Wussten Sie schon, dass man mit den bunten Karpfenkugeln gezielt kapitale Schleien, Barben und sogar Rotaugen fangen kann? Von Robin Illner
Erst ein schnelles Zischen, dann ein Pfeifen, das in der Ferne verschwindet. Einen Augenblick lang passiert nichts. Dann, kurz hintereinander, schlagen drei kleine Kugeln auf dem rund 60 Meter weit entfernten Angelplatz ein. Die Prozedur wiederholt sich einige Male, bis ich schließlich meine Futterschleuder aus der Hand lege.
Was ist passiert? Ich habe einen Angelplatz mit Miniboilies bestückt. Die kleinen und harten Kugeln haben gegen-über natürlichen Ködern wie Maden, Würmern, Teig oder Partikeln mehrere Vorteile: Zum einen lassen sie sich auch lose auf große Distanz anfüttern. Zum anderen kann man sie auch hinsichtlich Geruch, Geschmack, Farbe, Gewicht und Form variieren – vorausgesetzt, wir stellen sie selbst her. Wobei das Angebot fertiger Minis auch sehr groß und gut ist.
Für mich gehören die kleinen Boilies zu den besten Ködern überhaupt, gerade auf kapitale Friedfische. Unter Miniboilies verstehe ich zwischen 10 und 16 Millimeter dicke Kugeln. Damit habe ich schon viele Arten überlistet, ob Brassen, Rotaugen, Döbel, Barben oder Schleien.
In England wird mit Miniboilies nicht nur auf die „kleineren“ Friedfische geangelt, sondern auch auf „große“ Karpfen, denen die deutschen Freaks eher mit Kugeln eines Durchmessers ab 16 Millimetern nachstellen. Allerdings kenne ich auch bei uns Gewässer, in denen mit kleinen Boilies deutlich besser gefangen wird. Besonders im Sommer, wenn sich Tausende Insektenlarven im Gewässer tummeln, bringen kleine Köder oft bessere Erfolge als große. Während des Überangebots an Futtertieren wie Bachflohkrebsen, Zuckmückenlarven und Schlammröhrenwürmern passen Miniboilies wahrscheinlich einfach besser ins aktuelle Nahrungsspektrum der Karpfen.
Effektiv gefüttert
Bereits mit ein bis zwei Kilogramm Miniboilies kann man einen relativ großen Futterplatz anlegen. Die Fische brauchen entsprechend lange, um die verstreuten Kugeln aufzusammeln – und verweilen stets in der Nähe unseres Hakenköders!
Wie anfangs schon erwähnt, lassen sich Miniboilies mit einem Wurfrohr, einer Futterschleuder oder -rakete auch an weit entfernte Angelstellen schießen. Ich verwende am liebsten eines der beiden zuletzt genannten Hilfsmittel. Denn allzu schnell driften die kleinen Boilies nach links und rechts ab, wenn man sie mit dem Rohr hinauspfeffert. Sie werden damit einfach zu sehr beschleunigt.
Gerne benutze ich zum Anfüttern auch wasserlösliche PVA-Bags, mit denen ich Kostproben der Miniboilies in unmittelbarer Hakennähe platzieren kann. Dafür fülle ich einige Kugeln in das Netz und knote es an beiden Enden zu. Das Vorfach ziehe ich längs hindurch und steche den Haken am unteren Ende ein. Nachdem sich das PVA-Material aufgelöst hat, liegt unser Köder direkt zwischen den freien Boilies. Besser getarnt geht es nicht! Man kann die Miniboilies, vor allem die 10er bis 14er, auch sehr gut ins Grundfutter mischen und daraus Ballen formen.
Haarfein serviert
Miniboilies ködere ich in der Regel am Haar und an einem 6er bis 10er Haken an. Das zehn bis 14 Zentimeter lange Vorfach befestige ich knotenlos. Wie große Boilies präsentiere ich die Minis auf unterschiedliche Weise. Zum einen als klassischen Snowman, bei dem ich einen sinkenden mit einem schwimmenden Boilie kombiniere. So ein „Schneemann“ steht dann senkrecht am Grund und fällt entsprechend gut auf. Außerdem können ihn die Friedfische ganz einfach einsaugen, da sich schwimmender und sinkender Boilie vom Gewicht her sozusagen neutralisieren.
Am liebsten fische ich mit einer weiteren Form eines so genannten „Critical balanced“-Köders: einer Kombination aus einem halben sinkenden mit einem halben Pop-up-Boilie. Das Ergebnis ist ein sehr langsam sinkender, fast schwereloser Köder, der leicht und ohne Widerstand vom Fisch eingesaugt werden kann. Im Gegensatz zum Schneemann liegt er allerdings inmitten der Futterproben auf dem Grund und steht nicht senkrecht davon ab, ist also weniger auffällig.
Eine wiederum sehr auffällige Präsentation erreicht man mit einem schwimmenden Boilie, den man als Pop-up anbietet. Dabei schwebt der Köder einige Zentimeter überm Grund und wird mit einem kleinen, auf dem Vorfach sitzenden Blei verankert.
Das gewisse Etwas
Miniboilies lassen sich sehr gut aufpeppen, indem man sie mit Aromen benetzt. Entweder nimmt man solche zum Sprühen oder legt die Kugeln über mehrere Tage in einen Dip ein. Sehr erfolgreich können auch selbst leuchtende oder knallig gefärbte Plastik-Imitate sein.
Boilie Ø | 10mm | 12mm | 14mm | 16mm |
Karpfen: | x | x | ||
Schleie: | x | x | ||
Brassen: | x | x | x | |
Barbe: | x | x | ||
Döbel: | x | x | ||
Rotauge: | x |