Deutsche Ostsee, niederländische Nordsee, Dänemark, Norwegen, Island… Seit 40 Jahren fährt Werner Eiteneuer aus Wiehl in Nordrhein-Westfalen mit Angelfreunden hinaus zum Meeresangeln.
Im Herbst 1979 begann alles mit einer Kuttertour von Heiligenhafen aus, die nicht von großem Fangerfolg gekrönt war. Werner Eiteneuer berichtet:
Wir versuchten unser Glück erneut in Heiligenhafen, reisten im Folgejahr nach Eckernförde und waren danach in Süddänemark einige Jahre erfolgreich. Zwischendurch erprobten wir das Brandungs- und Molenangeln von Texel aus auf die Platten der Meere. Doch wir hatten größere Ziele. Anfangs konnten wir nur mittelgroße Fische anlanden. Das sollte sich bald ändern. In Norddänemark gelang es uns, etwas größere Exemplare an die Haken zu locken. Wir fischten von Skagen aus im Kattegat mit der MS Jesper Winter. Die Artenvielfalt war beeindruckend. Wittlinge, Köhler, Dorsche und Leng füllten schnell unsere Fischkisten. Von Hirtshals (MS Tinker) und Hanstholm (MS Yellow Rev) ging es dann zum Gelben Riff im Skagerrak. Wir wurden hier nicht enttäuscht. Unsere Fangkörbe füllten sich und es waren viele große Dorsche dabei. Der größte von uns gefangene Dorsch wog 17,5 kg.“
Auf nach Norwegen
Mit einem geliehenen Kleinbus mit Anhänger ging es in den folgenden Jahren nach Fjordnorwegen. Die geschützte Lage unserer Angelgebiete erlaubte ein Fischen an allen Tagen, da es dort im Sommer nicht dunkel wird auch zu allen Tages- oder Nachtzeiten. Wir konnten hier Dorsch, Wittling, Pollack, Leng, Lumb und in großer Stückzahl Seehecht verhaften. Zuvor fingen wir als Köder einige Makrelen, die aber auch in der Küche gut ankamen. Norwegen hat uns nie enttäuscht. Wir werden aber alle nicht jünger. Es gibt doch noch so viele andere Ziele.
Jubiläum in Island
Deshalb entschieden wir uns für Island, wo wir inzwischen zum vierten Mal fischten. In diesem Jahr konnten wir dort in Sudavik bei Traumwetter unser 40-jähriges Meeresangel-Jubiläum feiern. Zu jedem Ferienhaus gehört ein kleiner Mietwagen. Ideal für den Einkauf in der 15 Autominuten entfernten Hauptstadt der Westfjorde (Isafjördur, 3.500 Einwohner). Hier findet man in zwei Supermärkten ein reichhaltiges Angebot. Man muss nicht unbedingt auf isländische Spezialitäten wie gegrillter Schafskopf oder geräucherte Papageientaucher zurückgreifen. Am besten schmeckt sowieso der selbst gefangene Fisch.
Je nach Angeltiefe und Drift kann hier mit 200-600 g schweren Pilkern auf alle Meeresräuber gefischt werden. Ein zusätzlicher roter Gummi-Makk erhöht die Anzahl der Bisse. Doch bitte nicht mehr als einen Beifänger. Bei den riesigen Fischschwärmen sind schnell alle Haken besetzt und bei der Größe der Fische ist in der Regel mit dem Bruch der Schnur zu rechnen. Auch halbe oder kleine Köhler (ruhig bis 30 cm) sowie Fischfetzen sind sehr fängig. Gummifische um die 30 cm Länge werden auch gerne genommen.
Um gezielt auf Seewolf (Steinbeißer) zu angeln, gibt es spezielle Seewolfklopfer. Man lässt sie mit einem Fischstück beködert auf den Grund aufschlagen. Diese Geräusche wecken die Neugier der Steinbeißer. Aber nicht weniger Erfolg hat man mit dem Pilker. Diesen lässt man ebenfalls auf Grund aufschlagen, wartet einen kleinen Moment und beim Anheben erfolgt auch schon sofort der Anbiss. Mit einem speziellen Rotbarschvorfach kann gezielt an bestimmten Stellen in ca. 130 Meter Wassertiefe auf die Stachelritter der Meere gefischt werden.
Schon am ersten Tag konnte in diesem Jahr neben vielen Dorschen und Steinbeißern bis 90 cm ein Dorsch von 110 cm angelandet werden. Nachdem wir am zweiten Tag vormittags gezielt auf Rotbarsch fürs Abendessen fischten, gelang einem Angelfreund der Fang eines Dorsches von 126 cm. Alle waren sehr erfolgreich: Dorsche bis 100 cm, Steinbeißer bis 90 cm, Schellfisch bis 70 cm, Rotbarsch bis 55 cm.
Ein weiterer Großdorsch biss am zweiten Tag auf 300-Gramm-Pilker. Mit 131 cm Länge brachte er 18 kg auf die Waage. Gefangen in 37 Meter Wassertiefe. Am letzten Tag der Tour konnten wir sogar noch einen Dorsch von 132 cm überlisten. Und all dies im geschützten Fjord, in Wassertiefen zwischen 35 und 60 Metern.
Kulinarisches
Wir haben uns überwiegend von selbst gefangenen, frischen Fischen ernährt. Wir gönnten uns einen gemischten Fischauflauf mit Reis, Schellfisch im Speckmantel mit Bratkartoffeln und Gurkensalat, Dorsch in Senfsauce mit Kartoffeln und gemischtem Salat, Rotbarschteller…
Um etwas Abwechslung in den Speiseplan zu bringen, bereiteten wir auch isländische Lammkeule zu. Kaum Fett, sehr lecker und recht preiswert. Die Tiere sollen laut Überlieferung die Kräuter und Gräser der kargen, hügeligen Landschaft verspeisen, bei Ebbe die vom Meer freigegebenen Algen.
Nach einem wunderschönen Angeltag war es für uns ein Hochgenuss, die bei Niedrigtemperatur acht Stunden im Backofen gegarten Lammkeulen in unserem Wohnzimmer mit Fjordblick gemeinsam zu verspeisen.
Unser Fazit nach 40 Jahren
In 40 Jahren haben wir das Meeresangeln in Höhen und Tiefen erlebt. Bilderbuchwetter wie auch stürmische See, volle Fischkisten, aber auch abends manchmal nur Fischstäbchen aus dem Supermarkt in der Pfanne.
Für unsere Jubiläumstour konnten wir uns keine besseren Bedingungen und Fangerfolge wünschen. Wir alle werden noch lange von diesen grandiosen Eindrücken zehren. Da diese Island-Angelreise viel organisatorisches Geschick erfordert, ist die Buchung über einen renommierten Angelreiseveranstalter zu empfehlen. Wir waren bisher mit „Andrees Angelreisen“ sehr zufrieden. Aber auch andere namhafte Anbieter werden die Wünsche der Angler erfüllen. Unsere nächste Island Tour ist schon geplant und gebucht und wir freuen uns auf noch viele Fische bis zu unserem 50-jährigen Meeresangel-Jubiläum.
Werner Eiteneuer