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Jan Eggers erzählt, Teil 11

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Jan Eggers mit Jerkbait-Hecht. Für schöne Angelerlebnisse braucht es keine Riesenfische! Bilder: Jan Eggers

Was war Dein schönstes Angelerlebnis? Diese Frage seines Enkels hat Hechtpapst Jan Eggers einige Zeit umgetrieben. Eines ist sicher, seine größten Fänge waren es nicht.

Anfang März hatten wir das Haus voller Besuch, alle Verwandten und Bekannten waren zum 95. Geburtstag der Mutter meiner Frau, also meiner Schwiegermutter gekommen. Auf einmal stellte mir mein Enkel Danny, der inzwischen schon 23 Jahre alt ist, die Frage, was der denkwürdigste Augenblick in meiner mehr als 70 Jahre langen Anglerkarriere gewesen ist. Eventuell auch über den schönsten Fisch, den ich jemals gefangen habe, sollte ich ihm berichten. Tja, da sitzt man dann mit der scheinbar einfachen Fragen, auf die man so 1,2,3 keine Antwort weiß. Mein Sohn Stefan mischte sich ins Gespräch. Er war sich mehr oder weniger sicher, dass es sich um einen großen Hecht handeln müsse, weil diese Fischart mein Leben beherrscht hat und ich immer voller Enthusiasmus darüber erzähle. Gegen diese Schlussfolgerungen war kaum etwas einzuwenden, doch waren es nicht die möglichen Antwort, um mir durch den Kopf gingen. Ich erinnerte mich mehr an sehr persönliche Momente, die mehr mit Gefühlen wie Glück, Zufriedenheit und Genugtuung zu tun hatten, als mit Fangdaten und Rekorden.

Dannys Frage arbeitete weiterhin in meinem Kopf und viele Angelerlebnisse und große und kleine Fische zogen an meinem inneren Auge vorbei. Ich habe diese Gedankengänge Stück für Stück notiert. Der Plan war, sie weiter auszuarbeiten, um so eine Antwort auf die Frage meines Enkels zu finden. Doch dann breitete sich die Corona-Pandemie immer weiter aus…

Zeitungsschnipsel aus seiner anglerischen Frühzeit hat Jan Eggers alle aufbewahrt.

Die Welt steht Kopf und andere Prioritäten

Inzwischen sind wir ein paar Wochen weiter und durch alle Veränderungen, Schließungen und Einschränkungen leben wir nun in einer komplett anderen Welt. Ich selbst habe wenig Probleme damit, daheim zu bleiben. Ich konnte meinen Enkel Joep und meine beiden Schwägerinnen nicht besuchen, die in dieser Woche Geburtstag hatten. Wir alle warten die weiteren Entwicklungen zuversichtlich ab. Meine Schwiegermutter ist nun in einem Pflegeheim und darf keinen Besuch empfangen, weil sich ein Bewohner bereits mit dem Virus angesteckt haben soll. Das sind drastische Regelungen, die vor allem sehr alte Menschen stark betreffen. Ich gehöre noch nicht ganz dazu, aber mit meine beinahe 77 Jahren und verschiedenen medizinischen Problemen gehöre ich auch zur Risikogruppe. Ich bin mir dessen bewusst und werde alle Vorschriften und Anweisungen befolgen, damit ich auf jeden Fall diesen Artikel noch ganz sicher fertigstellen kann. Deshalb weiter im Text.

Jan Eggers ist noch immer besonders stolz auf diesen schlichten Pokal, den er 1959 als Vereinsmeister im Barschangeln verliehen bekam.

Mehr Spule als Rolle und ein entscheidender Barsch von 5 cm

Mein erste Angelerlebnis, an das ich mich noch sehr gut erinnere, stammt aus dem Sommer 1953. Die Familie Eggers stand kurz davor, in die Rechtestraat 75 in De Rijp umzuziehen. Ich konnte dort von unserem eigenen Grundstück aus Köderfische für die Hechtangler fangen. Auch suchte ich dort Mistwürmer für verschiedene ältere Mitglieder des Angelclubs “De Hengelaar”. Einer meiner festen Wurm-Kunden war “Meister” P. van Houwelingen, der Rektor der Grundschule in De Rijp. Ich kam sehr gut mit ihm aus, wir sprachen viel übers Fischen und ich lernte von ihm viel Neues über mein Hobby.

Ab und zu bekam ich von ihm eine Ausgabe von “De Nederlandse Hengelsport” und später auch von “De Sportvisser”. Nach dem Lesen musste ich die Hefte immer wieder zurückgeben, aber das fand ich nicht schlimm, hatte ich doch sehr viele Stunden Lesevergnügen durch sie gehabt! Ganz genau studierte ich auch die Anzeigen in diesen Angelzeitschriften, aber die Preise von Rollen und Angelruten passten nicht zu meinem bescheidenen Taschengeld.

So eine Rolle wie auf diesem alten Hechtfoto wollte der 10-jährige Jan Eggers in den 1950er Jahren auch besitzen.

In einer dieser Blätter sah ich einmal ein Foto eines Anglers mit einem Hecht, der wohl einen Meter lang war, sehr imposant! Neben dem Hecht stand eine Rute mit Angelrolle, wenn man die einfache Spule so nennen will. Der Preis von solchen Achsrollen war hoch, ich war aber sehr daran interessiert. Ich weiß, dass Meister van Houwelingen da was mit meinem Vater geregelt hat. Was genau, weiß ich nach inzwischen 67 Jahren immer noch nichts. Was ich aber genau weiß: Am 1. Juli 1953 habe ich zum meinem 10. Geburtstag mehr oder weniger die gleiche, nur wenig gebrauchte Rolle wie auf dem Foto bekommen. Ich vermute, dass mein Vater sie von van Houwelingen gekauft hat. Als ich ihn danach fragte, bekam ich keine Antwort. Macht nichts, ich war sehr froh über die Rolle und viele Jahre später entdeckte ich, dass es eine Tamson-Rolle aus den Niederlanden war. Sie war mein erstes Geburtstagsgeschenk, das mit Angeln zu tun hatte. Ich werde in einem anderen Artikel mehr über die Vor- und Nachteile dieser Rolle erzählen.

Links Jans Tamson-Rolle, auf der kein Firmenname stand. Nur die Schachtel verrät den niederländischen Hersteller.

Dass ich ein paar Jahre später ganz selbstständig meinen ersten Hecht damit fing, habe ich bereits erzählt. Darum weiter zum September 1959. Im Alter von 15 Jahren war ich der jüngste Vereinsmeister bei den Senioren des Angelclubs “De Hengelaar” geworden. Der Barsch-Wettbewerb bestand aus sieben Wettfischen, die immer am frühen Sonntagmorgen stattfanden. Voller Enthusiasmus nahm ich im Juni 1959 an der neuen Wettkampf-Serie teil und war fest entschlossen, am Ende den Sieg davonzutragen und den Pokal definitiv zu mir nach Hause zu holen. Bis zum letzten Ertönen der Hupe blieb es spannend, es sollte noch spannender werden. Nach Abzug des schlechtesten Wettkampfergebnisses zeigte sich, dass ich genau die gleich Zahl Punkte aufweisen konnte wie mein guter Bekannter Ekkie Taam. Was nun? Beschlossen wurde, ein Stechen von 10 Minuten in der Tuingracht auszufischen. War der Stand dann noch gleich, wurde um weitere fünf Minuten verlängert, so lange, bis ein Ergebnis feststand. In den ersten zehn Minuten fing mein Gegner einen Kaulbarsch, aber die zählten nicht, nur richtige Barsche kamen in die Wertung. In der ersten Verlängerung von fünf Minuten lief es ähnlich schlecht, doch mein Glücksmoment sollte noch kommen. Ich fing einen Barsch von 5 cm und war erneut Vereinsmeister der Senioren. In der Folge bin ich noch vier Mal Meister geworden, aber daran habe ich nicht so emotionale Erinnerungen wie an die Meisterschaften 1958 und ‘59.

Ein traditionelles Barsch-Wettfischen in Nordholland.
In dieser Gracht fing Jan 1959 seinen 5 cm langen Meisterschaftsbarsch.

Die Zeit von 1980-85 verändert mein Leben

Der Brief mit Adressen von niederländischen Angelgerätehändlern, den ich Ende 1979 an Sandy Leventon, Chefredakteur der Zeitschrift “Angling”, schickte, war der Anfang einer Reihe von Ereignissen, die ich nicht vorhersehen konnte. Als Dank für die Adressen erhielt ich von Sandy ein Exemplar des “Domesday Book of Mammoth Pike” des Engländers Fred Buller. Wie ein ausgehungerter Hecht ein fettes Rotauge verschlang ich dieses Buch, es war einfach großartig! Fred Bullers Aufruf im Buch, ihm doch neue Informationen über Großhechte zu schicken, bin ich gleich nachgekommen. Und so begann unsere Zusammenarbeit, worüber ich schon einige Male hier auf Fischundfang.de berichtet habe.

Dieses Buch mit Widmung des Autors Fred Buller veränderte Jans Leben komplett.
Der Brief von Sandy Laventon, dem zum Dank das Domesday Book von Fred Buller beilag, und die Abrechnung von Jans erstem Honorar.

Der Hecht-Schneeball rollte schnell weiter. Ich lernte die Chefredakteure vieler internationaler Angelzeitschriften kennen. Sie verhalfen mir nicht nur zu neuen Daten über Großhechte, sie fragten mich auch, ob ich für sie Artikel über kapitale Hechte schreiben könne, was ich gerne erledigte. Ein Artikel über die 200 schwersten Hechte Europas erschien dann in mindestens 16 Angelzeitschriften weltweit. Bei Fred Buller daheim in England lernte ich Hugh Falkus, Richard Walker und Fred Taylor kennen und wir hatten interessante Diskussionen über die Unterschiede zwischen dem englischen und europäischen Angelgerätemarkt. Zusammen mit Fred Buller besuchte ich einen “social evening” des PAC, des englischen Pike Anglers Club, wo ich unter anderem auf Größen wie Barrie Rickards, Neville Fickling, Vic Bellars, John Wilson und meine besonderen Freunde Gord Burton und John Sidley traf.

Daraufhin wurde ich gefragt, Diavorträge beim PAC, der LAS, das steht für Lure Anglers Society, und bei einer Gruppe von Wels-Spezialisten unter der Leitung von Kevin Maddocks zu halten. All diese guten Bekannten und Kontakte haben mein Leben sehr bereichert und ich bin Fred Buller dafür sehr viel Dank schuldig. Durch den Kontakt mit dem PAC kam mir die Idee, doch einen vergleichbaren Club in den Niederlanden und Belgien zu gründen. Im März 1984 wurde dann hier der SNB aus der Taufe gehoben.

Fred Buller (rechts) und Richard "Dick" Walker waren gute Freunde. Hier beim gemeinsamen Hechtfischen.
"Musky-Frettchen" Larry Ramsell holte Jan zum Musky Symposium in die USA.

In Amerika fiel endlich der Groschen!

Durch meine Verbindungen zum amerikanischen Blatt “The In-Fisherman” kam ich in Kontakt mit Larry Ramsell, Vorsitzender von Muskies Inc. Dieser Club, der sich um die Belange der Musky-Hechte kümmerte, organisierte im April 1984 ein internationales Musky Symposium in LaCrosse, Wisconsin, USA. Durch Larry erhielt ich die Möglichkeit bei diesem Symposium einen Diavortrag über die größten europäischen Hechte zu halten. Da habe ich natürlich zugesagt, auch meine Frau reiste mit, es war unser erster Besuch in den USA. Bei diesem sehr interessanten Symposium kam ich mit den Größen der Musky-Welt in Kontakt wie Dr. Ed Crossman, Gil Hamm und Dr. Casselman, aber auch mit Sponsoren. Alle großen Angelgerätehersteller wie Berkley, Zebco, Stren, Plano und Lowrance hatten einen Stand mit Neuheiten auf der Veranstaltung.

Bei Gesprächen mit Managern der Firma merkte ich schnell, dass sie keinen blauen Dunst vom europäischen Angelgerätemarkt hatten. Sie gingen davon aus, dass die Produkte, die sich in Amerika gut verkauften auch in Europa erfolgreich sein müssten. Nicht doch, verkehrt gedacht. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, erzählte ich meiner Frau, dass ich die Formel, um als freischaffender Berater und Angeljournalist mein tägliches Brot zu verdienen, gefunden hatte. Ich hatte vor, verschiedene dieser Firmen beim Marketing von passenden Produkten für Europa zu unterstützen. Für jeden Werktag der Woche hatte ich schnell eine Firma unter Vertrag, die mich als Berater gebucht hatte. Auch meine Frau war ganz begeistert.

Weniger begeistert war man bei der Kunststofffirma, in der ich 16 Jahre als Manager gearbeitet hatte, als ich meinen Abschied ankündigte. Die Geschäftsführung bot mir an, doch noch halbtags für sie zu arbeiten, aber das war auf Dauer keine Lösung. Am 1. Januar 1985 ging meine Ein-Mann-Firma “The Pike Ferret” offiziell an den Start, was ich bisher keine Sekunde bereut habe!

Die Köpfe hinter dem Musky-Symposium. In der Mitte links der Gründer von Musky Inc., Gil Hamm, und Hecht-Forscher Dr. Ed Crossman (Mitte rechts).

Aber jetzt die besonderen Fische

Links neben meinem Computer liegt ein Schreibblock mit einigen fast unleserlichen Notizen, auch so ein Souvenir meiner Parkinson-Erkrankung. Zum Glück kann ich mich noch erinnern, was ich mit “Hecht Schreiner”, Tigerfish Okavango” und ähnlichem gemeint habe. Das waren die Fische, die ich mir als unvergessliche Fänge notiert hatte, damit ich nicht vergesse, sie in diesem Artikel zu erwähnen. Aber durch die Bedeutung, die das “Domesday Book” auf meinen Leben hatte, sind diese besonderen Fänge bis auf einen 5-cm-Barsch nicht an die Reihe gekommen. So wie guter Wein mit längerer Lagerung immer besser wird, glaube ich, dass die Fische, die als Kryptogramme auf meinem Notizblock stehen, doch noch lebendig werden, im nächsten Teil! Nur noch etwas Geduld.

Jan Eggers

Zum 10 Teil…

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