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Zielfisch Karpfen: Karpfen mit Humor

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Zielfisch Karpfen: Karpfen mit Humor

Sie vermissen das Piepen Ihres Bissanzeigers? Vielleicht angeln Sie mit dem falschen Köder.
Sascha Becker kennt da einen, der auch an stark befischten Gewässern fängt: die Kichererbse.

Boilies, Pellets, Hartmais und Tigernüsse zählen wohl zu den bekanntesten Ködern der Karpfenangler. Insbesondere Erstere haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. Gewiss sind diesen Proteinbomben schon unzählige Fische zum Opfer gefallen, doch was macht man an einem Gewässer, an dem die Karpfen die Boilie- und Flavoursorten besser kennen als manch ein Angler? Es muss ein Köder her, bei dem die Rüssler keinen Verdacht schöpfen. Das ist vor allem wichtig, wenn man es auf die Kapitalen abgesehen hat.

Vor etwa einem Jahr bin ich durch Zufall auf einen Köder gestoßen, der dieses Problems löst. Mein Kumpel Christian besorgte sich bei einem Bekannten ein paar Kilo trockene Kichererbsen. Als ich ihn fragte, was er damit wolle, antwortete er nur: „Es ist wieder mal an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren.“ Trotz Bedenken, ob die Karpfen diesen Köder überhaupt annehmen würden, schloss ich mich dem Vorhaben an – und es klappte! Schon nach wenigen Wochen stellte sich der Erfolg ein. Seitdem fangen wir an überfischten Gewässern auf einmal Karpfen wie nie zuvor. Nicht nur die Anzahl der überlisteten Fische, sondern auch die Durchschnittsgewichte sind weit besser als in der Vergangenheit. Christian und vor allem ich waren davon mehr als überrascht und beschlossen zugleich, die Kichererbsen in der folgenden Saison ausgiebig zu testen. Dabei haben wir diverse Erfahrungen gemacht, die ich im Folgenden gerne schildern möchte:

Köder aus dem Internet

In den seltensten Fällen können die Kichererbsen direkt im Angelladen gekauft werden. Falls dies jedoch der Fall sein sollte, dann sind oft nur kleine Mengen zu relativ hohen Preisen erhältlich. Ich empfehle daher den Blick in das Internet. Wer „googelt“, wird sehr schnell fündig und kann dazu noch viel Geld sparen. Bestellmengen bis zu 25 Kilogramm sind kein Problem. Wem der Online-Kauf aber zu umständlich ist, der kann versuchen, die Erbsen im Gartencenter oder im Raiffeisenmarkt zu beziehen. Beachten sollte man jedoch, dass es dunkle und helle Kichererbsen gibt. Preislich liegen die beiden Sorten in unterschiedlichen Segmenten. Die dunkle Variante ist fast doppelt so teuer wie die helle. Das ist auf den besseren Geschmack zurückzuführen. Der Nährwert der beiden Typen ist jedoch fast identisch, weshalb ich mit der günstigeren Sorte fische. Diese Variante fängt hervorragend! Der Durchschnittspreis liegt bei etwa zwei Euro pro Kilogramm.

Neben den Kichererbsen zieht Sascha Becker Schaumstoff aufs Haar. So versinkt der Köder nicht im Schlamm und kann vom Karpfen einfacher eingesaugt werden.

Die trockenen Kichererbsen sind allerdings steinhart und eignen sich keinesfalls fürs Angeln. Deshalb ist es notwendig, die Partikel, genau wie Hartmais und Tigernüsse, einer Vorbehandlung zu unterziehen. Die ist aber sehr simpel: Ich lasse die gewünschte Menge etwa drei bis fünf Minuten aufkochen und anschließend für eine Nacht im Wasser liegen. Die Kichererbsen quellen auf und werden weich. In diesem Zustand lassen sich die Partikel einfach anködern und sind für die Fische leicht verdaulich.

Das gewisse Etwas

Selbstverständlich kann man die Erbsen mit diversen Dips und Flavours aromatisieren. Doch abgesehen von den herkömmlichen Methoden, gibt es noch ein anderes Verfahren, den Geschmack der Köder zu verbessern. Dazu befeuchte ich sie zirka ein bis zwei Stunden vor dem Angeln. Dann vermenge ich sie mit Fischmehl oder Karpfenfutter. Nach gründlichem Durchmischen der Masse lasse ich die panierten Erbsen bis zum Angelbeginn trocknen. Dabei bildet sich eine Kruste, die am Köder kleben bleibt, bis sie am Gewässergrund angekommen ist. Erst dort löst sie sich von den Erbsen.

Wer die Partikelköder mit etwas Fischmehl oder Karpfenfutter vermischt, kann seine Fänge deutlich steigern.

Die Wirkung der Futterteilchen ist unverhofft groß, denn oft sind die Karpfen weit vom Futterplatz entfernt und werden so zum Fressen gelockt. Selbst Weißfische sammeln sich an der Angelstelle und machen die Großkarpfen neugierig. Dabei laufen wir als Angler nicht Gefahr, durch lästige Fehlbisse der Rotaugen gestört zu werden, denn für die Friedfische sind die Köder zu groß und zu hart!

Gerade wegen ihrer festen Konsistenz ist es vorteilhaft, wenn die Köder genau wie Tigernüsse oder Mais mittels Haarmethode präsentiert werden. Dabei benutze ich zum Aufziehen eine Ködernadel. Die Partikel werden möglichst mittig durchstochen und auf das Haar gezogen. Im Gegensatz zum Boiliefischen darf die Portion ruhig etwas größer ausfallen. Vier bis fünf Erbsen sind nicht nur ein reizvoller Köder für Großkarpfen, sondern verhindern auch lästige Beifänge von Brassen oder Ähnlichem.

Der Autor vertraut auf eine einfache Haar-Montage. Sie fängt und hat den Vorteil, dass der Karpfen bei einem Schnurbruch das Blei abschütteln kann.

Die Kichererbsen können an unterschiedlichen Rigs gefischt werden. Es kommen die unter Karpfenanglern bekannten Selbsthakmethoden zum Einsatz. Welche Montage Sie nun letztlich wählen, ist Ihnen überlassen. Ich bevorzuge aber das Safety Bolt Rig. Warum? Ganz einfach: Bei einem Schnurbruch kann der Karpfen das Blei losschütteln und ungehindert weiterschwimmen.

Auffallen um jeden Preis

Wer seinen Erfolg mit den Kichererbsen maximieren möchte, muss sicherstellen, dass sich der Köder vom Futterplatz abhebt. Das erreiche ich, indem ich die Erbsen aufpoppe. Dazu ziehe ich einfach etwas Kork oder Schaumstoff auf das Haar. Die besten Erfahrungen habe ich dann gemacht, wenn die Erbsen wie ein Schneemann auf dem Grund stehen. Selbst in schlammigen Gewässern, wenn alle anderen Partikel schon in den Boden eingesunken sind, steht der Köder dann immer noch aufrecht am Boden und kann von den Karpfen viel leichter gefunden und aufgenommen werden.

Der Autor beim Drill eines großen Karpfens.
Christian Höing wusste sofort, dass Kichererbsen ein guter Karpfenköder sind. Er hatte Recht, wie man sieht.

„Never change a winning Team!“ Dieser Spruch trifft mit Sicherheit in vielen Bereichen des Angelns zu. Doch irgendwann gelangt man an einen Punkt, an dem die gängigen Köder, die in der Vergangenheit immer gut gefangen haben, nur noch vereinzelt zum Erfolg führen. Oft werden nur Durchschnittskarpfen überlistet, weil die Kapitalen in den vergangenen Jahren dazu gelernt haben. In solchen Momenten ist Kreativität und Innovation gefragt. Unbekannte Köder wie die Kichererbsen oder auch ausgefallene Montagen können in überfischten Gewässern zu sehr guten Fängen führen.

Probieren Sie es doch auch einfach mal aus! Vielleicht sind die Karpfen in Ihren Seen und Flüssen genauso gut drauf wie an unseren Gewässern!

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