Von links nach rechts: Brotflocke, Dosenmais, Forellen-Pellets, Mini-Boilies, Frühstücks-Fleisch, Tauwürmer, Garnele. |
Schleien sind oft wahre Leckermäuler und dementsprechend wählerisch. Daher lohnt es sich, bei Beißflauten mal einen anderen Köder zu servieren. Pfiffig präpariert und richtig präsentiert, werden die Tincas ihnen kaum widerstehen können.
By Hubert Winter
Wenn mir jeden Mittag Eintopf vor die Nase kommt, würde ich davon sicher bald die Schnauze voll haben. Und ich bin fest davon überzeugt, dass meine Lieblingsfische, die Schleien, da bisweilen ganz ähnlich ticken: „Immer nur Mais und Wurm, wie langweilig!“
Deshalb lautet meine Angelstrategie für Schleienansitze: Köder variieren sowie fängig präsentieren, und zwar die folgenden sieben Happen:
1. Brot
Kaum ein Köder lässt sich einfacher beschaffen als Brot und zählt gleichzeitig zu den fängigsten Leckerbissen überhaupt. Der einzige Nachteil ist, dass neben den Schleien auch alle anderen Friedfischarten gerne darauf beißen. Deshalb kommt nur eine große Brotflocke für den gezielten Tinca-Ansitz in Frage. Dabei lässt man ein Stück Kruste dran, durch die der 10er Haken eingestochen wird. So übersteht die Flocke auch Würfe über 20 Meter locker.
Brotköder sollten grundsätzlich immer frisch sein. Durch Zusatz von süßen oder fruchtigen Flüssig-Lockstoffen (Flavours) werden sie nach meinen Erfahrungen deutlich noch fängiger. Die Flocke so vorzubehandeln, ist allemal raffinierter, als dass sie sich beim Einsatz nur mit Wasser voll saugt.
2. Mais
Durch seine helle Farbe ist Mais äußerst auffällig und wird daher von den Schleien besonders schnell entdeckt. Bei mir besteht allerdings nur der Futterteppich aus naturfarbenem, also gelbem Mais. Als Köder selbst präsentiere ich hingegen zwei bis vier rot oder orange eingefärbte Körner am Haar. Ein echter Geheimtipp!
Durch Zusatz von fruchtigen Aromen, besonders in den Geschmacksrichtungen Erdbeere und Kirsch, wirken die Körner noch verführerischer. Auf jeden Fall ist Mais einer der besten Schleienköder überhaupt – nur leider nicht immer.
3. Forellenteig
Nur wenige Angler fangen ihre Schleien noch mit Teigkugeln, zu Unrecht, wie ich meine. Dabei ist ein Teig auf Basis von Forellen-Pellets, zum Beispiel aus gemahlenem „Forelli“, durch seinen hohen Proteingehalt ungemein gut. Unter Zusatz von Weizenmehl und Eidotter wird die Masse schön glatt und geschmeidig.
Zum Anfüttern forme ich immer etwas kleinere Kugeln als die schließlich um den Hakenschenkel geformten Bällchen. Dadurch erscheint dieser üppigere Happen um so fressenswerter. Gerade Großschleien mögen meinen Teig mit Fischgeschmack.
4. Mini-Boilies
Jeder eifrige Karpfenangler erwischt früher oder später mit seinen Boilies auch mal eine starke Schleie. Solche Zufallsfänge können aber zur Regel werden, wenn mit Mini-Boilies im Format „extra maulgerecht“ auf Tincas gefischt wird.
Mein Rezept: Pro 100 Gramm Fertig-Boiliemix werden ein Ei, ein Teelöffel Flavour mit süßer oder fruchtiger Duftnote sowie etwas roter Farbstoff untergerührt. Dann einen geschmeidigen Teig kneten, daraus Würste rollen und schließlich Kugeln von zehn bis 14 Millimeter Durchmesser formen. Die Roh-Boilies werden zwei bis drei Minuten abgekocht. Überschüssige Mengen, die nicht gleich benötigt werden, können problemlos in Plastikbeuteln eingefroren werden.
Wer es bequemer, dafür aber teurer haben möchte, kann natürlich auch fertige Boilies in entsprechender Größe beim Fachhändler kaufen. Doch für mich geht nichts über das Selbstkochen, weil ich eben gerne mit verschiedenen Duft- und Farbstoffen experimentiere und damit deutlich mehr fange. Und so erspare ich mir zudem das leidige „Haben wir im Moment nicht!“
5. Fleischwürfel
Nicht nur Barben und Döbel, sondern auch Schleien haben eine ausgesprochene Schwäche für Frühstücksfleisch. Dieser fettreiche Köder ist besonders in stark veralgten Gewässern sehr empfehlenswert, da ihn seine geringe spezifische Dichte vor dem Einsinken ins Kraut bewahrt. Zehn bis 15 Millimeter große Würfel haben das richtige Schleienkaliber.
Serviert wird vorzugsweise an der Haarmontage, wobei ein extra dicker Stopper dem Köder festen Halt gibt. Allerdings hält der weiche Happen dem Druck von Weitwürfen nicht stand. Daher möchte ich noch einen buchstäblich heißen Tip geben, wie einige Meter mehr herauszuholen sind: Durch kurzes Anbraten verfestigen sich die Würfel etwas, so dass sie besser am Haar halten. Frühstücksfleisch aber bitte nicht an ultrafeinem Gerät fischen, da es auch Karpfen zum Fressen gern haben!
6. Garnelen
Es gibt wohl kaum Angler, die gezielt mit Garnelen auf Schleien fischen, doch kann ich aus Erfahrung versichern: Dieser Leckerbissen verführt hervorragend. Erstens, weil er unvergleichlich duftet, und zweitens, weil er durch seine auffällig helle Färbung von Tincas schnell entdeckt wird.
Zudem halten Garnelen ausgezeichnet am Haken, so dass sie selbst Weitwürfe vertragen. Zum Anködern werden zehn bis 15 Millimeter lange Stücke aus dem Schwanzteil der Krustentiere geschnitten. Ob an einer Posen- oder Haarmontage angeboten, Bisse darauf lassen meist nicht lange auf sich warten. Daher besorge ich mir immer eine große Ladung frischer Garnelen aus dem Fischgeschäft und friere diese portionsweise auf Vorrat ein. So habe ich stets einen ausreichenden Ködervorrat für die ganze Saison.
7. Tauwürmer
Der gute, alte Tauwurm: Klassischer, natürlicher und vor allem fängiger geht es kaum! Nicht nur bei Beißflauten oder an unbekannten Gewässern ködere ich immer zuerst den tausendfach bewährten Tauwurm an. Dabei sind halbierte „Schlangen“ nicht nur maulgerechter, sondern verströmen auch mehr Düfte. In stark verkrauteten Gewässern injiziere ich dem Wurm mit einer Einwegspritze Luft, damit er etwas Auftrieb bekommt und so verführerisch und noch gut sichtbar für Tinca über dem Pflanzenteppich schwebt.
Auch beim Würmerbaden verzichte ich nicht auf das Anfüttern. Dazu zerhacke ich einige der Ringeltiere und vermische die Stücke mit einer großen Handvoll dunkler Humuserde. Die dabei entstehende auffällige Futterwolke lädt die Moosgrünen zum eifrigen Gründeln ein, wobei mein Köderwurm gleich mit „eingesackt“ wird – leider, oder sehen wir es positiv, manchmal auch von anderen, dafür aber meist großen Friedfischen. Übrigens fange ich, laut Fangstatistik, meine kapitalen Tincas ab 1,5 Kilo überwiegend in den Monaten Juni und Oktober.
Welcher Köder fängt wann und wo Schleien?
Brot: Juni – August. Seichte Weiher mit schlammigem Grund, mittelgroße Weiher.
Mais: Juni – August. Seichte Weiher mit schlammigem Grund, mittelgroße Weiher, große Weiher und Seen, Talsperren.
Teig: April – August. Seichte Weiher mit schlammigem Grund.
Mini-Boilies: Ganzjährig. Seichte Weiher mit schlammigem Grund (Pop-Up-Haarmontage), mittelgroße Weiher, große Weiher und Seen, Talsperren.
Fleischwürfel: Ganzjährig. Seichte Weiher mit viel Kraut und Schlammgrund.
Garnelen: April – Mai, September und besonders Oktober. Große Weiher und Seen.
Tauwürmer: Ganzjährig. Wo Schleien vorkommen, fängt dieser Köder fast immer!