Die traditionelle Karpfenteichwirtschaft in Bayern wurde von der UNESCO als Immaterielles Kulturerbe anerkannt.
„Unsere Karpfenteiche sind ein geschlossenes Ökosystem und leisten einen hervorragenden Beitrag zur Artenvielfalt und zum Umweltschutz“, erklärte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bei seinem Besuch im Teichwirtschaftlichen Beispielsbetrieb in Maidbronn. Dabei weihte er zusammen mit Fischerfachberater Michael Kolahsa zwei Tafeln zur Verleihung des Titels „Immaterielles Kulturerbe in Deutschland“ ein. Dotzel stellte dabei den großen Wert der Teiche zur Sauberkeit der Gewässer in den Vordergrund: „Das Wasser, das in unsere Teiche eingespeist wird, fließt danach wieder sauberer raus“, betonte Dotzel. Die Karpfen im Wasser entnähmen dem Wasser so viel Nährstoffe, dass dadurch die Wasserqualität signifikant gesteigert würde, so Dotzel.
30.000 Hektar Karpfenteiche in Bayern
Kolahsa erklärte, dass Karpfen in Bayern bereits vor mehr als 1.200 Jahren kultiviert wurden. Vor allem die Zisterzienser Mönche betrieben schon früh Karpfenteiche mit fast den gleichen Methoden wie heute. „Sie waren wohl die ersten Wasserbauingeneure“, erklärte Kolahsa. Das lag daran, dass es den Mönchen verboten war an den vielen Fastentagen Fleisch zu essen. Deshalb suchten sie sich eine schmackhafte und leicht zun züchtende Alternative – und fanden sie mit Karpfen. „Mit rund 30.000 Hektar Fläche haben Bayerns Karpfenteiche insgesamt eine größere Fläche als Chiemsee, Ammersee und Starnberger See zusammen“, führte Kolahsa vor Augen.
Hervorragende Ökobilanz
Rimpars Bürgermeister Bernhard Weidner wies auf den besonderen Wert der Maidbronner Teiche für die Naherholung hin: „Viele Leute zieht es vor allem bei schönem Wetter an unsere Teiche – mit der Verleihung des Immateriellen Kulturerbes kommt ihnen jetzt auch offiziell die Wertschätzung zu, die ihnen zusteht“, so Weidner. Die Öko- und Umweltbilanz von Karpfen sei hervorragend – so sei Karpfen zum Beispiel weitaus nachhaltiger als Rindfleisch, so Weidner.
Peter Gerstner, Obmann der Teichwirte im Fischereiverband Unterfranken, wies auf die Bedeutung der kleinen und mittelständischen Betriebe in Unterfranken hin. Denn nur als Gemeinschaft könne man als Teichwirte in der Fläche wahrgenommen werden, so Gerstner.
Der stellvertretende Vorsitzende der Fischereiverbands Unterfranken, Joachim Alka, betonte die Bedeutung der Fischereifachberatung für die Unterfränkischen Gewässer: „Die Aufzucht von bedrohten Fischarten wäre für konventionelle Betriebe unrentabel. Umso wichtiger ist deshalb die Aufzucht und der Besatz von Fischarten wie Nasen, Gründlingen oder Schlammpeitzger“.
Besatz mit Nasen und Gründlingen
Auch darum ging es bei dem Besuch von Dotzel. Neben Nasen und Gründlingen setzten Dotzel und Kolahsa unterhalb von Schloss Aschach Karpfen in die Fränkische Saale ein, die zuvor in den bezirkseigenen Teichen gezüchtet wurden.
Der Maidbronner Teich, der mit rund 11.000 Quadratmeter ungefähr so groß wie zwei Fußballfelder und bis zu zwei Meter tief ist, wurde nach dem Abfischen trockengelegt. Dadurch gelangt Sauerstoff in den Boden und organisches Material wird mineralisiert. „Auch für die Entwicklung der Naturnahrung ist die Trockenlegung wichtig“, ergänzte Kolahsa. Diese sichere vor allem die Versorgung der Karpfen mit hochwertigem Eiweiß, so Kolahsa weiter. In den kommenden Wochen werde die Fischereifachberatung weitere Jungfische in die unterfränkischen Gewässer aussetzen und so einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt leisten.
-Pressemitteilung F. Hiller/Bezirk Unterfranken-