Biologe Dr. Jörn Geßner, Projektmanager und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin, mit einem seiner Schützlinge. Foto: Chr. Pusch |
Gleich geht’s in die Oder! Die kleinen Atlantischen Störe sollen in der Zukunft in dem Ostsee-Zufluss für Nachwuchs sorgen. Foto: C. Kühn |
Ein kleiner, markierter Stör geht auf die Reise. Angler und Fische müssen gefangene Störe nach dem Zurücksetzen melden. Foto C. Kühn |
Foto: Chr. Pusch |
Bald werden wieder Störe in Nord- und Ostsee leben und in Elbe, Rhein und Oder zum Laichen aufsteigen.
23.10.2009
Seit 1994 widmet sich die Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. mit verschiedenen Partnern der Wiedereinbürgerung in Deutschland. Begleitet und finanziert wurde das Projekt bisher vornehmlich vom Bundesamt für Naturschutz und den zuständigen Ministerien der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg.
Es gibt es viel zu tun: Aufbau eines Elterntierbestandes, Sicherung und Schaffung von Laichplätzen in den Flüssen, Zucht und Besatz, Entwicklung alternativer Fischereimethoden, damit der Beifang von Stören minimiert wird, wissenschaftliches Monitoring. Das Vorhaben gilt als Wegbereiter für andere bedrohte Fischarten, wie Schnäpel, Maifisch und Finte. Da sich ehemals Nord- und Ostseestöre sowohl genetisch, als auch im Aussehen unterschieden haben, werden nun ebenso unterschiedliche Bestände aufgebaut, die dann in Rhein und Elbe oder in die Oder besetzt werden. Dabei wird auf die historisch richtigen Genpoole zurückgegriffen; die Elterntiere der für die Nordsee vorgesehenen Art (Europäischer Stör, Acipenser sturio) wurden aus Frankreich 1996 nach Berlin gebracht, die der zukünftigen Ostseestöre (Atlantischer Stör, Acipenser oxyrinchus oxyrinchus) stammen aus Kanada.
Eingesetzte Jungfische ziehen nach einiger Zeit zunächst ins Brackwasser, reisen nach rund 2 bis 4 Jahren weiter ins Meer, um dann hoffentlich nach mehr als 10 Jahren zum Laichen zurückzukehren. Ziel sind sich selbst reproduzierende Bestände. 2007 wurden die ersten Jungfische in die Oder eingesetzt, markiert und teilweise mit Sendern versehen, damit weitere Forschung betrieben werden konnte. 2008 und 2009 folgten 40.000 Tiere. Erste Besatzversuche im Elbeeinzugsgebiet erfolgten 2008. Sollten diese Projekte erfolgreich sein, wird der Stör in 30 Jahren wieder als heimisch gelten.
Wie Sie dieses Vorhaben unterstützen können, wie Angler gefangene (und zurückgesetzte!) Störe melden können und viele weitere Details erfahren Sie auf www.sturgeon.de.
Lebende Fossilien
Der Ursprung der Störe liegt 200 Millionen Jahre zurück. 27 Arten leben heute in den gemäßigten Regionen der Nordhalbkugel, manche ausschließlich im Süßwasser, andere laichen im Süßwasser kehren dann in die Meere zurück. Die Störartigen beeindrucken mit belegten Superlativen: Sie können bis 150 Jahre alt werden, erreichen Größen bis 5,50 Metern Länge und 1,5 Tonnen Gewicht. Die Geschlechtsreife tritt bei vielen Arten erst nach circa 7 bis 15 Jahren ein, die Fische sind dann oft schon über 2 Meter groß. Unser heimischer Stör wird älter als 60 Jahre und über 4 Meter lang. Früher war der Stör in allen Meeren und vielen Flüssen Europas vertreten – und das massenweise: Störfleisch war ein Arme-Leute-Essen. In der Hamburger-Gesindeordnung ließen sich beispielsweise Dienstmädchen um 1880 zusichern, nur einmal pro Woche Stör essen zu müssen. Ähnliches kennen wir vom Lachs. Heute alles unvorstellbar. Weltweit sind inzwischen alle Störarten bedroht oder gelten als verschollen bis ausgestorben. Gewässerverbauung und -verschmutzung plus drastische Überfischung vernichteten in den 60er Jahren auch die letzten Störbestände in Deutschland. -Kati Kathmann-