Eine Forschungsfahrt der „Walther Herwig III“ lieferte erfreuliche Ergebnisse.
02.09.2008
Die Nordsee ist keine Wasserwüste! Ihr Artenreichtum ist höher als vielfach angenommen. Mit dieser erfreulichen Botschaft kehrte jetzt ein Team von Meeresbiologen von der jüngsten Reise des Fischereiforschungsschiffs „Walther Herwig III“ nach Bremerhaven zurück. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Siegfried Ehrich vom Institut für Seefischerei des Thünen-Instituts in Hamburg wurden langfristige Veränderungen in der Zusammensetzung der Fischfauna, der bodenlebenden Schnecken, Muscheln und Krebse und der Meeresvögel untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass die Artenvielfalt der Fische in der Nordsee seit 30 Jahren stetig zunimmt. Dies gilt nicht nur für die südlichen, sondern auch für die an kälteres Wasser gewöhnten Fischarten. Besonders die Deutsche Bucht ist ein sehr artenreiches Teilgebiet der Nordsee. Neben zahlreichen Fischarten leben dort auch eine Vielzahl von im Boden lebenden Würmer, Muscheln, Schnecken und Stachelhäuter (Seesterne, Schlangensterne, Seeigel). Die Biomasse und Artenzahlen der Seesterne und Schwimmkrabben und einiger kleiner, nicht kommerziell genutzter Bodenfischarten hat in den letzten zehn Jahren in der Deutschen Bucht stark zugenommen. Weiterhin ergaben Langzeituntersuchungen des Forschungsinstituts Senckenberg in Wilhelmshaven, dass die Artenvielfalt der wirbellosen Tiere am Meeresboden vor der ostfriesischen Insel Norderney in den letzten 30 Jahren um mehr als 50 Prozent angestiegen ist.
Reichlich Seelachs und Schellfisch
Dieser positive Eindruck kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Teil der kommerziell genutzten Fischbestände wie Kabeljau und Hering seit Jahren überwiegend schwache Nachwuchsjahrgänge hervorgebracht haben und zurzeit nicht nachhaltig bewirtschaftet werden. Andererseits gibt es aber auch gesunde Bestände wie Seelachs und Schellfisch, die momentan sehr gute Fischereierträge liefern. Die jetzige Reise war Teil eines vom Internationalen Rat für Meeresforschung koordinierten Langzeitprogramms, an dem in diesem Jahr sechs weitere Forschungsschiffe der Nordsee-Anrainerstaaten teilnahmen. Die nächste Fahrt der „Walther Herwig III“ wird in die Nord- und Ostsee gehen. Dort stehen unter Untersuchungen von Fischen auf mögliche Krankheiten und Schadstoffe auf dem Programm. -pm-