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Rügen: 1,4 Tonnen Geisternetze geborgen

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In einer aufwändigen Aktion konnten Anfang Juni 2024 vor Rügen Geisternetze mit einem Gewicht von 1,4 Tonnen unschädlich gemacht werden. Bild: GRD/Kevin Burmester
In einer aufwändigen Aktion konnten Anfang Juni 2024 vor Rügen Geisternetze mit einem Gewicht von 1,4 Tonnen unschädlich gemacht werden. Bild: GRD/Kevin Burmester

Bei der jüngsten Geisternetzbergung der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) vor Rügen konnten 1,4 Tonnen gefährlichen Fischernetze von 14 ehrenamtlichen Taucherinnen und Tauchern in einer zweitägigen Aktion unschädlich gemacht werden.

Der GRD-Vorsitzende und Schauspieler Sigmar Solbach ist begeistert über das leidenschaftliche Engagement aller Beteiligten. Das Objekt, über das sich im Laufe von Jahren und Jahrzehnten mehrere Tonnen herrenlosen Fischfanggeräts angesammelt hatten, war eine gesunkene Fahrwassertonne, etwa acht Kilometer östlich vom Rügener Königsstuhl entfernt. Bereits im vergangenen Jahr arbeiteten die Taucher in drei Anläufen an der in 30 Metern Tiefe liegenden „Sassnitz-Tonne“ und konnten zwischen August und November mehrere hundert Kilogramm Geisternetze unschädlich machen. Die beengte Situation an der Fahrwassertonne, die unterschiedlichen Materialien (Netze, Tampen, Ketten, Seile), die Dekompressionszeiten und die stark verhedderten Schleppnetze verhinderten jedoch bis dato eine vollständige Bergung.

Bergung der Geisternetze

Eine völlig neue Herangehensweise war erforderlich, um die Meereslebewesen in der Ostsee dauerhaft von der Bedrohung durch das riesige Geisternetzknäuel zu befreien. In ihren Planungen kamen Geisternetz-Experte Wolfgang Frank und die Taucher zu dem Ergebnis, die Tonne anzuliften, in Schwimmlage zu bringen und anschließend mit einem Kutter unter Land auf 17 Meter Wassertiefe zu schleppen. Anschließend galt es, die Geisternetze in einem neuerlichen Versuch zu bergen. Man hatte berechnet, dass die gesunkene Hochseetonne zusammen mit den darauf liegenden Netzen, Seilen und Ketten ein Gewicht von 7,5 Tonnen hatte. Durch den Einsatz mehrerer Hebesäcke musste daher eine Auftriebskraft von mindestens acht Tonnen erzeugt werden, hinzugerechnet wurde die vom Begleitschiff ausgelöste Zugkraft.

Auf die Planung folgte am 7. Juni die Umsetzung in der Praxis und schließlich der alles entscheidende Moment: Werden sich Fahrwassertonne und Geisternetze vom Meeresboden lösen, sobald das am Schiff fixierte Seil aufgetrommelt wird? Die Berechnungen erwiesen sich als korrekt, die Tonne setze sich in Bewegung und die Anspannung aller an der Aktion Beteiligten nahm innerhalb von Sekunden spürbar ab. Im nächsten Schritt schleppte Kapitän Kay Briesewitz die ehemalige Fahrwassertonne Richtung Kreidefelsen und legte sie auf einer Tiefe von 17 Metern ab. Ihre neue Position befindet sich in direkter Nähe des Wracks „Amazone“, dessen Position in den Seekarten vermerkt ist und daher von den Schleppnetzfischern gemieden wird.

Durch den Transport hatte sich die Verwicklung der Netze etwas gelöst, dennoch mussten alle 14 Taucherinnen und Taucher am Folgetag – dem 8. Juni 2024, dem Welttag der Ozeane – Schwerstarbeit leisten, um die Bergung des ehemaligen Fischereigeräts vorzubereiten. Nach viereinhalb Stunden war es schließlich vollbracht: Das gesamte Netzmaterial mit einem Gewicht von 1,4 Tonnen wurde an Bord des Begleitschiffs „Christin-Bettina“ aufgerollt und anschließend im Hafen von Sassnitz gelöscht. Es wird jetzt dahingehend geprüft, ob sich einige Netzteile für ein Upcycling, beispielsweise zu Arm- oder Fußbändchen, eignen.

Unterstützung durch die Fischerei

Die GRD zeigt sich auch dankbar für die Unterstützung der lokalen Fischerei. So beteiligte sich das Unternehmen „Kutterfisch“ aus Sassnitz einmal mehr an einer Bergungsmission. Ohne die Technik eines solchen Begleitschiffes wäre die Bergung der Fischerei-Altlasten in dieser Form kaum realisierbar. Und auch die großzügige Unterstützung durch die Deutsche Postcode Lotterie sowie durch alle Unterstützer des GRD-Projekts „Geisternetzbergungen rund um Rügen“ sind für den Erfolg unabdingbar.

„Ghostnet Diving Instructor“

Am Abend des 8. Juni wurde Wolfgang Frank eine große Auszeichnung zu Teil: Die DIWA, eine internationale Organisation für die professionelle Ausbildung von Tauchlehrern, zeichnete ihn als ersten „Ghostnet Diving Instructor“ in Deutschland aus. Diese Auszeichnung stellt eine hohe Anerkennung seiner Bemühungen um den Meeresschutz und den Erhalt der Artenvielfalt dar. Robert Röske (Dive Baltic Seas Rügen), der die GRD bei nahezu jeder Bergung von Geisternetzen leidenschaftlich unterstützt, erhielt die Auszeichnung als „Ghostnet Diver Instructor“ ebenfalls.

-Pressemitteilung GRD-

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