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Zielfisch Karpfen: Karpfen feederleicht

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Zielfisch Karpfen: Karpfen feederleicht

Wenn Hindernisse im Wasser sind, greifen viele Angler zu schwerem Gerät. Markus Wechsler macht das Gegenteil. Mit erstaunlichem Erfolg.

Goldener Spätsommer an der Altmühl in Bayern. Die Tage sind noch lang, und es ist zu warm für die Jahreszeit. Schlechte Karten für mich als Raubfischangler. Aber ich vertreibe mir die Zeit gerne beim Friedfischangeln. Speziell das Feedern hat es mir angetan. Die Altmühl beherbergt in ihrem Unterlauf einen hervorragenden Bestand an Weißfischen. Schöne Rotaugen, große Brachsen, Güstern und ab und zu Barben lassen keine Langeweile aufkommen.

Besonders aufregend ist es allerdings immer dann, wenn einer der zahlreichen Karpfen den Köder nimmt. Doch als ich eines Tages gleich mehrere Bisse bekomme und leider einige Fische durch aufgebogene Haken verliere, beschließe ich, mit Karpfengerät und Boilies den dicken Kerlen auf die Schuppen zu rücken.

Nach zwölf Stunden breche ich die Aktion jedoch ab. Warum? Der erste Fisch jagt gegen den Druck meines kräftigen Geräts flussab und verbarrikadiert sich in einem versunkenen Baum, der den Bibern zum Opfer fiel. Nichts zu machen! Der zweite Karpfen bringt stolze fünf Pfund auf die Waage. Toll!

In der Folgezeit sinniere ich ein wenig über die unbefriedigende Lage. Fazit: Ich bekam deutlich weniger Bisse auf Boilies als auf Dosenmais. Der gehakte Fisch erwiderte meinen Druck mit extremer Gegenwehr. Die erste Flucht war deutlich explosiver als an der weichen Feederrute. Warum also sollte ich mein Gerät nicht den Gegebenheiten anpassen und den erfolgreichen Köder weiterverwenden?

Die perfekte Kombi

Das ist die Lösung: Ich kombiniere einfach beide Methoden und greife zu einer mittelschweren Feederrute. Diese bestücke ich mit einer 2000er Stationärrolle, die mit 0,25er Monofil bespult ist. Statt des Futterkörbchens kommt eine simple Festbleimontage zum Einsatz (siehe Zeichnung). Als Haar verwende ich ein rund 20 Zentimeter langes Stück 0,40er Fluorocarbon. Dieses recht steife Material („Stiff Rig“) sorgt dafür, dass der Karpfen nach dem Biss den Köder nicht so leicht wieder ausspucken kann. Fehlen noch kleine, aber sehr starke Karpfenhaken in der Größe 6 bis 8. Sie fragen nach dem Sinn dieser Zusammenstellung?

Ganz einfach: Mit einer solchen Kombi erkenne ich den Biss, bevor(!) sich der Karpfen selbst gehakt hat und die Rute nach unten reißt. Ein leichtes Vibrieren der Spitze kündigt den Fisch an. In diesem Moment greife ich zur Rute, setze den Anhieb und kann unmittelbar nach dem Biss, dank des vergleichsweise weichen Rückgrats der Feederrute, den Karpfen ermüden. Die Folge: Es gibt keine explosiven, unkontrollierbaren Preschfluchten, so dass ich die Fische meist prima von Hindernissen fernhalten kann.

Flitzebogen: Im Drill entfaltet die Feederrute ihre volle Aktion. Der Fisch lässt sich so prima ermüden.

Hartmais am Haar

Als Köder verwende ich, wie bereits erwähnt, weiterhin Mais, allerdings nicht den aus der Dose, sondern gequollenen Hartmais. Dieser hält mir recht wirkungsvoll die vielen Weißfische vom Haken fern. Und siehe da: Zwei Körner davon am Haar bringen mir in drei Stunden deutlich mehr Karpfenbisse als zwei Boilie-Montagen an einem ganzen Tag!

Karpfen lieben Partikel wie Mais, Hanf oder Weizen. Diese Leckereien gibt‘s auch als Fertigmix von Quantum in der wiederverschließbaren Tüte.

Plötzlich kann ich auch Graskarpfen überlisten, die seit Jahren meine Köderangebote total ignorierten. Gleich der erste Fisch mit der „Zwittermethode“ ist ein 109 Zentimeter langer Bursche! Die zwei Maiskörner werden ohne Argwohn genommen, der Drill an der Feederrute ist vom Feinsten.

Im Laufe der nächsten Wochen können mein Freund Markus und ich mehrere Spiegel- und Schuppenkarpfen bis 24 Pfund landen. Für ein so übersichtliches und stark befischtes Vereinsgewässer wie die Altmühl ein sehr gutes Ergebnis! Und das alles mit minimalem Aufwand: eine Rute, Rutenhalter, Mais sowie eine Tasche mit Kleinteilen und natürlich ein geräumiger Kescher.

Markus, Namensvetter und Angelkumpel des Autors, stemmt hier einen kugelrunden Feederkarpfen von gut 18 Pfund.

Als erfolgreichste Plätze erweisen sich die tiefen Rinnen in den Außenkurven des Flusses. Die flacheren Bereiche bringen meist nur kleinere Karpfen. Mein Tipp: Fischen Sie vom gegenüber liegenden Ufer in den tiefen Bereich hinein, um den Angelplatz möglichst wenig zu beunruhigen. Ich füttere zu Beginn jeweils mit drei bis vier faustgroßen Ballen an. Die Kugeln bestehen aus Hartmais, den ich mit Paniermehl und etwas Grundfutter binde. Nach jedem gefangenen Fisch werfe ich einen weiteren Ballen an den Platz.

Zitterspiel

Nach dem ersten Anfüttern machen sich sehr schnell Fischaktivitäten in Form von Vibrieren oder Wackeln der Rutenspitze bemerkbar. Jetzt heißt es: locker bleiben! Denn es sind die neugierigen Weißfische, die sich über die Anfütterpartikel hermachen und dabei heftig gegen die Schnur schwimmen.

Simpel, aber überaus fängig: die fertig montierte Haarmontage (o.). Die Zeichnung unten verdeutlicht, wie das Ganze im Detail zusammengesetzt ist.

Dann aber hört das Gezitter schlagartig auf. Für mich das Zeichen zur Konzentration. Die ersten Karpfen rollen an der Oberfläche. Sie sind da! Ein ganz typisches feines Zittern kündigt den Biss an. Ich lege meine Hand auf den Rutengriff. Ein, zwei kleine Rucke. Anhieb! Die erste Flucht ist nicht zu stoppen, aber der Fisch prescht nicht panisch in ein Hindernis. Er sucht vielmehr sein Heil in der Strömung, wo er gegen den zähen, aber weichen Widerstand von Rute und dehnbarem Monofil sehr gut zu bändigen ist und verhältnismäßig ruhig bleibt.

Als beste Angelzeit erweisen sich beim Karpfen-Ansitz an der Altmühl die frühen Morgenstunden bis etwa zehn Uhr. Aber auch die Nachmittage bis in die Dunkelheit hinein können sehr erfolgreich sein. Bei trübem oder regnerischem Wetter sind die Fische den ganzen Tag über aktiv.

Ganz wichtig: Sie sollten immer ein Auge auf Ihre Ruten haben! Ohne Rod Pod und akustische Bissanzeiger kann die kleinste Unaufmerksamkeit sehr schnell dazu führen, dass die Rute ins Wasser gezogen wird. Mehrmals konnte ich sie im letzten Moment packen, bevor sie der Karpfen in Schlepptau genommen hätte.

Glauben Sie mir, diese Angelei auf Karpfen hat Suchtpotenzial! Als mich meine Freundin zum ersten Mal ans Wasser begleitete, war sie so beeindruckt von der morgendlichen Stimmung am Fluss, der Spannung und den schönen Fischen, dass sie den spontanen Entschluss fasste, den Angelschein zu machen…

Geräte-Check

Rute: Eine etwa 3,60 Meter lange Feederrute mit einem Wurfgewicht um die 80 Gramm, zum Beispiel die Syntec Access Feeder von Browning.

Rolle: 2000er oder 3000er Stationärrolle mit ruckfreier Bremse.

Hauptschnur: 0,25er bis 0,28er Qualitäts-Monofile wie die Quantum Specimen Line.

Vorfach: 15 bis 20 Zentimeter langes Haar aus 0,40er Fluorocarbon (Stiff Rig).

Blei: 40 bis 60 Gramm schwer.

Haken: Scharfe und stabile Haken in den Größen 6 bis 8, zum Beispiel aus der Specialist-Serie von Quantum.

Gewässer-Check

Lage: Das Altmühltal erreichen Sie am besten über die A 9 Nürnberg-München, Ausfahrt Altmühltal/Kinding.

Fischarten: Der Fluss beherbergt einen sehr guten Bestand an Karpfen und Weißfischen in teilweise kapitalen Größen. Dank des reichen Futterangebots fühlen sich natürlich auch die Räuber wie Hechte, Zander oder Aale in dem Gewässer pudelwohl. Kurzum: ein Revier, das Abwechslung pur bietet.

Erlaubnisscheine: Im gesamten Bereich des Naturparks Altmühltal können Angelkarten für diverse Teilstücke erworben werden. Die Preise liegen je nach Strecke zwischen 7 und 10 Euro am Tag. Auch Wochenkarten sind erhältlich.

Infos: Nähere Informationen zu Übernachtungs- oder Freizeitmöglichkeiten erhalten Sie unter www.naturpark-altmuehl.de

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