Dustin Schöne mit einem Rapfen, der auf den Lieblingsköder des Autors hereinfiel, den Sammy 100 von Lucky Craft. |
Es ist spannend und anspruchsvoll zugleich: das Fischen auf Rapfen. Dustin Schöne gibt Tipps, wie man die launischen Silberpfeile auf die Schuppen legt.
In einem Buhnenfeld hören Markus und ich es laut platschen. Wir sehen, wie Räuber regelmäßig in die Kleinfischschwärme stoßen. Kein Zweifel: Das sind Rapfen. Wir montieren schnell zwei Oberflächenköder und feuern sie ins Zentrum des Geschehens. Schon nach wenigen Kurbelumdrehungen attackiert ein Rapfen meinen Wobbler, verfehlt ihn aber knapp. Auch Markus‘ Köder bleibt nicht lange unbeachtet. Etwa einen Meter vor dem Boot gibt‘s einen heftigen Schlag an der Wasseroberfläche, und der Wobbler meines Kollegen verschwindet im Maul eines großen Schieds. Markus macht vor Schreck einen Satz nach hinten und fällt fast aus dem Boot – Gott sei Dank geht alles gut, und er kann einen starken Räuber von 80 Zentimetern Länge fangen.
Dieses Erlebnis zeigt einmal mehr, dass das Fischen auf Rapfen zu den wohl aufregendsten Angelarten unserer heimischen Gewässer zählt. Vor allem die ersten Fluchten, bei denen der Fisch oft mehrere Meter Schnur von der Rolle reißt, lässt viele Angler ins Schwärmen geraten. Diese besondere Kampfkraft erfordert natürlich auch passendes Gerät.
Rute, Rolle und Schnur
Die Schwierigkeit bei der Gerätezusammenstellung besteht darin, einen Kompromiss zu finden. Das Material muss stark genug sein, um den harten Preschfluchten der Rapfen Paroli bieten zu können, gleichzeitig aber nicht zu schwer, damit der Drillspaß erhalten bleibt.
Beim Uferangeln verwende ich 2,5 bis 2,7 Meter lange Ruten mit einem Wurfgewicht bis 50 Gramm. Vom Boot kommen kürzere – mit einer Länge von 2,1 bis 2,4 Meter und einem Wurfgewicht von maximal 40 Gramm – zum Einsatz. Zwei Ruten, die sich besonders bewährt haben, sind: die Rocksweeper von Abu Garcia in 2,7 Meter Länge mit einem Wurfgewicht von 15 bis 50 Gramm fürs Uferangeln, und fürs Angeln vom Boot aus die 2,1 Meter lange O-Range von Jackson mit einem Wurfgewicht von neun bis 34 Gramm.
Als Rolle verwende ich bevorzugt die Shimano Stradic in den Größen 2500 und 4000. Sie verfügt über eine super funktionierende Frontbremse, die man fein justieren kann. Zusätzlich hat sie eine hohe Übersetzung und ermöglicht dem Angler eine besonders schnelle Köderführung.
Die geflochtene Hauptschnur sollte zwischen 0,10 und 0,16 Millimeter dünn sein. Als Vorfach wähle ich Fluorocarbon in der Stärke 0,28 bis 0,35 Millimeter – es ist im Wasser für die Rapfen nahezu unsichtbar. So merken die Räuber nicht, dass die Sache einen Haken hat.
Wer sucht, der findet
Ist das passende Gerät zusammengestellt, kommt es darauf an, die Rapfen zu finden. Oft können die Jagdgründe der Silbertorpedos relativ einfach ausgemacht werden, indem man das Gewässer intensiv beobachtet. Die Oberflächenjäger sind nämlich alles andere als Leisetreter – ihre Jagd ist ein wahres Feuerwerk für die Sinne. Sie bringen das Gebiet, in dem sie rauben, regelrecht zum Brodeln. Sollten sich die Rapfen mal nicht selbst verraten, kann man sich an anderen Dingen orientieren. Die Räuber stehen nämlich besonders gerne an strömungs- und sauerstoffreichen Gewässerabschnitten. Das können Wehre, Zuflüsse, Strömungskanten oder auch der Hauptstrom sein. Wer hier seinen Köder platziert, hat oft gute Karten.
Natürlich nur, wenn er die richtigen Verführer in Verbindung mit der passenden Führung wählt. Dazu möchte ich gerne meine drei Lieblingsköder vom Boot und Ufer vorstellen und zeigen, wie man diese am besten präsentiert. Beginnen wir mit den Bootsködern:
1. Sammy 100 von Lucky Craft
Mein absoluter Lieblingsköder vom Boot ist der Sammy 100 von Lucky Craft. Mit einer Länge von zehn Zentimetern passt er prima ins Beuteschema der Rapfen. Trotz seines relativ leichten Gewichts von 14 Gramm kann man ihn erstaunlich weit werfen.
Er wird mit kurzen Rutenschlägen geführt. Beim Rapfenangeln kann man die Schläge ruhig etwas schneller hintereinander ausführen, damit der Köder hektisch auf der Wasseroberfläche läuft. Sein Zick-Zack-Lauf ähnelt dem eines Jerkbaits, und glauben Sie mir, darauf fahren die Rapfen total ab! Den Sammy bekommt man u.a. im Internet unter: www.raubfisch.com
2. Daibuzzn‘ von O.S.P
Ein absoluter Krawallmacher, dem kaum ein Rapfen widerstehen kann. Auch nicht der persönliche Rekordrapfen meines Kollegen Markus Heine. Er hat mit dem Daibuzzn‘ einen Traumfisch von 80 Zentimetern Länge gefangen. Durch seinen strömungsstabilen Lauf ist die Führung sehr einfach. Er fängt am besten, wenn man ihn, ohne viel Schnick-Schnack, schnell einkurbelt. Der Daibuzzn‘ misst knapp sieben Zentimeter und wiegt 18 Gramm. Den Wobbler bekommt man u.a. im Internet unter: www.plus-fishing.com
3. Squirrel 79 von Illex
Am erfolgreichsten auf Rapfen ist er, wenn man ihn einfach etwas schneller einholt, genauso wie den Daibuzzn‘. Ich setze ihn vor allem dann ein, wenn man die Rapfen nicht an der Oberfläche rauben sieht und die etwas tieferen Wasserschichten absuchen will. Er ist 79 Millimeter lang und wiegt 8,6 Gramm. Im Internet kann er u.a. bei www.crankheadz.de bestellt werden
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Die besten vom Ufer
Wenn ich am Ufer unterwegs bin, müssen meine Köder ganz andere Eigenschaften haben als die eben genannten: Hier müssen sie vor allem weit fliegen. Meine drei Favoriten sind:
1. Kopyto von Relax
Den 5,5 Zentimeter langen Gummifisch bestücke ich mit einem schweren Bleikopf von 30 bis 40 Gramm, damit man ihn weit werfen und ordentlich führen kann. Ich feuere ihn nämlich mitten in den Hauptstrom und hole ihn blitzschnell wieder ein, so dass er nur ganz knapp unter der Oberfläche läuft. Ein zu leichter Köder würde ständig aus der Bahn geraten und deutlich schlechter fangen. Der Kopyto kann u.a. im Internet unter www.angeljoe.de bestellt werden.
2. Spöket von Falkfish
Man kann ihn weit werfen und prima in Windeseile einholen – damit erfüllt er wesentliche Eigenschaften eines guten Rapfenköders. Meine bevorzugte Größe ist der acht Zentimeter lange Spöket. Er hat mir auch schon im Stillwasser schöne Räuber beschert – ein absolutes Muss in jeder Kunstköderbox. Erhältlich u.a. im Internet: www.meerforellenpoint.de
3. Salmo Slider Floating
Ein Jerkbait als Rapfenköder klingt für viele sicher ungewöhnlich. Aber gerade in stark befischten Gewässern fängt der sieben Zentimeter lange Salmo Slider unglaublich gut. Ich führe ihn nicht wie einen typischen Jerkbait, sondern hole ihn einfach mit schnellen Kurbelumdrehungen ein. Gerade bei uns am Rhein haben wir mit dieser Taktik tolle Fänge machen können. Mein Kollege Christian Hoch fing mit diesem Köder seinen ersten größeren Rapfen. Im Internet kann der Salmo Slider u.a. bei www.angel-ussat.de bestellt werden.
Heiße Drills trotz Hitze
Übers Jahr betrachtet, hatte ich die besten Erfolge beim Rapfenangeln kurz nach der Schonzeit Ende Juni und im September. Das schöne an den Silberpfeilen ist aber, dass sie einen auch nicht im Stich lassen, wenn es draußen brütend heiß ist, und eigentlich kaum ein anderer Räuber beißen mag. Deswegen ist das Rapfenangeln prädestiniert für den Hochsommer. Also, worauf warten Sie noch? Machen Sie sich ran an die Rapfen!
Dustin Schöne
Extra-Tipp: Streamern mit Karnickel
Der Rapfen ist ein Fisch, der sich sehr gut mit der Fliegenrute und einem Streamer fangen lässt. Insbesondere im Frühjahr und Frühsommer, wenn sich die Schieds auf besonders kleine Beutefische eingeschossen haben, ist ein aufreizend geführter Streamer oft der Topköder überhaupt. Ich setze bevorzugt Streamer bis fünf Zentimeter Länge, am liebsten aus Kaninchenfell gebunden – im Fachhandel als Zonker bekannt – ein.
Die beste Farbe, so jedenfalls meine Erfahrung, ist weiß. Die Kaninchenstreamer spielen schon bei der langsamsten Bewegung sehr aufreizend im Wasser. Da kann kein Rapfen widerstehen. Auch klasse fangen kleine Popper, die sehr auffällig an der Oberfläche ploppen. Die Köderführung kann ruhig schnell ausfallen. Strippen Sie die Fliegenschnur mit langen Zügen ein, so dass der Köder flott an der Wasseroberfläche läuft. Zu schnell geht bei Rapfen nicht! Natürlich können Sie den Köder auch mal kurz im Wasser stehen lassen. Manchmal wirkt ein Köderstopp Wunder.
Mein Gerät besteht aus einer selbstgebauten 7er bis 8er Rute in einer Länge von 2,75 Metern. Damit gelingen mir recht weite Würfe, und ich habe genügend Reserven, um auch mal einen Großrapfen zu bändigen. Eine schwimmende Schnur ist für die Oberflächenangelei natürlich die richtige Wahl, ich verwende die Lee Wulff Bass Taper. Ein spezielles Fliegenvorfach lasse ich weg. Ich benutze stattdessen ein Vorfach aus zirka einem Meter 0,35er Monofil. Daran binde ich eine zirka 80 Zentimeter lange Spitze aus Fluorocarbon mit etwa fünf Kilo Tragkraft. Das ist selbst für dicke Rapfen ausreichend und sehr unauffällig. Die Rolle sollte passend zur Flugschnur gewählt sein – ich fische ein Großkernmodell des deutschen Herstellers Vosseler. Die Spule ist mit rund 100 Meter Backing, 15 Kilo Tragkraft, gefüllt. Dazu nehme ich ganz günstige Dyneema. Das ist billiger und genauso gut wie spezielles Backing.
Jan Gutjahr