Temperaturen rauf, Inzidenzwerte runter: Felix Schwarte von der Angelschule Münsterland berichtet über sein erstes Nachtfischen in 2021:
Wochenlang war bei uns kein Nachtangeln möglich: Ausgangsbeschränkung dank Corona und das Wetter war auch alles andere als ideal, um einen gemütlichen Abend am Wasser zu verbringen. Letzte Woche war es endlich soweit und wir durften wieder zeitlich unbegrenzt ans Wasser!
Keine Ausreden mehr, trotz kräftiger Regenschauer packten wir am Nachmittag das Auto. Ziel: Die Lippe, unser schöner, heimischer Fluss. Sicherheitshalber hatten wir in den letzten Wochen immer mal wieder etwas Futter, bestehend aus Partikeln, Pellets und Boilies, an unserer Angelstelle ausgebracht, um unsere Erfolgsaussichten beim geplanten Nachtangeln zu steigern.
Und während ich noch den Shelter aufbaute, der uns vor dem immer wieder aufkommenden Regen und Wind schützen sollte, fütterten die Kinder bereits die Stelle neu an. Zusammen wurden die drei Ruten mit Hartmais, einem großen Pellet und einem Wurm beködert und dann ausgebracht – die Session konnte beginnen!
Den Abend ließen wir beim Vorlesebuch und beim Beobachten des Geschehens am Fluss ausklingen, bevor allen die Augen zufielen. Aber nicht lange: Bereits um 22 Uhr kam der erste Biss, doch der Fisch schlitzte aus, bevor ich die Rute in der Hand hatte – nur zwei große Schuppen blieben am Haken hängen. Komisch…
Doch wenig später durfte ich wieder mein Nachtlager verlassen: Ein dickes, fast 40cm langes Rotauge hatte es auf die Maiskette abgesehen!
Und so ging es weiter. Nach einem weiteren Fehlbiss konnte ich einen kleineren Spiegelkarpfen drillen, mitten in der Nacht eine dicke Brasse und am frühen Morgen, als wir gerade die Ruten inspizieren wollten, biss noch ein starker „Fluss-Schuppi“, der uns im Drill einiges abverlangte.
Zu guter Letzt verleibte sich eine dicke Grundel den Wurm an unserer dritten Rute ein. In diesem Moment, an dem wunderbaren Sonnenaufgang am Fluss, waren wir einfach glücklich über den tollen Fang und dass wir uns durch das ungemütliche Wetter nicht hatten abschrecken lassen.
Helene bestaunte das große Rotauge, Oskar war fasziniert vom Spiegelkarpfen und der fast schwarz gefärbten Grundel und ich war einfach froh, mit meinen Kindern eine tolle, spannende Nachtangelzeit am Fluss verbracht zu haben – mit den unverhofft vielen tollen Fischen als Extra-Bonus.
Zum Frühstück machten wir uns erst einmal Pfannkuchen satt mit Zimt und Zucker auf dem Trangia-Spirituskocher. Die hatten wir uns jetzt aber auch wahrlich verdient.
Vielleicht muss ich noch erwähnen, dass wir mitten in der Woche geangelt hatten. Durch unser ausgiebiges Frühstück am Morgen und dem Abbau der Gerätschaften schafften wir es noch so gerade pünktlich zum Kindergarten, an dem ich meinen Sohn Oskar in Gummistiefeln und Angelklamotten absetzte. (Meine Tochter Helene musste Dank Wechselunterricht zum Glück nicht in die Schule, das hätten wir wohl nicht mehr geschafft).
Die Erklärung für unsere „Fast-Verspätung“ konnten wir der Erzieherin gleich in Form des kleineren Spiegelkarpfens liefern den wir mitgenommen hatten. Die ganze Kindergartengruppe ließ sich staunend den Fisch zeigen, inklusive einer Erklärung der vielen Besonderheiten eines Fisches wie Schleimhaut und Seitenlinie. Als ich meinem Sohnemann ins Gesicht blickte passte der Ausdruck „Stolz wie Oskar“ ganz gut…
Vielleicht heißt es ja bald „Corona adé“ und wir können weiterhin unbeschwert ans Wasser – wann (und wo) immer wir wollen.
Felix Schwarte
Der Autor ist Betreiber der www.angelschule-muensterland.de und zeigt gerne auch anderen Kindern (und natürlich auch Jugendlichen und Erwachsenen) die Grundlagen zum Angeln und bietet darüber hinaus auch Angelreisen an.
-pm-