Draußen ist‘s eisig, und die Fische wollen einfach nicht beißen. Doch Dietmar Isaiasch hat die Lösung: das Fireballsystem. Von Dustin Schöne
Es ist sechs Uhr morgens, als ich mich mit Dietmar zum Angeln treffe. Wir wollen sein Boot am Niederrhein trailern, um Hechte, Barsche und Zander aus ihren Winterquartieren zu locken. Eiseskälte, Nebel und ein plötzlicher Wetterwechsel lassen, wie ich finde, auf keinen guten Angeltag hoffen. Doch Dietmar ist zuversichtlich: „Für schwierige Angeltage habe ich immer ein Fireballsystem mit Köderfischen dabei, das bringt uns sicher den ein oder anderen Räuber.“ Zum Angeln mit dem „Feuerballsystem“ benötigt man spezielle, grell gefärbte Bleiköpfe, die sich durch einen extrem kurzen Hakenschenkel auszeichnen, Angstdrillinge und natürlich Köderfische. Auf die Frage, ob Dietmar sich die kleinen Plötzen und Barsche immer selbst angelt, antwortet er: „Nein, dafür bin ich zu faul – die bestelle ich dann doch lieber im Internet bei www.frostfutter.de.“
Mittlerweile ist es 7.20 Uhr. Im Dunkeln versuchen wir, mit dem Boot den Eingang eines Baggersees zu finden, der in Verbindung zum Niederrhein steht und für die heimischen Räuber die perfekte Winter-WG darstellt. „Da geht was“, sagt Dietmar. Hier geht sicher nichts, stellen wir wenig später fest! Denn als wir endlich den Eingang gefunden haben und in den Baggersee hineinfahren, gibt es plötzlich einen lauten Schlag. „Mist, der See ist zugefroren, das hätte ich jetzt nicht gedacht.“ Dietmar ist leicht irritiert und versucht, mit seinem Alukahn den Eispanzer zu durchbrechen, denn in der Mitte des Sees ist die Wasserfläche eisfrei. Doch er ist einfach zu dick. Leider auch zu dünn, um aufs Eisangeln umzusteigen. „Würde aber passen“, sagt Dietmar. Denn das ursprüngliche Fireballfischen kommt vom Eisangeln. „Und es funktioniert immer noch klasse. Wer einen See befischt, der zugefroren ist, sollte die ‚Feuerbälle‘ unbedingt mit aufs Eis nehmen.“ Generell funktioniert das System überall dort, wo man vertikal fischen kann: an Spundwänden, am Eisloch, vom Boot oder vom Steg aus. Zum Werfen ist es allerdings ungeeignet!
Zwischen Eisschollen und Industrieschiffen
Uns bleibt also keine andere Wahl: Wir müssen das Gewässer wechseln. Vom Niederrhein auf einen Baggersee der Maas. Hier fahren regelmäßig Industrieschiffe, die die Eisdecke durchbrechen. Dietmar und ich können uns also um die Schollen herumschlängeln und vertikal fischen. Der Raubfisch-Weltmeister ist jetzt hochmotiviert und montiert einen kleinen Kaulbarsch am Fireball. Dazu durchsticht er mit dem kurzen Hakenschenkel des „Feuerballs“ Unter- und Oberkiefer des toten Fischchens. „Die Hakenspitze muss auf Höhe der Nasenöffnung herauskommen“, erklärt der Experte. Dann montiert er den Angstdrilling an der Flanke des Kaulbarschs. Als kleines Extra zieht Dietmar danach noch ein Stück Gummi über den Haken – damit fixiert er den Köderfisch und sorgt für einen besseren Lauf des Fireballsystems.
„Klappt besser als ich dachte“, sage ich zu Dietmar, als er gerade einen kleinen Zander drillt. Wenig später gleitet auch schon der nächste Räuber in die Maschen des Keschers. Ein schöner Barsch von über 40 Zentimetern Länge. Dietmars Erfolgsrezept: Er führt den Köderfisch am Fireball extrem ruhig. „Im Win-ter haben die Fische ihren Stoffwechsel heruntergefahren – sie bewegen sich jetzt langsam. Da wäre eine hektische Köderpräsentation einfach zu unnatürlich.“ Er hebt den „Feuerball“ etwa zehn bis 15 Zentimeter vom Boden ab, lässt ihn einige Zeit über dem Grund schweben, um ihn dann wieder an gestraffter Schnur langsam bis zum Gewässerboden abzulassen. „Im Winter kann die Schwebe-Phase schon mal bis zu einer Minute dauern. Außerdem lifte ich den Köder auch nicht immer sofort wieder ab, sondern lasse ihn bis zu sechs Sekunden am Grund liegen“, erklärt der Raubfisch-Weltmeister. Ein weiterer Vorteil der ruhigen Köderführung: Das Fischchen hält länger am Fireball und muss nicht ständig erneuert werden.
Das richtige Gerät zum Fireballfischen
Zum Angeln mit den „Feuerbällen“ verwendet man im Prinzip die gleichen Materialien wie beim herkömmlichen Vertikalfischen mit Kunstködern: kleine Rollen in den Größen 1000 und 2500 und geflochtene Schnüre. „Als Rute verwende ich am liebsten kurze, straffe Vertikalruten, die zwischen 1,80 und zwei Meter lang sind. Ausnahmen mache ich, wenn der Gewässerboden besonders eben ist und ich mit einer so genannten „toten Rute“ fischen kann oder die Räuber besonders vorsichtig beißen. Dann verwende ich am liebsten eine Rute mit weicher Spitze. Besonders bewährt hat sich dafür die „Rozemeijer Qualifier Jointed Fireball“ in 2,10 Metern Länge“, sagt Dietmar. Während er mir alles übers Gerät erzählt, bekommt er einen harten Einschlag. Anhieb! Sitzt! Dietmar drillt souverän den Räuber, der seinen Köderfisch gepackt hat. Schon am Kampfverhalten sehen wir: das ist der größte Fisch des Tages. 65 Zentimeter und wohl genährt stellt Dietmar fest, nachdem er den Zander sicher landen konnte.
Mittlerweile ist es 12 Uhr. Nach knapp vier Stunden auf dem Wasser konnten wir neun Zander und einen Barsch ins Boot befördern. Ein Beweis dafür, dass das Fireballsystem gerade bei eisigen Temperaturen und selbst bei vermeintlich schlechten Bedingungen die Raubfische zuverlässig an den Haken lockt.