie war Irland das gelobte Land, in dem damals obendrein alles noch günstiger war, als in den teuren Niederlanden.

Mein erster Angeltrip nach Irland mit unerwarteten Problemen

1972 arbeitete ich bei Solvay-Polva und war unter anderem verantwortlich für die Planung der Anlieferung von Grundstoffen wie PVC und Polyethylen. Tankwagen der Firma Meier aus Zwolle brachten Tag für Tag diese Puder und Granulate. Täglich hatte ich Kontakt mit den Fernfahrern. Einer dieser Kontaktpersonen war Dato Gottlieb, der als Chef des Fuhrparks die Fahrzeuge in optimalem Zustand halten musste. Dato war wie ich ein begeisterter Angler, Zander waren seine Lieblingsfische. Er war Stammkunde im Angelgeschäft von Be Rigter. Dort wurde auch die Idee geboren, mit einer kleinen Gruppe eine Woche nach Irland zu reisen.

Skipper John Ryan hilft beim Einsteigen ins Boot.
Die irischen Lippfische waren schön gefärbt.

Der Markthändler Ome Jan und Dato Gottlieb wollten die Reise planen. Es sollte nach Clifden an die Westküste gehen, dort konnten wir auf Süß- und Salzwasserfische angeln. Der Flug von Amsterdam zum Shannon Airport verlief wie geschmiert, nur Dato hatte Magenprobleme. Wir dachten, es läge an seinen Nerven, weil es sein erster Flug war. Ich wurde als Fahrer für den Linksverkehr auserkoren. Das gefiel mir gut, er gab nur wenig Verkehr auf dem ganzen Weg. Nur auf den schmalen Sträßchen liefen viele Schafe.

Über Galway fuhren wir in die Region Connemara, der ruhigste und ärmlichste Teil Irlands. Das Celtic Hotel in Clifden war schnell gefunden und Manager Graeme Allen freute sich auf unser Kommen. Dato trank schnell einige kleine Colas und ging gleich zu Bett, in der Hoffnung, dass sich seine Magenprobleme legen würden. Das war leider nicht der Fall. Er musste den ersten Angeltag in seinem Bett bleiben und abends hören, wie wir an diesem Sonntag Forellen bis 55 Zentimeter fangen konnten.

Rochen von diesem Format bieten einen ordentlichen Kampf.

Abends mussten wir für unseren kranken Angelkollegen den örtlichen Arzt anrufen. Der vermutete eine Magen-Perforation und forderte einen Krankenwagen an, um Dato ins Krankenhaus nach Galway zu bringen. Ich sollte mitfahren, weil keiner meiner Reisegenossen ein Wort Englisch sprach. Um etwa 22 Uhr fuhren wir los. Glücklicherweise wurden Dato noch Schmerzmittel verabreicht, den der Weg war voller Schlaglöcher und Bodenwellen. Um Mitternacht konnte ich dem diensthabenden Arzt alle notwendigen Informationen geben und musste, weil es wirklich notwendig war, einer Operation zustimmen.

Als der Papierkram geregelt war, musste ich den Fahrer unseres noch Krankenwagens suchen. Den fand ich um 3.15 Uhr in einer Art Kantine mit einem Glas Guiness. Um 5.30 Uhr lieferte er mich wieder sicher im Celtic Hotel ab, wo ich meinen Kollegen berichten konnte.

Zeitig zurück und der Chirurg ist “in theatre”

Den Montag habe ich vor allem mit Anrufen bei Familie, Krankenversicherung, Reiseveranstalter und Krankenhaus verbracht. Damals musste man in Irland noch sehr primitiv mit Verbindung durch eine Zentrale telefonieren. Dort steckten flinke Frauenhände Stecker in die richtigen Buchsen, um eine Verbindung zu ermöglichen.

Jan Eggers‘ erster Lachs – sicher im Kescher.
Sogar über solche Wasserfälle steigen die irischen Lachse, um zu ihren Laichgründen zu gelangen.

Die richtige Person im Krankenhaus an den Hörer zu kriegen, war so gut wie unmöglich. Mittags glückte es mir, für den folgenden Morgen einen Termin mit dem Chirurgen zu vereinbaren, der Dato behandelte.

Dienstagmorgen um 7 Uhr fuhren wir zu dritt nach Galway und wir wurden freundlich von ein paar Nonnen empfangen, die uns zu unserem Freund Dato brachten. Er lag mehr oder weniger 1. Klasse alleine in einem Zimmer, er sah noch unversorgt und ungewaschen aus. Nein, gewaschen hatte man ihn noch nicht, sagte er. Er habe nur ein paar Tropfen Wasser durch den Weihwasser-Quast erhalten, als der Pfarrer um 6 Uhr morgens seine Runde durch alle Krankenzimmer gemacht hatte.

Ich fragte nach einiger Zeit eine Schwester, ob ich den Doktor sprechen könne. Als Antwort sagte man mir, dass ich noch etwas Geduld haben müsse, weil der Arzt “in theatre” sei. Was macht ein Arzt um 11 Uhr morgens im Theater? Etwa eine halbe Stunde später kam der Doktor mit einer blutbeschmierten Schürze herein. Ich erfuhr, dass “in theatre” im Operationssaal bedeutet. Diese Vokabel vergesse ich wirklich nicht mehr.

Glücklicherweise hatte dieser freundliche Medicus noch etwas Zeit, um uns über das eine oder andere Problem unseres nicht angelnden Angelfreundes zu berichten. Dato hatte keine Perforation des Magens, er hatte eine entzündete Gallenblase. Wenn das Fieber zurückgegangen war, wollte man ihn operieren, um ihm die Gallenblase zu entfernen. Wir, allen voran unser Freund Gottlieb, hielten das für keine gute Idee.

Wenn er fieberfrei war, wollten wir ihn in die Niederlande zurück transportieren. Er würde einen besonderen Raum im Flugzeug erhalten. Bei der Landung in Schiphol würde ein Krankenwagen bereitstehen, um ihn ins Krankenhaus nach Zwolle zu fahren. Der Direktor des Krankenhauses in Galway war damit einverstanden und drei Tage später, am Freitagmorgen durften wir ihn abholen. Selten habe ich einen Patienten so glücklich ein Krankenhaus verlassen sehen, ich verstehe warum. Die Rückreise verlief problemlos und kurz nach der Ankunft wurde seine Gallenblase entfernt. Zum Schluss noch eine Anmerkung: Die Rechnung für die Telefongespräche von Irland nach Holland war höher als alle Krankenhauskosten…

Mein erster Lachs und sehr viel Meeresangeln

Nach der Aktion mit dem Krankenhaus kehrte wieder Ruhe ein und wir konnten angeln gehen. Die lokale Bevölkerung hatte Mitleid mit uns und bat uns Hilfe an. So fuhren Ome, Jan und Be mit Skipper John Ryan auf den Ozean hinaus, Angelguide und Kunstmaler Gerald King zeigte uns dann noch die besten Stellen auf Forellen und Lachs.

Wir hatten alle schon schöne Brown Trouts in dem gut ereichbaren Augrishbeg Lake mit Wurm als Köder gefangen, nun versuchten wir es in der Dämmerung auch mit dem Spinner.

Vor dem Hotel in Clifden: Mit seinen ersten Lachsen war Jan Eggers sehr zufrieden.
Zwei 50+ Brown Trouts, gefangen auf Spinner.

Zurück im Hotel wurde uns berichtet, dass Lachse aus dem Meer in den Fluss Owenglenn gezogen waren. Bei den Simons Wasserfällen sollten wir es probieren. Wie in Irland üblich wurde mit Garnele oder Wurm am Haken an der Posenangel in der Strömung gefischt. Ich angelte mit einer leichten Eigenbau-Zanderrute, die aus einem #5-6er Fliegenruten-Blank gebaut worden war. Nach etwa einer halben Stunde verschwand plötzlich unerwartet mein Schwimmer und ich schlug an. Es begann einer der schönsten und spannendsten Drills meiner Anglerlaufbahn. Wie war ich glücklich, als ein Grilse, ein junger Lachs, in meinen Kescher glitt.

Später am Tag fing ich noch einen und am Abend haben wir mit den örtlichen Guides ordentlich einander zugeprostet und unsere Fänge gefeiert. Auch beim Meeresangeln hatten wir sehr gut gefangen, vor allem Kabeljau und Conger. Donnerstag war unser letzter Angeltag und wir stiegen alle drei auf das Boot von John Ryan, um auf den Atlantischen Ozean hinauszufahren. Neben großen Rochen und vielen Haiarten erinnere ich mich an schön gefärbte Lippfische und saustarke Congeraale. Ein Jammer, dass Dato nicht mitfischen konnte. Zurück in den Niederlanden erhielt ich erfreuliche Nachrichten, und zwar, dass er ohne Zusatzkosten noch einmal nach Clifden fahren durfte. Ich habe ihn begleitet! Diesmal fingen wir keinen Lachs und ein starker Sturm verhinderte die Angelei auf dem Meer. Aber die Begegnungen mit all den alten Bekannten machte auch diesen irischen Angeltrip unvergesslich.

Erstmals auf Hecht – mit der Familie

Ende 1974 konnte ich für einen interessanten Preis eine komplett organisierte Reise  für eine Woche und zwei Personen nach Irland buchen. Gesagt, getan, und noch für unsere drei Kinder etwas dazugebucht. Im Mai 1975 flog die ganze Familie Eggers zum Shannon Airport, nach der Landung ging es wieder nach Clifden.

Jan Eggers‘ Tocher Franciena mit ihren selbst gefangenen Fischen.

Wir hatten warmes und sonniges Frühlingswetter, das die ganze Woche anhalten sollte. Irland war grüner als grün, mit viel gelbem Stechginster, wirklich unglaublich, dieses Wetter. Der Service im Celtic Hotel war wieder großartig und auch die Kinder genossen den Urlaub. Diesmal war mehr Sightseeing als Fischen geplant. Bei diesem schönen, windstillen Wetter wollte unsere älteste Tochter Franciena aber unbedingt einen Tag mit dem Boot von John Ryan mit aufs Meer. Sie wollte selbst die gehakten Fische hochkurbeln, das klappte aber nicht ganz. Vor allem nicht, als an einem Haken ein kapitaler Kabeljau und am anderen Haken ein großer Rochen hing, der lieber im Wasser bleiben wollte. Auf dieser Reise haben wir viel vom ursprünglichen Irland und seiner Bevölkerung gesehen und vor allem erlebt.

Damals war ich noch nicht mit der Suche nach Großhechten für Fred Buller beschäftigt, das kam erst nach 1980. Durch das Domesday Book of Mammoth erfuhr ich, in welchen irischen Seen und Flüssen man richtig große Hechte erwarten kann. Durch das Irische Fremdenverkehrsbüro erhielt ich später viele Einladungen, um auf meine Lieblingsinsel zu reisen und dann darüber in verschiedenen Angelsportzeitschriften zu schreiben.

Ein strammer Leng und ein Conger für die Küche.

Mitte der 1980er Jahre durfte ich eine Gruppe Angler, die die Reise in einem Gewinnspiel gewonnen hatten, nach Irland begleiten. Wir wohnten in einem Hotel in Westport. Vor allem Meeresangeln stand auf dem Programm und die Fänge waren gut. Einige Teilnehmer wollten aber auch gerne einmal auf Hecht fischen. Durch einen lokalen Fischer erhielt ich die Adresse einer Lodge am Ufer von Lough Mask. Dort konnte man auch Boote mieten. Ich telefonierte mit Brian Joyce von der Derrypark Lodge, in der Nachbarschaft des Dorfes Tourmakeady, und wir durften vorbeikommen.

Zu meiner Überraschung kannte Brian meinen Namen und meine Aktivitäten als “Hecht-Frettchen” aus den englischen Angelzeitschriften, das machte die Sache noch einfacher. Am folgenden Morgen fuhren alle fünf Angelgäste mit mir zu der wunderschön gelegenen Lodge, dort lagen bereits drei Boote für uns bereit. Das wurde der Beginn meiner irischen Hecht-Abenteuer, von denen ich in den nächten Teilen der Serie noch erzählen werden. Das wird noch ein Puzzel werden, über was soll ich berichten, was weglassen!? Ich habe mal nachgerechnet: Ich habe ungefähr 35 Reisen nach Irland gemacht, Stoff genug für ein Buch!

Jan Eggers

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