Schwarze und rote Tupfen – das Schuppenkleid der Ausnahmeforelle im Detail. |
Österreich: Hans-Peter Schaar aus Flattach überlistete einen 33 Pfund schweren Salmoniden in dem Kärntner Fluss mit der Fliegenrute.
17.07.2007
Der 106 Zentimeter lange Ausnahmefisch nahm am 2. Juli einen blauen Huchen-Streamer. Der Fangort und vereinzelte rote Flecken sprechen für eine Bachforelle. Die außerordentliche Größe und auch die typische schwarze Fleckenzeichnung könnten aber auch für eine Seeforelle auf Wanderschaft sprechen.
Fachleute sollen jetzt den Fisch genau bestimmen. Bekanntlich sind Bachforelle (Salmo trutta f. fario) und Seeforelle (Salmo trutta f. lacustris) zwei verschiedene Standortsformen der gleichen Fischart mit enormer Variationsbreite.
Der Fisch wurde an die Firma Hofinger zur Präparation übergeben. -tk-
Hier der Fangbericht von Hans-Peter Schaar im Original-Ton:
„Seit meinem 16. Lebensjahr bin ich begeisterter Fliegenfischer und besitze seit Jahren eine Jahresfischerkarte für den wunderschönen Möllfluss in Oberkärnten. An einem heißen Juniabend hatte ich ein besonderes Erlebnis: Ein Riesenfisch – ich konnte nicht ausmachen, um welchen es sich handelte – begutachtete beim Abendsprung meine Rehhaarsedge und verschwand wieder unter der Wasseroberfläche. Obwohl ich in der Möll schon einige kapitale Forellen landen konnte, so ein Kaliber hatte ich noch nie gesehen. „Die hat fast einen Meter und ist gut und gerne 10 Kilogramm schwer“, dachte ich mir. Die Stelle verriet ich niemandem, erzählte aber meiner Braut und meiner Familie, dass ich einen Fisch gesehen habe, der wie ein Delphin aus der Möll aufgetauchte und wieder verschwunden war. Das kostete meinem Vater, der mich bereits als Kind zum Fliegefischen mitnahm, nur ein mildes Lächeln. Mir war klar, dass ich diesem Fisch, wenn überhaupt, nur mit einer erstklassigen Ausrüstung zu Leibe rücken konnte. Ich hatte mir in dieser Saison eine 6-teilige „3 Zone Travel-Rute“, Schnurklasse 8, von Vision, einer XLA Rolle mit Bottom Express 300 und 100 Meter Nachschnur zugelegt. Das 40er Hardmono bestückte ich mit einem Lucky Diver, einem 10 cm langen violetten Streamer. Ich beschreibe an dieser Stelle deshalb meine Ausrüstung so genau, denn ohne sie hätte ich meinen Lebensfisch, meinen besagten „Möll-Delfin“, nie landen können.
Für Anfang Juli war schlechtes Wetter gemeldet. Am 2. Juli waren Gewitter für Oberkärnten angesagt, die auch tatsächlich eintrafen. Nachdem ich in meinem Eiscafe den Tagesdienst versehen hatte, musste ich einfach zu meinem „Tumpf“ und zu meinem Fisch. Die Wasserverhältnisse sprachen an diesem Tag für mich, die Möll war leicht trübe und hatte relativ hohes Wasser. Bei klarem Wasser sind die Chancen auf einen Biss eines selchen Giganten eher gering.
Ich war in meiner Wat-Hose und Jacke gut eingepackt. Es regnete wie in Strömen, die schweren Tropfen klatschten durch Windböen gepeitscht auf das Wasser. „Rauben müsst er auch noch, dann passt’s heute“, sagte ich vor mich hin. Der Möllfluss macht an dieser Stelle eine leichte Kurve, ich watete ein paar Meter vom Ufer in den Gumpen und suchte einen guten Halt am Boden. Ich nahm 10 Meter Schnur von meiner Rolle und warf diese direkt in die Strömung. Die Schnur sank rasch mit dem Streamer ab und bei mehrmaligem Eintippen passierte nichts.
Der Puls schien höher zu schlagen als bei einem normalen Fischgang, ein komisches Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Der zweite Wurf wurde vorbereitet, indem ich noch mehr Schnur von der Rolle nahm. Der Streamer wurde leicht flussaufwärts geführt, er sank blitzschnell ab. Beim zweiten Mal Eintippen schlug der Blitz ein.
Der Anbiss war kraftvoll, ich hatte keine Zeit zum Überlegen, der Fisch raste rasch wie ein Torpedo flussabwärts. Ssssss… kreischte die Rolle, der Knoten zum Übergang zur Backingschnur schoss mit einem Tack, Tack, Tack durch die Ringe hinaus. Die Bremse meiner Rolle war super eingestellt und nach rund 80 Metern wendete der Fisch gegen die Strömung und kam zum Stillstand. Auf der Schnur und der stark gebogenen Rute lastete ein bedenklicher Druck.
Der Drill begann. Ich spürte, wie mein Puls hämmerte. Der Regen hatte wieder etwas nachgelassen. Am Ende des Gumpens, der rund 100 Meter lang ist, war im vergangenen Winter eine Erle durch die Schneelast umgeknickt und in den Fluss gefallen. Auf dieses Hindernis steuerte mein Fisch zu und ich wusste sofort, was dieser vorhatte. „Um Gottes Willen, nur das nicht“, schrie ich und ging noch einige Schritte in den Möllfluss hinein. In dieser Position konnte ich meinen Kapitalen – ich wusste noch immer nicht, ob es eine Bach- oder Regenbogenforelle war – von der Erle wegführen. Nach einer halben Stunde Drill konnte ich den Fisch, als dieser nicht mehr in der vollen Strömung flussaufwärts flüchtete, das erste Mal sehen. Es war eine Bachforelle!
Als Schüler habe ich das Buch „Der Alte Mann und das Meer“ von E. Hemingway einige Male gelesen und führte wie der alte Mann Selbstgespräche. Eines kam mir immer wieder in den Sinn und das sagte ich auch laut vor mich hin: „Forelle, mein Material habe ich so penibel überprüft, die Schnüre exakt gebunden, das Material wird halten. Es liegt an dir oder mir – wer den längeren Atem und die Kraft hat, der wird Sieger sein.“
Mit voller Konzentration führte ich die Bachforelle aus der Strömung heraus und bemerkte, dass der Fisch müde wurde. Die Fluchten in die Strömung waren nicht mehr so kräftig, wie dies anfangs war. Die Bachforelle war wunderbar gezeichnet, ich schätzte sie auf eine Länge von 80 cm, über das Gewicht hatte ich keine Ahnung, 8 bis 9 kg dachte ich mir. Vom Anbiss bis zu dieser Zeit war gut eine Dreiviertelstunde vergangen. Ich spürte, wie mir mein Fang zu schaffen machte, die Arme schmerzten mir – ich war in Schweiß gebadet.
Bei der Landung meiner kapitalen Bachforelle ließ ich mir Zeit. Die Stelle für das Finale dieses Kampfes sprach wieder für mich. Es breitete sich vor mir eine 15 Meter lange Sandbank aus, ideale Bedingungen, um meinen Fang zu landen. Nach einer Stunde Drill war meine Rekord-Forelle so ermüdet, dass ich sie mit beiden Händen an einen sicheren Platz bringen konnte. Zwei große Fischaugen blickten mich traurig an und ich spürte, wie sich meine Kehle zuschnürte und mir die Tränen über die Wangen kullerten.
Mit einem Urschrei, ich weiß nicht mehr, was ich in die Welt hinausgeschrieen habe, war diese gigantische Bachforelle besiegt. Ich bin sehr stolz auf diesen Rekordfang.
Noch mehr bin ich aber darauf stolz, dass ich diese Bachforelle in meiner Heimat, im schönen Mölltal, in dem ich in einer wunderbaren Natur aufgewachsen bin, fangen durfte.
Zu Guter Letzt darf ich allen Petrijüngern die Maße meiner Rekord-Bachforelle aus dem Möllfluss bekannt geben: Länge: 106 cm, Gewicht: 16,5 Kilogramm, Bauchumfang: 69 cm.“