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Woher stammt der Name „Winklepicker“?

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Woher stammt der Name „Winklepicker“?

12.10.2010 16:15 von Thomas Kalweit

Biegsame, dünne Spitzen haben sie alle: Quivertip-, Zitterspitzen- und Feederruten – und dann gibt’s da noch den Winklepicker…

 

Perfekte Bissanzeiger: Die filigranen Spitzen gaben dem Winklepicker ihren Namen.

Wer hätte es gedacht: Der Winklepicker, der kleine Bruder aller Ruten mit feiner Spitze zur Bissanzeige, wurde ursprünglich in England entwickelt. Altmeister Peter Stone hatte auf der Insel schon gegen Ende der 1950er Jahren die ersten Zitter- oder Bibberspitzen (engl. Quivertips) zum feinen Grundfischen erdacht. Schnell setzte sich diese fängige Variante der Grundangelei vor allem bei den Wettfischern durch. Irgendjemand kam schnell auf die Idee eine besonders leichte Quiverrute für feinste Vorfächer und kleinste Haken zu konstruieren.

 

Windmühlen und Winkelpicker

Doch den eigentlichen Siegeszug trat der Winklepicker in den Niederlanden an. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre kam die neue Mode bei unseren Nachbarn auf. Angeblich sollen die Holländer sich diese Ruten bei internationalen Wettangel-Veranstaltungen in Irland abgeschaut haben. Bei der Einführung sorgte das neue Gerät in den Niederlanden für eine Revolution in der leichten Friedfischangelei, vor allem bei den Wettanglern an kleinen Poldern, Grachten und Gräben. Die langen unberingten Stippruten wurden fast sämtlich eingemottet und eine neue, äußerst filigrane Form der Grundangelei entwickelt. Die kurzen, weichen Winklepickerruten waren für den Naheinsatz konzipiert, bis maximal 20-30 Meter Wurfweite. Bei weiteren Entfernungen bekam man mit den oft nur „zahnstocherlangen“ Schwabbelstecken den Anschlag nicht mehr durch. Denn die ersten Winklepicker stellte man in Holland aus weichen, parabolischen Fliegenrutenblanks her, in die eine nadelfeine Bibberspitze eingeklebt wurde. Sogar englische Rutenbauer wie „Bruce & Walker“ brachten spezielle Modelle auf den Markt, extrem feinnervige Winklepicker unter dem Namen „Dutch Special“, für 14er Hauptschnur und 10er Vorfächer. Die Rotaugen- und Brassen-Fänge ohne Schwimmer, nur mit Grundblei, waren beeindruckend – vor allem, weil man mit den Pickern etwas weiter als mit den üblichen unberingten Stippruten fischen konnte. Oft wurde aber auch nur an der unmittelbaren Uferkante geangelt, manchmal nur einen Meter entfernt.

 

Inzwischen wurde auch in Holland der Picker durch die kräftigere Feederrute abgelöst, mit der man größere Futterkörbe werfen und auch den Anschlag auf größere Entfernung durchbringen kann. Das englische Wort „Feeder“ bedeutet schlicht und ergreifend „Futterkörbchen“. Feederruten besitzen ein deutlich höheres Wurfgewicht, oft über 100 Gramm, um auch große schwere Futterkörbchen werfen zu können, die Spitzen sind für den Fließgewässereinsatz deutlich steifer. Der zarte Winklepicker ist nicht für den Fluss gedacht, sondern mehr für die Stillwasser- und Kanalangelei.

 

 

Wabbeliger Winzling

Eine Winklepicker-Rute ist deutlich kürzer und leichter als die gebräuchlichen Quiver- oder Feederruten. Ursprünglich war sie oft kaum über 2 Meter lang, die Maximallänge liegt bei 3 Metern. Ein holländischer Wettangler bezeichnete einmal 2,10 Meter als ideale Länge. Für die kleinsten Polder benutzten die Holländer sogar noch kürzere „Zahnstocher“ um die 1,80 Meter. Ursprünglich hatte der Winklepicker nur eine fest eingeklebte Spitze, erst später kamen Ruten mit Wechselspitzen auf den Markt. Das Wurfgewicht liegt bei deutlich weniger als 20 Gramm, in der Regel montierten die Angler nur Bleigewichte von ein, zwei Gramm. Speziell für die Picker-Fischerei entwickelten die Niederländer sehr leichte Futterkörbchen und kleine, flache Münzbleie (sog. „muntlood“) mit wenigen Gramm Gewicht. Diese oft nur in pfenniggroßen Laufbleie konnten nicht so schnell in den Polderschlamm einsinken.

Neben Länge und Wurfgewicht unterscheidet sich der Winklepicker auch durch die Angelmethode von der Feederrute. Wird mit der Feederrute in der Rasiersessel-Methode gefischt, d.h. die Rute wird auf nur einem Rutenhalter vertikal zum Wasser aufgestellt, so dass die Spitze in den Himmel zeigt und der Angler wie beim Barbier nach oben schauen muss. Die Winklepicker-Rute und Quivertip-Rute wird auf zwei Rutenhaltern fast uferparallel und waagerecht aufgestellt.

 

Ladendieb oder Schneckenzange?

Dutch Special: Auch Bruce & Walker produzierten spezielle Winklepicker für den holländischen Markt.

Lange wurde gerätselt, woher der Name Winklepicker stammt. Vor allem die Holländer schüttelten bei jedem Angeleinsatz mit diesen ultraleichten Ruten jahrzehntelang den Kopf, bedeutet doch „winkel pikken“ auf Niederländisch soviel wie Ladendiebstahl. Anfang der 90er Jahre verbreiteten auch deutsche Angler eine falsche Fährte über den Namensgeber der Picker-Rute: Zu dieser Zeit hatte Daiwa, damals einer der führenden Hersteller von Friedfischruten, einen Testangler unter Vertrag: Tom Pickering, seinerzeit mehrfacher englischer Wettangel-Meister, der sogar bei Weltmeisterschaften mitfischte. Daiwa hatte in dieser Zeit neben Winklepicker-Ruten auch eine „Tom Pickering Quivertip“ im Programm. Auch für den englischen Hersteller „Tricast“ entwickelte Pickering Ende der 80er Jahre Winklepicker und Feederruten. Da lag bei vielen Anglern die Vermutung nahe, dass der Winklepicker nach Pickering benannt sein musste! Doch leider weit gefehlt. Damals wurde der neue Rutentyp oft auch falsch „Winkelpicker“ (mit el statt le) geschrieben, aber mit einem abknickenden Winkel, wenn auch naheliegend, hat der Name nichts zu tun.

 

Die Wurzeln des Namens liegt in England: Ursprünglich bezeichnet das Wort „Winklepicker“ einen spitzen, kleinen Spieß, mit dem man Strandschnecken aus den engen Windungen des Gehäuses zirkelt. In England ist es Volkssport, an der Küste die sogenannten „winkles“ zu sammeln. Über Nacht kommen sie in einen Bottich mit Meerwasser, damit sie ihren Darm entleeren und so der Meersand nicht so sehr zwischen den Zähnen knirscht. Die Schnecken werden dann eine Stunde lang gekocht, und mit einem Winklepicker aufgepickt und verspeist. So nadeldünn wie ein Winklepicker waren auch die Rutenspitzen. Daher der Name!

 

Die spitze Schneckgabel gab auch einer speziellen Schuhform ihren Namen. In den 1950er Jahren und dann wieder Anfang der 80er Jahre waren vorne spitz zulaufende Halbschuhe und Stiefelletten modern. Diese „Winklepickers“ kennt man in ihrer Extremform noch von der Rockgruppe „Leningrad Cowboys“. Schon im Mittelalter kannte man diese vorne spitz zulaufenden Schnabelschuhe.

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