ANZEIGE

Zielfisch Zander: Kopf-Kurs

8290


Zielfisch Zander: Kopf-Kurs

Welcher Jig für welche Situation? Johannes Dietel schafft Klarheit.

Mit immer moderneren Angelmethoden und feinerem Gerät sind auch die Ansprüche an den Jig-Kopf gestiegen. Für fast jede Situtation gibt’s inzwischen einen speziellen Bleikopf. Da ist es nicht immer ganz leicht, sich für den richtigen zu entscheiden. Im folgenden möchte ich zeigen, welche Formen es gibt, und wann sie eingesetzt werden.

1. Rundkopf: Der Rundkopf ist der Klassiker, den man für fast jede Angelart nehmen kann. Wenn man ihn an loser Leine fallen lässt, hält er den Gummifisch nach dem Aufprall auf dem Grund kurz in der Senkrechten, um dann langsam umzustürzen. Diese Eigenschaft prädestiniert ihn vor allem fürs Angeln mit No-Action-Shads, die man kurz anzupft und dann
an entspannter Schnur zum Grund sausen lässt.

2. Erie-Jig: Durch die relativ weit hinten und über dem Schwerpunkt liegende Öse springt der Erie-Jig nicht so hoch wie andere Formen. Weil die Öse zentral über dem Schwerpunkt sitzt, hält er den Gummifisch im Wasser in einer horizontalen Position. Deshalb setzen besonders Vertikal- und Schleppangler auf dieses Modell. Aber auch beim Uferfischen gibt es klassische Erie-Jig-Situationen: Wer im tiefen Wasser lang gezogene Sprünge mit einer perfekten Gleitphase über dem Grund erzielen will, ist mit diesem Kopf richtig beraten. Ein weiterer Vorteil dieser Form: Nach dem Erreichen des Grundes steht der Schwanz des Köders in die Höhe, so dass die Fische leichter zupacken können.

3. Fischkopf: Die seitlich abgeflachte und nach vorne spitz zulaufende Form bietet in der Sinkphase wenig Wasserwiderstand. Eine perfekte Stromlinienform erhält man, wenn man den Köder an dessen Schnauze ein wenig kürzt, so dass Kopf und Gummi einen flüssigen Übergang bilden. Durch diese Aerodynamik erreicht ein Fischkopf bei gleichem Gewicht schneller den Grund als alle anderen Formen. Das sollte man sich vor allem beim Angeln in der Strömung oder in größeren Tiefen zunutze machen. Man kommt mit weniger Gewicht zum Grund, und die Fische müssen weniger Blei inhalieren, was oft zu einer besseren Bissausbeute führt.

Autor mit Zander aus 13 Metern: Gerade in tiefen oder stark strömenden Gewässern ist der „Fischkopf“ erste Wahl.

4. Bananenkopf: Beim Bananenkopf sitzt die Öse sehr weit vorne. Dadurch hebt dieser Kopf beim Jiggen besser vom Grund ab. Die Banane ist ideal, um im Flachwasser auf größere Distanzen zu fischen.

5. Football-Jig: Durch den breiten und quer zum Haken verlaufenden Kopf kann dieser Jig sich nicht so leicht in Ritzen zwischen Steinen verfangen. Er ist bestens geeignet, um Steinpackungen zu beangeln. Hänger gibt’s zwar auch damit, aber eben deutlich weniger.

Berkley-Teamangler Veit Kazimiersch setzte an der Steinpackung auf den Football- Jig. Lohn ist ein schöner Barsch.

6. Torpedo Jigs/Tube Jig: Die Idee hinter dieser Jig-Kopf-Form ist, dass möglichst viel vom Blei im Köder verschwindet. Deshalb wurde das Gewicht um den Schenkel gegossen. Bei maximaler „Tarnung“ verleiht diese Leichtbauweise (Torpedo Jigs wiegen selten mehr als vier Gramm) den Gummis ein natürliches Schwimmverhalten. Am häufigsten finden Torpedos Verwendung beim Angeln mit so gennanten Tubes. Das sind hohle Gummiköder mit vielen Fransen, in die man sie einfach hinein schieben kann.

7. Stand-Up-Jig: Die Fische können den Köder einfacher inhalieren, wenn er mit seinem Schwanz nach oben zeigt. Der Stand-Up-Jig trägt diesem Umstand konsequent Rechnung. Er ist eine Weiterentwicklung des Erie-Jigs. Die breite Auflagefläche verhindert, dass der Köder nach dem Aufprall gleich umkippt. Der relativ dünne Bleisockel kann ganz einfach verbogen werden. Dadurch ist der Winkel, in dem der Köder vom Boden absteht, frei wählbar und kann der Angelsituation angepasst werden.

8. Wobbler-Jig: Beim Wobbler-Jig wurde das Blei in die Form eines Suppentellers gebracht. Mit nach vorne gerichteter Mulde steht es im 90-Grad-Winkel zum Haken. Beim Einkurbeln verdrängt dieser Kopf also viel Wasser und versetzt den Köder so in eine Schlingerbewegung. Gummis können damit einfach eingekurbelt oder geschleppt werden.

9. Slider-Jig: Die Slider-Jig-Konstruktion soll ebenfalls ermöglichen, dass man Gummis ähnlich wie Wobbler fischen kann. Dazu wurde die Bleimurmel platt geklopft und die Öse recht weit hinten angebracht, so dass eine Art Tauchschaufel entsteht. So wird der Köder beim Einholen in einer Tiefe gehalten. Außerdem begünstigt die Form den Köderlauf.

10. Fireball-Jig: Entwickelt wurden sie für das Fischen mit toten Köderfischen vertikal unter dem Boot. Der kurze Hakenschenkel gewährleistet ein möglichst freies Spiel des Köders, die meist hohen Gewichte sind für das Vertikalangeln nötig. In eine zusätzliche Öse wird ein Extra-Haken an kurzem Vorfach (engl. Stinger-Hook) eingehängt, an dem sich die meisten Fische haken. Doch auch beim Angeln mit Gummifischen können die Fireballs sehr nützlich sein. Mit ihnen kann man auch kleine Köder gut im Tiefen präsentieren. Herkömmliche Köpfe gibt’s nämlich meist nicht mit kleinen Haken und hohem Gewicht.

Für den Fall, dass die Fische nicht auf den unlackierten Fireball reagieren, halten die Hersteller Modelle mit Zusatzreizen bereit: Manche Modelle locken mit integrierten Rasseln, andere mit großen Augen, und die nächsten leuchten dank ihrer phosphoreszierenden Lackierung.

11. Fransen-Jig: Die Jigs mit den vielen kleinen Fransen werden mit einem No-Action-Shad aufgerüstet, also nicht etwa blank gefischt. Die Amis nennen den Köder dann „Trailer“, weil er nur die Ergänzung zum eigentlichen Reiz – den Fransen – darstellt. Wenn man die Jigs zu schnell führt, sehen die Fransen unter Wasser aus wie ein hüpfendes Krautbüschel. Zupft man sie aber einigermaßen langsam über den Boden, entfalten sie ein verführerisches Spiel. In leichter Strömung kann man den Köder sogar einfach nur auswerfen und liegen lassen, bis ein Fisch durch das vom Wasserdruck entfachte Gewusel der Gummi-Tentakeln aufgestachelt wird und zugreift.

12. Cigar-Jig (Dorschbombe): Die spitz zulaufende Form erinnert an eine Rakete. Aber anstatt in den Himmel zu donnern, reißt dieser Kopf die Gummis rasant in die Tiefe. Er wird hauptsächlich beim Meeresangeln eingesetzt.

13. Wechsel-Jigs: Auswechselbare Köpfe sind die Markenzeichen der Wechsel-Jigs. Man muss nur noch den Haken in den Köder schieben und kann dann frei wählen, welchen Bleikopf man nimmt. Bei einigen Herstellern geschieht dies über ein Gelenk, bei anderen über speziell geformte Bleiköpfe. Bei den Gelenken erhält der Köder zusätzliches Spiel und verfängt sich nicht so häufig am Grund.

14. Schraub-Jig: Ein Kopf für alle Ködergrößen ab acht Zentimeter – das ist das Konzept dieses speziellen Jigs. Er besteht aus einem Bleikopf (Rundkopf- oder Erie-Form) und einem Korkenzieherfortsatz, den man dann in den Gummifisch schraubt. An der Öse wird ein Stinger-Hook befestigt. Köderwechsel gehen beim Angeln so einfach von der Hand, dass man ohne Mühe mit den Ködern experimentieren kann.

15. Spinning-Jig: Mit einem Spinnerblatt ausgestattete Jig-Köpfe senden zusätzliche Druckwellen und Lichtreflexe in Richtung Räuber. Das kann den Fischen vor allem in trüben Gewässern helfen, den Köder wahrzunehmen. In stehenden und mäßig fließenden Gewässern kann man den Köder ganz normal über den Grund jiggen. In der Strömung treibt der Kopf aufgrund der großen Angriffsfläche jedoch zu sehr ab. Dann bringt einfaches Einkurbeln die meisten Bisse.

16. Schwimm-Jig: Wir unterscheiden Jigköpfe mit Softkörpern (z.B. Gum-Drop-Floater von Northland) und solche mit einem lackummantelten Hartschaumkörper (z.B. die High-Ball-Floater von Northland). Die Gum-Drop-Floater treiben etwas weniger stark auf und sind dazu da, an einem 40 bis 100 Zentimeter langen Vorfach hinter einem Walkerblei über den Grund geschleppt zu werden. Die stärker auftreibenden High-Ball-Floater werden an einem rund 30 Zentimeter langen Springer etwa einen Meter über dem Endblei am Vorfach angebracht, so dass man mit ihnen den Grund abfischen kann. Der Köder bewegt sich sowohl beim Jiggen als auch beim einfachen Einkurbeln knapp über dem Grund und bleibt immer im fängigen Bereich. Da der direkte Kontakt des Köders mit dem Boden vermieden wird, kommt es bei dieser Angelei kaum zu Hängern.

17. Balance-Hook: Durch den aus Blei bestehenden Jackson Balance Hook kann man die Schnur so durchfädeln, dass er am Dropshot-System immer im rechten Winkel absteht. Dadurch liegt der Köder bei gespannter Schnur gerade im Wasser und spielt seine volle Stärke aus. Das Gewicht am Haken ermöglicht einen sehr direkten Köderkontakt.

Spitz und hart

Die Qualität des Hakens entscheidet darüber, wie leicht er ins Maul eindringt, und wie arg ein Fisch dann ziehen kann, bis er aufbiegt. Dünndrähtige Haken mit einer feinen Spitze dringen leichter ein. Weil solche Modelle relativ schnell aufbiegen, eignen sie sich aber nur zum Barsch- und leichten Zanderangeln. Sie fassen schnell und zuverlässig in den Knorpel-Mäulern der Stachelritter und halten zumindest kleine und mittlere Exemplare zuverlässig. Sobald man aber versucht, diese dünnen Haken in das Maul eines Großhechtes oder eines ordentlichen Zanders zu hämmern, wird’s eng. An der knochenharten Gaumenplatte der Räuber biegt man einen zu dünnen Haken nämlich schon mit einem satten Anhieb auf, vom Drill dann ganz zu schweigen. Deshalb kommen in diesem Fall nur Qualitäts-Haken (am liebsten von Owner) infrage, die durch nadelscharfe Spitzen und zugresistenten Stahl bestechen.

Damit der Gummifisch nicht so leicht verrutscht, sind fast alle Jigköpfe mit einer Abrutschversicherung versehen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Widerhaken oder Bleiknubbel. Da die Widerhaken den Gummifisch zerreißen können, drückt man diese am besten an. Die Knubbel entferne ich in der Regel ganz, um die Gummis dann anzukleben oder mit Schrumpfschlauch zu befestigen. Das gilt vor allem fürs Angeln mit schlanken Gummifischen, die nicht so viel Fleisch haben, in das man die Bleiknubbel versenken kann, ohne dass sich das Gummi verbeult.

Anti-Rutsch-Vorrichtungen: Knubbel (o.) und Widerhaken (M.); beim unteren Modell sollte das Gummi geklebt werden.

Den Trick mit dem Schrumpfschlauch habe ich mir übrigens von den Jungs vom Berkley-Meeresteam abgeschaut. Da Gummi auf Gummi deutlich besser hält als auf Metall, schieben sie ein Stück Schlauch über den Schenkel und fixieren ihn durch kurzes Erhitzen mit dem Feuerzeug. Dann wird der Gummifisch aufgezogen – fertig. So erspart man sich das manchmal lästige Hantieren mit dem Sekundenkleber.

Die richtige Größe

Ködergröße (cm) 2-4 5-6 7-9 10-12 13-15 16- 20 21-35
Hakengröße 6-4 2-1/0 1/0-3/0 3/0-4/0 4/0-6/0 6/0-7/0 6/0-8/0

Ab einer Ködergröße von 15 Zentimetern empfiehlt Johannes Dietel dringend Zusatzdrillinge. Mit Einzelhaken gibt‘s sonst zu viele Fehlbisse.

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang