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Zielfisch Zander: Es muss nicht immer Gummi sein

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Zielfisch Zander: Es muss nicht immer Gummi sein
Beim Schleppen hält Dietmar seine Rute in der Hand. So kann er schnell reagieren.

Fast schon in Vergessenheit geraten: Zander lassen sich prima mit Wobblern abschleppen. Von Dietmar Isaiasch

Jetzt rasch die Rute heben! Es wird flacher“, rufe ich meinem Freund zu, als wir mit dem Boot entlang der Abbruchkante fahren. Zu spät – schon schlägt seine Rutenspitze nach unten. „Toll, jetzt hängt er fest“, denke ich und bücke mich zum Köderretter. Doch dann beginnt mein Kumpel zu pumpen. Der Hänger lebt. Mit kräftigem Kopfschütteln meldet sich ein Räuber. Ein schöner Zander hat den Wobbler gepackt. Den Wobbler? Ja, genau, denn diese Köder sind auch heute noch echte Fangmaschinen. Viele Spezialisten haben sich zwar mit dem Aufkommen der Gummis von ihren Zanderwobblern verabschiedet. Doch es gibt Tage und Gewässer, an denen die Wobbler eindeutig die Nase vorn haben. Man wird mit ihnen zwar nicht zwingend viele Zander fangen, aber im Durchschnitt sind die Fische größer als bei der Gummifisch-Angelei.

 

Ein Kumpel von Dietmar war mit einem schlanken Wobbler erfolgreich. Sie imitieren die Beute der Räuber perfekt.

Boot und Technik: Schlepp-Ausstattung

Wer an großen Gewässern schleppt, sollte ein ausreichend großes Boot mit Verbrennungsmotor, E-Motor und Rudern besitzen. Mit dem Verbrennungsmotor fährt man zum Angelplatz, während mit dem E-Motor geschleppt wird. Es ist ratsam, mindestens eine große 12-Volt-Reservebatterie dabei zu haben, denn sonst ist das Vergnügen schon nach wenigen Stunden vorbei. Der E-Motor ist außerdem für die Sicherheit wichtig. Gerade auf großen Flüssen wie dem Rhein herrscht reger Verkehr. Gewaltige, tonnenschwere Schubschiffe können bei voller Fahrt weder bremsen noch ausweichen. Sie wagen sich mit Ihrem Boot in deren Gebiet, und das bedeutet, dass Sie Ihre Augen überall haben und notfalls schnell reagieren müssen. Wenn dann ein Motor ausfällt, sollte sofort der Ersatz-Antrieb zur Verfügung stehen.

Ein weiteres unverzichtbares Hilfsmittel ist das Echolot. Vor allem wenn über hindernisreichem Gewässergrund mit ständig wechselndem Bodenverlauf geschleppt wird, muss man schnell reagieren. Sonst hat man alle zehn Meter einen Hänger und muss mit dem Köderretter hantieren. Wenn zwei Personen an Bord angeln, habe ich sogar noch ein zweites Gerät an Bord, so dass jeder ständig die Tiefenlinie vor Augen hat. Der Kollege fischt dann nicht blind und ist auch nicht auf die Zurufe des Kapitäns angewiesen. Und das Display gibt auch Aufschluss über Futterfischschwärme, welchen die Zander folgen. Bei der Installation muss unbedingt darauf geachtet werden, dass sich die beiden Echolot-Geber nicht gegenseitig behindern. Um ein einwandfreies Bild ohne Störung und falsche Angaben zu bekommen, müssen zwei unterschiedliche Geber mit verschiedenen Kilohertz-Bereichen verwendet werden.

Nicht zuletzt gehört aus Kostengründen immer ein Köderretter mit an Bord. Er sollte ganz einfach – am besten nur mit einer Hand – zu bedienen sein. Außerdem muss er schwer sein, um schnell den Grund zu erreichen – auch bei starker Unterströmung und Drift. Zudem sollten die ersten zwei Meter aus Kette oder Stahldraht bestehen. Die Hindernisse sind oft sehr scharf und spitz, und es wäre nicht das erste Mal, dass das Seil durchgescheuert wird, und neben dem Köder auch noch der Retter futsch ist.

Rutenspiel und Grundstruktur

Anders als beim Lachstrolling empfehle ich, beim Zanderschleppen nur mit einer Rute zu arbeiten. Da die Köder optimal in einer bestimmten Tiefe laufen sollen, bedürfen sie individueller Betreuung. Sicherlich kann man wie beim Hechtschleppen an einer Extra-Rute einen flacher laufenden Wobbler auf gut Glück hinterm Boot herziehen. Auch da wird irgendwann mal ein Zander einsteigen. Für mich ist dies aber noch kein Grund, eine solche Rute einzusetzen – sie stört und behindert mehr, als sie nützt! Ich bevorzuge eine Spinnrute von etwa 2,40 Metern Länge mit kräftigem Rückgrat für den Anhieb und einer ziemlich weichen Spitze, damit der Wobbler natürlich läuft. Wer will, kann auch auf eine 2,70 Meter lange Rute zurückgreifen. Mit ihr lässt sich durch Heben oder Senken der Spitze die Lauftiefe des Wobblers noch leichter beeinflussen.

Gute Durchschnittsgröße: Beim Schleppen beißen meist die etwas besseren Fische.

Der Trick bei der ganzen Schlepperei ist nämlich der, dass ich versuche, den Köder so gut es geht über Grund hüpfen zu lassen. Bodenkontakt ist überaus wichtig! Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Die Wassertiefe beträgt 4,5 Meter unterm Kiel. Ich fische mit einem Schwimmwobbler, der bei Zug abtaucht und durch seine breite Schaufel eine Wassertiefe von etwa fünf Metern erreicht. Und nun passiert‘s: Das Echolot zeigt plötzlich eine Erhebung in Form eines Hügels an, der bis auf drei Meter ansteigt und nach einer kurzen Fahrtstrecke steil auf die gewohnten 4,5 Meter abfällt. Das ist eine absolut heiße Stelle! Aber der Bodenkontakt wird nicht lange auf sich warten lassen – was tun? Den Köder einkurbeln und nach einigen Metern erneut einwerfen? Sicherlich nicht. Ich lasse den Köder weiter arbeiten und warte ab, bis die Schläge in der Rute Bodenkontakt signalisieren. Im gleichen Verhältnis wie die Bodenberührungen steigen, hebe ich die Rute Stück für Stück in die Höhe, bis ich keinen Kontakt mit den Steinen mehr habe. In dieser Position halte ich die Rute und beobachte die Grundstruktur auf dem Echolot. Geht’s abwärts, taste ich mich wieder langsam heran. Ich senke die Rute und suche erneut Bodenberührung. Jetzt passiert‘s: In acht von zehn Fällen gibt‘s einen kräftigen Ruck – kein Boden, sondern Fisch! Wer dicht am Grund schleppt, geht zwar ein Risiko ein, das aber oft belohnt wird.

Am liebsten fische ich mit einer kleinen Multi, die mit gut 150 Metern dehnungsarmer 0,15er Dyneema-Leine bespult ist. Als Vorfach benutze ich ein etwa 30 bis 50 Zentimeter langes Stück sehr dünnes Stahlvorfach. Falls nur ganz wenig Hechte vorkommen, nehme ich auch 0,30 Millimeter starkes Fluorocarbon gleicher Länge. Die Vorfächer dienen nicht nur zum Schutz vor den Hechtzähnen – nein, sie verhindern ein Durchscheuern der Schnur an den zahlreichen Hindernissen. Stahl und auch Fluorocarbon ist nämlich viel abriebfester als Geflochtene.

Das Gewässer und die besten Plätze

Überall dort, wo es steinige Ufer gibt, und das Wasser recht trübe ist, zum Beispiel an Schifffahrtskanälen und Flüssen, lohnt sich das grundnahe Schleppen. Die Zander werden sich im Uferbereich aufhalten und auch dort Beute machen. Versuchen Sie also immer, diesen Bereich so gut es geht abzudecken. Dabei sind Wassertiefen von drei bis fünf Metern immer im Blick zu behalten. Nur in den frühen Morgenstunden kann es im Sommer sehr interessant sein, noch flacher zu fischen. Aber unterschätzen Sie bitte nicht das Bodenprofil – also immer ein Auge aufs Echolot. Ein spitzer Stein oder ein ins Wasser ragender Zaun kann Ihnen Ihr Boot schnell reif für die Werkstatt machen.

An Kanälen und Flüssen sollte man entlang der Abbruchkante schleppen. Dort lauern die Zander am Grund.

Neben dem beschriebenen, grundnahen Fischen kann man auch im Freiwasser schleppen. Dies ist besonders in großen Seen sinnvoll. Dort stehen dem Zanderangler relativ wenig Einstände zur Verfügung: keine Uferschüttungen, Buhnenköpfe oder Steinhaufen. Die Zander jagen dort als pelagische Räuber im Freiwasser und werden hauptsächlich flach mit dem Wobbler gefangen. Trotz einer Tiefe von 30 Metern und mehr fangen wir die Zander nicht selten nur auf zwei bis vier Meter tief laufende Köder knapp unter der Oberfläche.

Gegen Wind und Strom

An trüben Gewässern werfe ich den Köder nur zehn bis maximal 15 Meter aus. Oft fische ich auch nur auf zweifacher Rutenlänge hinterm Boot, fast schon im Schraubenwasser meines Motors. Die Zander stört‘s nicht, denn sie sind an vielen dieser Gewässer Schifffahrt und Motorenlärm gewohnt. Anders als die meisten Angler fische ich gerne mit dem Strom. Das hat einen schönen Überraschungseffekt, denn die Zander stehen von Natur aus mit dem Kopf gegen die Strömung. So schwimmt dann mein Wobbler direkt auf sie zu und oft können sie dann gar nicht anders, als reflexartig zuzuschnappen. In diesem Fall verwende ich sinkende Wobbler, da sie leichter auf Tiefe zu bringen sind. Schleppe ich dagegen gegen den Strom, wirkt die Strömung zusätzlich auf die Tauchschaufel. Der Wobbler wird also kräftig nach unten gedrückt. In diesem Fall würden sinkende Modelle nur unnötig viele Hänger provozieren, weswegen ich Schwimmwobblern den Vorzug gebe.

Auch Barsche mögen die Köder. Sie sind häufiger als Hechte Beifang beim Zander-Schleppen.

Sie verwende ich auch beim Freiwasserschleppen in Talsperren und Baggerseen am liebsten. Allerdings ist dort an eine Präsentation dicht hinterm Boot nicht zu denken, denn die Gewässer sind meist recht klar, und die Scheuchwirkung des Bootes ist entsprechend hoch. Ein Sicherheitsabstand von 40 bis teilweise 60 Metern ist normal. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Schleppen gegen den Wind deutlich mehr Bisse bringt, als mit dem Wind zu fischen.

Die Erfolgsköder

 

 

Es gibt unzählige gute Wobbler, die gute Arbeit leisten und mit denen ich schon viele Zander gefangen habe. Ich bevorzuge schlanke Modelle mit einer nicht zu ausgeprägten
Köderbewegung. Ein ruhiger Lauf imitiert die Beute der Zander am besten: Ukeleis, Stinte und Maränen. Hier möchte ich Ihnen meine Lieblingswobbler nennen.

 

 

Für Flüsse und Kanäle: Mann‘s Stretch 15 und 20+, der Power Dive Minnow von Luhr Jensen, der Salmo Perch 8SDR, der Deep Tail Dancer von Rapala, der Spoonbill von Rebel, Long A von Bomber, Salmo Minnow 7SDR, Deep Thunderstick von Storm, Down Deep Husky Jerk von Rapala und der Salmo Bullhead 8SDR.

 

 

Für große Stillgewässer: Invincible Deep Runner von Nils Master, Shad Rap SSR09 und Magnum Mag 11 beide von Rapala, Salmo Sting ST12, Loudmouth Jerkbait von Mann‘s.

Schlanke Wobbler mit einem ruhigen Lauf sind Dietmars erste Wahl.

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