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“Der Abu-Hecht” oder “Ein Hecht – zwei Traumreisen”

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Ruud van Dort mit seinem Hecht von 128cm und 17,5kg, gefangen auf Abu-Gerät. Er gewann mit diesem Fisch eine vom schwedischen Hersteller ausgelobte Traumreise. Bilder: Jan Eggers

Hecht-Papst Jan Eggers hat wieder für uns sein Archiv durchforstet und ist auf eine äußerst interessante wie seltsame Geschichte gestoßen.

Ich habe mein Archiv nach Bildern und Geschichten zur Firma Abu durchsucht, dabei fand ich einige Zeitungsauschnitte aus niederländischen, deutschen, schwedischen, englischen und spanischen Angelmagazinen. Alle Meldungen hatten den gleichen Titel: Der Abu-Hecht.

Beim Lesen dieser Geschichten, die ich vor etwa 30 Jahren geschrieben habe, kam mir die Idee, diese nach Australien an Wayne Real zu schicken. Vielleicht findet er sie ebenfalls interessant genug, um sie für seine bekannte Webseite realsreels.com zu verwenden.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie froh ich war, einen niederländischen Hecht zu finden, der groß genug für die Big Pike Liste meines guten Freundes Fred Buller war. Heute liegt die Mindestgröße für diese Liste bei 18kg, in den frühen 1980ern lag sie bei 35lb = 16,2kg. Der Grund dafür, warum es in den Niederlanden so schwierig ist, gute Daten über Großhechte zu finden, ist folgender: In Holland zählt der längste Hecht, das gilt auch für andere Fischarten, als Rekordhecht, niemand wiegt die Fische.

Aber der Hecht von 128cm, den Ruud van Dort gefangen hatte, wurde zusätzlich gewogen auf einer guten Waage und hatte ein Gewicht von 17,5kg. Bei der Betrachtung des Fotos stimmte ich mit jedem Gramm dieses fetten und schwangeren Großmutter-Hechtes überein. Ich schrieb damals einen Brief an den Fänger und bekam postwendend Informationen darüber, wo und wie er gefangen werden konnte. Ruud hatte in einem künstlichen See bei Utrecht geangelt, am 7. Dezember 1979. Er benutzte eine nicht zu weiche Spinnrute mit einer Abu Cardinal 66 Rolle und einem Abu Atom Blinker. Als es dunkel wurde, hakte er irgendetwas Großes. Der Fisch blieb anfangs einfach am Grund des 10m tiefen Sees stehen. Als er den riesigen Kopf des Hechtes zu Gesicht bekam, wurde der Fänger nervös, denn er hatte keinen Kescher dabei. Der Drill dauerte mehr als eine halbe Stunde. Beim vierten Versuch konnte der Hecht endlich mit den Händen an Land gezogen werden.

Einige Freunde halfen dem Fänger beim Vermessen und Wiegen. Sie schossen auch einige Bilder und hofften, dass diese gut genug für die Angelmagazine waren. Der Hecht wurde danach zurückgesetzt, ganz normal für die Niederlande, denn so gibt es immer noch die Möglichkeit, diesen Fisch erneut zu fangen…

Weil der Hecht auf eine Abu 66 Stationärrolle und einen Köder von Abu gefangen wurde, füllte Ruud ein Teilnahmeformular für die “Abu Dream Trip Competition” aus, um die jährlich ausgelobte Traumreise zu gewinnen. Er gewann den Preis für den größten Hecht des Jahres.

Gleicher See, gleiche Stelle, ein anderer Abu-Köder und Fänger

Ich war damals schon als Sammler von Großhecht-Daten in den Niederlanden und ganz Europa bekannt. Zusätzlich hatte ich ein weites Netzwerk aus Korrespondenten, die mich über Fänge von großen Hechten informierten. Oft haben mich die Fänger auch gleich selbst kontaktiert.

Ich erinnere mich an einen Brief, damals gab es noch keine E-Mail, von Thijs Swart. Er schrieb mir, dass er einen Hecht gefangen hat, der groß genug für die Big Pike Liste ist. Nach diesem ersten Kontakt hatte ich mehrere Telefongespräche mit Thijs. Die erste Überraschung war, dass er den Hecht im gleichen See, dem Plas Vechten gefangen hatte, sogar in der gleichen Ecke, in der auch Ruud van Dort seinen Hecht landen konnte.

Thijs Swarten fing an gleicher Stelle diesen Hecht von 18,5 kg, ebenfalls mit Abu-Gerät. Laut Expertenmeinung handelt es sich um den gleichen Hecht, den Ruud van Dort gut zwei Jahre vorher gefangen hatte.

Thijs hatte an dem denkwürdigen 23. Februar 1982 einen 18g Abu Ellips Blinker montiert, nur fünf Tage vor der Schonzeit in den Niederlanden. Zuerst fing er ein paar große Barsche zwischen 40 und 50cm. Der Hechtbiss war aber ein komplett anderes Gefühl, trotzdem war Thijs nicht besonders beeindruckt von den Kämpfer-Qualitäten der schwangeren Hechtdame.

Nach der Landung wurde der Hecht mit einer geprüften Waage von einigen Karpfenanglern gewogen. Die Nadel pendelte sich bei 18,5kg ein. Der Fisch wurde zurückgesetzt und ich habe einige nicht so gute Fotos von diesem Moment vom Fangzeugen bekommen. Der gleiche Zeuge, John van Plateringen, rief mich ein Jahr später an, dass ein 130cm Hecht an der gleichen Stelle gefangen worden ist. Er wollte sich um Fotos kümmern, die ich bis heute nicht bekommen habe.

War es immer der gleiche Hecht?

Je länger ich die Bilder betrachtet habe, desto mehr wurde ich mir sicher, dass es sich um den gleichen Hecht handeln musste. Im Januar 1983 besuchte ich Fred Buller in London. Dort nahm ich an einem abendlichen Treffen des Pike Anglers Club of Great Britain (PAC) teil. Ich wusste, dass der Biologe und berühmte Hechtangler Neville Fickling eine wissenschaftliche Arbeit über die Identifizierung von Hechten anhand von Fotos geschrieben hatte. Ich besaß verschiedene Bilder, die beide Seiten des Fisches zeigten. Auch Neville war sich nach einem kurzen Blick zu 99 Prozent sicher, dass es sich um den gleichen Hecht handeln müsse. Später daheim studierte er die Bilder noch eingehender, danach schickte er mir einen detailreichen Brief und bestätigte erneut, dass es sich um den gleichen Hecht handeln muss.

Weil dieser Fisch zwei Mal auf einen Abu-Köder gefangen wurde, beide Angler fischten sogar mit der Abu Cardinal 66 Stationärrolle, taufte ich diesen Kapitalen offiziell auf „The Abu Pike“. Ich glaube, da wird mir jeder zustimmen. Auch Thijs Swart gewann die Traumreise. Catch & Release funktioniert also, zum Vorteil für Fische und Angler.

Jan Eggers

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