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European Angler Alliance tagt in Hamburg

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Die Jahreshauptversammlung der European Anglers Alliance (EAA) fand dieses Jahr vom 22. – 24. September in Hamburg statt. Neben zahlreichen Fachvorträgen wurden eine Reihe von wichtigen Beschlüssen für die zukünftigen Schwerpunkte der EAA in Europa verabschiedet. Viele der Themen haben direkten Bezug zu den derzeitigen Regelungen rund um das Angeln in Deutschland. Bilder: DAFV/O. Lindner

Angeln in Hamburg hat einen hohen Stellenwert und ist im Stadtbild fast allgegenwertig. Folgerichtig wurde die Stadt als Veranstaltungsort für die Jahreshauptversammlung der European Anglers Alliance (EAA) ausgewählt.

24 Vertreter der Freizeitfischerei aus 10 Europäischen Ländern und diverse Wissenschaftler waren gekommen, um über die zukünftigen Schwerpunkte der EAA in Europa rund um das Thema Angeln zu beraten. Die EAA vertritt die Interessen von geschätzten 25 Millionen Anglern in ganz Europa. Immer mehr Vorgaben und Regelungen rund um die Angelfischerei haben ihren Ursprung in Brüssel. Ob Aal-Management, Lachsangeln in der Ostsee, Tagesfanglimits für den Dorsch, die Verwendung von Blei beim Angeln, Kormoran-Management, Angelverbote in Schutzgebieten oder der Ausbau der Wasserkraft – in weiten Teilen setzt Deutschland nur die Vorgaben der EU um. Um die Zukunft der Angelfischerei in Deutschland zu beeinflussen, ist es entscheidend, auf Ebene der EU die Interessen der Angler zu vertreten. Der DAFV ist seit Gründung der EAA 1994 ein aktives Mitglied der der Allianz. Die EAA unterhält in Brüssel ein Büro mit hauptamtlichen Mitarbeitern und nutzt die Leistungen einer Lobbyagentur, um im Sinne der Angler Europas, Einfluss auf Regelungen und Verordnungen zu nehmen.

Ein wesentlicher Erfolg der EAA aus dem letzten Jahr war die Abwendung pauschaler Angelverbote in streng geschützten Gebieten der kommenden Biodiversitätsstrategie 2030. Der Passus sah im ersten Entwurf vor, 10% der Landfläche unter strengen Schutz zu stellen und gleichzeitig mit einem pauschalen Angelverbot zu belegen. Diese Passage wurde, zumindest vorerst, auf Intervention der EAA gestrichen.

Die Wissenschaftler Kevin Haase, Dr. Simon Weltersbach und Dr. Harry Strehlow vom Thünen Institut in der Diskussion mit Vertretern der europäischen Anglerverbände auf der Hauptversammlung der EAA in Hamburg.

Aal-Management

Der DAFV setzt sich seit vielen Jahren erfolgreich gegen ein pauschales Fangverbot von Aalen im Rahmen des EU-weiten Aal-Managements ein. Diese Linie wurde am 26. September 2022 auch von vielen politischen Vertretern der europäischen Fischereiminister unterstützt. Die EAA hat in Hamburg beschlossen, die gemeinsame Position bezüglich Aalbesatz zu überarbeiten.

Dorschangeln in der Ostsee

Beim Dorsch gilt derzeit ein so genanntes bag-limit (maximale Tagesfangentnahme) von einem Dorsch pro Tag. Auf Grundlage der schlechten Dorschbestände in der Ostsee wurde das bag-limit für die Freizeitfischerei im Jahre 2016 eingeführt und wurde bis 2022 auf einen Fisch pro Tag abgesenkt. Der DAFV hat sich im Rahmen einer gemeinsamen Position mit Schweden und Dänemark in den letzten beiden Jahren erfolgreich gegen eine Schließung der Dorschfänge für Angler eingesetzt. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung haben Wissenschaftler des Thünen Instituts aus Rostock aufgezeigt, dass mit einer Kombination aus Mindestmaßen und Schonzeit aus ihrer Sicht ein höheres bag-limit vertretbar wäre – ohne die Dorschbestände zusätzlich zu belasten und gleichzeitiger Aufrechterhaltung der sozio-ökonomischen Mehrwerte für die Küstengebiete. Die EAA wird diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse in die zukünftigen Quotenverhandlungen miteinbeziehen.

Lachsangeln in der Ostsee

Die EU hat die Fangmöglichkeiten für Atlantischen Lachs für 2022 in der Ostsee auf einen Fisch mit abgetrennter Fettflosse pro Freizeitangler pro Tag begrenzt – trotz steigender Lachsbestände (zurzeit wird der Bestand in der Ostsee auf ca. 1,5 Millionen Lachse geschätzt). Die EAA hatte eine Fangmöglichkeit von einen Lachs pro Tag ohne weitere Einschränkungen gefordert. Lachse mit abgetrennter Fettflosse werden in den Zuflüssen der Ostsee durch die Länder Schweden, Finnland, Estland und Polen besetzt. Geschätzte 33% aller Lachse in der Ostsee haben eine abgetrennte Fettflosse, 67% sind Wildfische aus natürlicher Vermehrung. In einigen wenigen Zuflüssen (vornehmlich im Gebiet der baltischen Staaten und Polen) sind die Wildlachsbestände in keinem guten Zustand. Da man nicht ausschließen kann, dass ein Lachs ohne abgetrennte Fettflosse zu einem der bedrohten Bestände gehört, hat die EU kurzerhand die Freizeitfischerei in der Ostsee auf alle Wildfische verboten und dies soll auch so bleiben, solange sich der Lachsbestand in einem der Zuflüsse in einem schlechten Zustand befindet. Mit diesem Argument kann die EU das Angeln auf Wildlachse in der Ostsee im Grunde für immer sperren, da es unwahrscheinlich ist, dass sich die Lachsbestände in allen Zuflüssen in absehbarer Zeit erholen.

Der DAFV hat in Hamburg dargelegt, dass die Schutzwirkung der geltenden Regelung für die wenigen bedrohten Bestände verschwindend gering ist. Einer Modelrechnung zufolge liegt die Zahl der geschützten Lachse im Vergleich zu der von der EAA geforderten Regelung für die Angler in Deutschland im einstelligen Bereich. Dazu werden die eigentlichen Ursachen in den betroffenen Zuflüssen von der EU gar nicht, oder nur unzureichend adressiert. Der Wissenschaftler Dr. Niels Jepsen aus Dänemark zeigte auf, dass im Mittel geschätzte 50% der Smolts (junge Lachse) von Kormoranen gefressen werden, bevor sie ins Meer abwandern können. So ist die geltende Regelung aus Sicht der EAA unverhältnismäßig und geht an den eigentlichen Problemen vorbei. Diese neuen Erkenntnisse und wissenschaftlichen Belege wird die EAA in die Verhandlungen über die Fangmöglichkeiten der nächsten Jahre einbringen, um die geltende Regelung abzuwenden.

Kormorane bedrohen Biodiversität unserer Fischarten

Veränderte Umweltbedingungen in Verbindung mit dem europaweiten Schutz des Kormorans haben eine Situation geschaffen, der die Fischbestände in Mitteleuropa schon lange nicht mehr standhalten. Die vielfältigen Initiativen zum Schutz bedrohter Fischarten zeigen bei vielen Arten kaum Fortschritte (insbesondere Äsche, Aal, Lachs und neuerdings Dorsch). Die Fischbestände insgesamt und die Anzahl der nicht-bedrohten Arten gehen europaweit immer weiter zurück.

Neue wissenschaftliche Studien von Dr. Niels Jepsen zeichnen ein erschreckendes Bild und lassen kaum Zweifel an dem negativen Einfluss des Kormorans auf die europäischen Fischbestände insgesamt zu. Wobei das Ausmaß und die Intensität eine neue Dimension erreicht hat. Konnte der Fischschutz in der Vergangenheit kaum beweisen, welche und wie viele Fische insgesamt von Kormoranen gefressen wurden, so zeigten wissenschaftliche Untersuchungen mit modernen Methoden, bei denen Fische mit Sendern ausgestattet werden, dass in kürzester Zeit und erschreckendem Umfang, Sender in Kotballen nahe gelegener Kormoransiedlungen wiederzufinden waren.

Die EAA hat daher in Hamburg einstimmig beschlossen, zum Schutz bedrohter Fischarten ein europaweites adaptives Populationsmanagement für Kormorane auf Ebene der EU einzufordern. Dafür wird das aktuelle Positionspapier überarbeitet und es werden verschiedene Initiativen mit Politikern der EU geplant, um eine Dezimierung der überschützten Kormoranbestände in Europa zu erreichen.

Thema Wasserkraft

Das Umfeld für eine Eingrenzung der Wasserkraft und die Wiederherstellung frei fließender Flüsse bleibt insbesondere durch die aktuelle Energiekrise schwierig. Die Taxonomie-Verordnung (Kriterien zur Bestimmung von nachhaltigen Wirtschaftstätigkeiten und deren Finanzierung) lässt hoffen, dass Investitionen im Bereich der Wasserkraft in Zukunft erschwert werden. Im Rahmen der globalen Deklaration: „Rivers for climate“ – fordern am 21.09.2021 mehr als 290 Organisationen aus 69 Ländern, dass die Klimafinanzierung so genannte „nachhaltige“ Wasserkraftwerke ausschließt. Im Rahmen des Green Deals und der neuen Biodiversitätsstrategie 2030 soll in Europa auch etwas für die Flüsse getan werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Absichtsbekundungen im Umfeld der aktuellen Energiekrise entwickeln. Die EAA will die zukünftigen Entwicklungen eng verfolgen und sich für die Wiederherstellung frei fließender Flüsse in ganz Europa einsetzen.

Klaus-Dieter Mau, Präsident des DAFV, überreicht einen Kunstdruck vom Zander an Martin Liebetanz-Vahldiek von der Fischereibehörde in Hamburg.

Gäste aus Wissenschaft und Verwaltung

Es hat in der EAA Tradition, Forderungen vor allem auf wissenschaftliche Erkenntnisse zu stützen und nicht, wie bei einigen Vertretern aus Politik, Verwaltung und Umweltverbänden, auf Ideologien. Ideologische Forderungen führen langfristig nur allzu oft zu naturschutzfachlichen Missständen und werden auf Kosten der aquatischen Lebensgemeinschaften insgesamt oder unliebsamer Interessengruppen geführt.

Im Rahmen der Beratungen konnte die EAA ihre Positionen mit den neusten Erkenntnissen der Forschung von führenden Wissenschaftlern des Thünen Institutes oder der Universität Dänemark abstimmen. Dr. Harry Strehlow und Dr. Simon Weltersbach informierten in ihren Vorträgen über die neusten Entwicklungen beim Dorsch und Lachs in der Ostsee. Kevin Haase ebenfalls Thünen Institut zeigte anhand computergestützter Modellierungen auf, wie sich das Anglerverhalten in der Ostsee auf Grundlage der Regulierungen in den letzten Jahren entwickelt hat und welche möglichen Schlüsse Politik, Verwaltungen und Verbände daraus für die Zukunft ziehen können.

Dr. Niels Jepsen, Wissenschaftler an Technischen Universität Dänemarks berichtet über die Auswirkungen der überschützten Kormoranbestände auf Fischarten. Neuste Studien mit Besenderung von Fischen zeichnen ein erschreckendes Bild im Hinblick auf die Schäden durch Kormorane insbesondere für bedrohte Fischarten.

Martin Liebetanz-Vahldiek berichtet in seinen Grußworten auf dem Abschlussabend als Verantwortlicher der Fischerei in der Hamburger Senatsverwaltung von den Herausforderungen bei der Reform des Hamburger Fischereigesetztes und den vielfältigen Chancen moderner Hegemaßnahmen. Er plädiert für ein Miteinander von Verwaltung und Verbänden und betont die Bedeutung der gesellschaftlichen Anerkennung der Angelfischerei. „Angler gehören im Hamburg zum Stadtbild. So ist es ganz normal, wenn man in Hamburg unterwegs ist, in der U-Bahn oder auf der Straße Menschen anzutreffen, welche mit einer Angelrute und einem Unterfangkescher unterwegs sind“, so Liebetanz-Vahldiek.

Auf der Abschlussveranstaltung im alten Pumpwerk in Hamburg wurden die Gäste im Rahmen der Catch & Cook Kampagne von Moritz Freudenthal und seinem Team mit raffinierten Fischspezialitäten verköstigt.

Aus Sicht des DAFV war die Veranstaltung ein voller Erfolg und wir waren gerne Gastgeber für die EAA. Wir freuen uns über den konstruktiven Austausch mit den anderen europäischen Verbänden, die neuen fachlichen Erkenntnisse und die zukunftsorientierten Beschlüsse im Rahmen der Beratungen in Hamburg. Es gilt nun, diese für die Interessenvertretung der Angler in ganz Europa sinnvoll zu nutzen.

-Pressemitteilung DAFV-

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